Eines der spannendsten Ereignisse im US-Wahlkampf steht bevor: das erste und möglicherweise einzige TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Es wird in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, den 11. September, auf dem Sender ABC ausgestrahlt – um 3 Uhr morgens, französischer Zeit. Die Debatte verspricht, ein Schlüsselmoment in der US-Präsidentschaftskampagne zu werden.
Die Regeln: Ein klarer Rahmen
Das 90-minütige Duell in Philadelphia, einem für die Wahl sehr wichtigen Bundesstaat, findet ohne Publikum statt. Weder Harris noch Trump dürfen Notizen verwenden, und zwei Journalisten werden die Kandidaten befragen. Es gibt keine Eröffnungsstatements, und jede Antwort darf nur zwei Minuten dauern. Die Kandidaten haben keine Möglichkeit, sich gegenseitig Fragen zu stellen.
Ein besonderes Detail: Das Mikrofon desjenigen, der nicht spricht, wird ausgeschaltet. Die Berater von Harris hatten gehofft, dass das Mikrofon Trumps offen bleibt, damit er sich durch Zwischenrufe oder hitzige Kommentare selbst schaden könnte – was in früheren Debatten schon vorgekommen ist.
Wer spricht wann?
Durch einen Münzwurf wurde entschieden, dass Donald Trump das Schlusswort haben wird, während Kamala Harris auf der rechten Seite des Bildschirms stehen wird. Dies könnte für Trump strategisch von Vorteil sein, denn das letzte Wort bleibt oft besonders im Gedächtnis.
Vorbereitung der Kandidaten: Unterschiedliche Ansätze
Kamala Harris hat sich akribisch vorbereitet. Sie trainierte mit einem ehemaligen Berater von Hillary Clinton aus der Wahlkampagne von 2016, der als Trump in einem nachgebauten Fernsehstudio auftrat. Ziel dieser intensiven Vorbereitung war es, die richtigen Antworten zu geben und die richtigen Akzente zu setzen, um präsidial zu wirken.
Im Gegensatz dazu gibt sich Trump wie üblich unvorbereitet – zumindest offiziell. Er verlässt sich laut eigenen Angaben auf seine Improvisationsfähigkeit. Hinter den Kulissen soll er jedoch mehrere dreistündige Vorbereitungen in seinem Golfclub in Bedminster, New Jersey, absolviert haben.
Die Ziele der Kandidaten
Für Kamala Harris ist es entscheidend, sich als würdige Präsidentin zu präsentieren und Trump als eine gefährliche Wahloption darzustellen. Sie muss sich von Joe Bidens Bilanz distanzieren, da Trump sicherlich die Themen Lebenshaltungskosten, Ukraine-Krieg und Einwanderung ins Zentrum seiner Angriffe rücken wird. Harris wird wahrscheinlich darauf abzielen, Trump als abgehobenen Reichen darzustellen, der nur an sich und seine wohlhabenden Freunde denkt.
Auf der anderen Seite muss Donald Trump versuchen, nicht zu aggressiv aufzutreten. Seine Berater rieten ihm, sich als „fröhlichen Trump“ zu präsentieren und nicht als tyrannisch wirkenden Ex-Präsidenten. Besonders das Thema Abtreibung, das Trump auf nationaler Ebene durch das von ihm in seiner Amtszeit berufene konservative Verfassungsgericht eingeschränkt hat, könnte eine Herausforderung sein, da es große Teile der weiblichen Wählerschaft für Trump verprellt hat. Er muss bei diesem Thema sensibel und weniger konfrontativ auftreten.
Fazit
Das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump wird nicht nur ein Schaukampf der Worte, sondern auch ein Kampf um das Image der Kandidaten. Harris muss Präsenz zeigen und sich von Bidens Schwächen abgrenzen, während Trump einen Balanceakt zwischen seinem üblichen „Charisma“ und Zurückhaltung meistern muss, um nicht als übermäßig aggressiv wahrgenommen zu werden.
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