Chinas Entscheidung, den Export kritischer Mineralien und Magneten zu unterbrechen, gleicht einem Donnerschlag für globale Industrien – von der Auto- bis zur Rüstungsbranche. Der Schritt, verkündet am 4. April 2025, ist mehr als nur wirtschaftliche Maßnahme. Es ist ein geopolitisches Machtspiel mit enormer Sprengkraft.
Ein gezielter Schlag zur rechten Zeit
Mit dem Einfrieren des Exports von sieben seltenen Erden, die künftig nur noch über spezielle Lizenzen ausgeführt werden dürfen, sendet China eine klare Botschaft – und trifft einen wunden Punkt. Denn ohne diese Elemente stehen viele Produktionslinien buchstäblich still: Elektroautos, Flugzeugturbinen, Halbleiter, Drohnen oder Raketen – sie alle benötigen Magnete, Legierungen und Komponenten, die ohne chinesische Rohstoffe kaum herzustellen sind.
Dass chinesische Exporteure sich nun auf „höhere Gewalt“ berufen, zeigt: Hier wurde ein Hebel betätigt, der weltweit spürbar ist.
Trump vs. China – ein neues Kapitel
Der Kontext: US-Präsident Donald Trump hatte kurz zuvor 145 Prozent Strafzölle auf chinesische Produkte verhängt. Die chinesische Reaktion folgte prompt – mit 125 Prozent Gegenzöllen und dem faktischen Lieferstopp bei kritischen Rohstoffen. Pekings Kalkül: den wirtschaftlichen Druck nicht durch Gegenprodukte, sondern durch Rohstoffe auszuüben, bei denen der Westen besonders abhängig ist.
Wer die seltenen Erden kontrolliert, kontrolliert das Tempo der Innovation – so könnte man es zuspitzen.
Weltwirtschaft in Schieflage
Für viele Länder kommt die Maßnahme zur Unzeit. Besonders die USA – trotz laufender Investitionen in eigene Produktionskapazitäten, etwa durch MP Materials – sind derzeit stark auf chinesische Lieferungen angewiesen. Auch Deutschland, Frankreich und Japan sind betroffen, da ein großer Teil der Weltproduktion an seltenen Erden in China aufbereitet und veredelt wird.
Ohne diese Kette wird selbst die Produktion hochwertiger westlicher Technologien zur Geduldsprobe.
Die internationale Gegenbewegung läuft an
Doch das globale Erwachen hat begonnen. Australien plant einen strategischen Vorrat an kritischen Mineralien, um sich besser gegen solche Engpässe zu wappnen. Großbritannien prüft die Diversifizierung seiner Bezugsquellen und will verstärkt mit der EU kooperieren. Auch Kanada und Schweden sondieren den Ausbau eigener Minen – nicht zuletzt, um künftig politisch unabhängiger agieren zu können.
Ein Wettlauf um Ressourcen ist entbrannt – diesmal nicht um Öl, sondern um Neodym, Dysprosium und Co.
Ein altbekanntes Muster
Dass China seine Ressourcen als Druckmittel einsetzt, ist nicht neu. Bereits 2010, im Streit mit Japan um die Senkaku-Inseln, wurde der Export seltener Erden nach Japan gedrosselt – offiziell nie bestätigt, aber mit enormer Wirkung. Damals wie heute wurde klar: China weiß um seine strategische Stärke.
Und nutzt sie, wenn es darauf ankommt.
Die Lehren aus der Krise
Kurzfristig werden Unternehmen weltweit improvisieren müssen: Lagerbestände strecken, Recycling intensivieren, Projekte verschieben. Langfristig braucht es massive Investitionen in heimische Förderung, neue Verarbeitungstechnologien – und vor allem internationale Partnerschaften, die auf Verlässlichkeit statt auf Einbahnstraßen setzen.
Die strategische Achillesferse „kritische Rohstoffe“ ist endgültig offengelegt. Ob daraus auch strategischer Wandel entsteht, liegt nun in den Händen der Regierungen – und der Industrie selbst.
China hat das Spiel verändert. Jetzt muss der Rest der Welt die Regeln neu schreiben.
Von C. Hatty
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