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Wird die Polizei in San Francisco, Kalifornien, bald mit Killer-Robotern ausgestattet? Die Stadt muss am Dienstag, dem 6. Dezember, der Anschaffung endgültig grünes Licht geben. Der Stadtrat hat sich bereits mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. 

In San Francisco hat die Polizei bereits Roboter: 17 an der Zahl. Kleine Geräte auf Rollen, die ferngesteuert werden und auf Erkundungstour gehen, wenn es zum Beispiel Bombendrohungen gibt oder um zu überprüfen, ob die Umgebung sicher ist, bevor wirkliche Polizisten eingreifen.

Was die Polizei (SFPD) nun tun möchte, ist, diese Roboter mit einer Sprengladung auszustatten. Damit sie Barrikaden zum Einsturz bringen können, aber auch, um sie gegen einen bewaffneten oder gefährlichen Verdächtigen zu richten, um diesen zu „verwirren“ oder zu „neutralisieren“ (mit anderen Worten: zu töten).

Ein in diesem Jahr verabschiedetes Gesetz des Bundesstaates Kalifornien verpflichtet die städtischen Polizeikräfte, militärtaugliche Ausrüstung zu inventarisieren und eine Genehmigung für deren Einsatz zu beantragen. Der Stadtrat hat bereits letzte Woche mit acht zu drei Stimmen dem Kauf solcher Roboter zugestimmt. Um Gesetzeskraft zu erlangen, muss der Vorschlag noch von der Bürgermeisterin London Breed, einer Demokratin, die schon ihre Unterstützung für den Vorschlag zum Ausdruck gebracht hat, unterzeichnet werden.

Der Einsatz von Killerrobotern darf nur ein letzter Ausweg sein. Der Stadtrat hat bereits verlangt, dass die Roboter nur dann eingesetzt werden, wenn Leben auf dem Spiel stehen und wenn es keine andere Möglichkeit gibt, einen Verdächtigen zu überwältigen. Aber „wir leben in einer Zeit, in der undenkbare Massengewalt immer mehr zur Normalität wird“, sagte der Polizeichef von San Francisco. „Für den Fall, dass sich eine solche Tragödie ereignet, brauchen wir diese technologische Option, um Leben zu retten“. Nur wenige Beamte sollen befugt sein, den Befehl zum Auslösen des Killerroboters zu erteilen.

Ein Killerroboter wurde bereits 2016 in Dallas, Texas, eingesetzt. Er war mit C-4-Sprengstoff ausgestattet und diente dazu, einen Amokläufer unschädlich zu machen, der sich in einem Parkhaus verschanzt und das Feuer auf die Polizei eröffnet hatte. Der zuständige Polizeichef war damals ausgiebig gelobt worden. Er hat das Experiment jedoch nicht wiederholt. Dazu muss gesagt werden, dass diese Methode in der öffentlichen Meinung sehr schlecht ankommt.

Die Bürger wollen kein Science-Fiction-Szenario.
Am Montag fand vor dem Rathaus eine Kundgebung mit folgenden Slogans statt: „Science-Fiction hat keinen Platz in San Francisco“ oder „Wir weigern uns, die Stadt in ein Kriegsgebiet zu verwandeln“.

Die Debatte wurde auf nationaler Ebene von Vereinigungen neu entfacht, die die zunehmende Militarisierung der Polizei anprangern und vor allem befürchten, dass nach San Francisco auch andere Städte sich mit solchen Killer-Robotern ausrüsten werden.

„Das ist eine schreckliche Politik und das genaue Gegenteil davon, wie die Polizei Roboter einsetzen sollte“, reagierte Paul Scharre, Vizepräsident des Center for a New American Security, einem in Washington ansässigen Think Tank, auf Twitter. „Der Vorteil von Robotern ist, dass sie mehr Distanz zwischen den Ordnungskräften und einer Bedrohung schaffen, eben damit diese keine tödliche Gewalt anwenden müssen“, fügte er hinzu und wies darauf hin, dass Polizisten viele Möglichkeiten haben, einen Angreifer zu neutralisieren, ohne ihn zu töten — Taser, Blendgranaten, Tränengas etc..

Hillary Ronen, Mitglied des Stadtrats von San Francisco, befürchtet, dass die Roboter eine „falsche Distanz, die es leichter macht, die Person zu töten“, erzeugen. „Wir wollen nicht, dass es einfach ist. Wir wollen nicht diese Distanz und diese Entfernung von den emotionalen Auswirkungen des Tötens, des Nehmens des Lebens eines Individuums, schaffen.“

Bisher bedienen sich die US-Polizeibehörden nur sehr selten dieser Killer-Roboter. Im vergangenen Jahr zum Beispiel gab die New Yorker Polizei einen von ihr gemieteten Roboterhund nach negativen Reaktionen der Öffentlichkeit früher als geplant zurück: Die Bürger fühlen sich nicht wohl bei der Vorstellung, dass Maschinen Menschen jagen. Ebenfalls in Kalifornien, in Oakland, wurde die Idee, Roboter mit Gewehren auszustatten, angesichts der Bürgerproteste fallen gelassen. Sie wurden schlussendlich mit Pfefferspray ausgestattet – das tut zwar weh, ist aber nicht tödlich.


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