Die Uhr tickt – aber TikTok bleibt. Zumindest bis zum Sommer.
Donald Trump hat sich erneut Zeit verschafft: Die Verkaufsfrist für die US-Sparte von TikTok wurde um 75 Tage verlängert. Ursprünglich sollte ByteDance, das chinesische Mutterunternehmen der beliebten App, bis zum 5. April eine Lösung präsentieren. Jetzt liegt die neue Deadline auf dem 19. Juni.
Klingt nach einer Verschnaufpause. Doch der Druck bleibt.
Schon Anfang des Jahres hatte der frühere US-Präsident einen ersten Aufschub genehmigt. Es geht um nicht weniger als die Kontrolle über eines der einflussreichsten sozialen Netzwerke weltweit – mit rund 170 Millionen Nutzerinnen und Nutzern allein in den Vereinigten Staaten.
Warum die ganze Aufregung?
Im Kern geht es um nationale Sicherheit. Der US-Kongress hatte 2024 ein Gesetz verabschiedet, das ByteDance zwingt, sich von TikTok in den USA zu trennen. Der Vorwurf: TikTok könnte ein Einfallstor für chinesische Einflussnahme sein – über den Algorithmus, über Nutzerdaten, über Meinungsmache. Gerade in einem Wahljahr ein brisantes Thema.
Die Sorge: China könnte die Plattform nutzen, um politische Stimmungen zu beeinflussen oder persönliche Informationen amerikanischer Bürgerinnen und Bürger auszuspähen. Kein Wunder also, dass man in Washington genauer hinschaut.
Doch so einfach ist das nicht
Der Verkauf der US-Sparte von TikTok ist alles andere als ein unkomplizierter Deal. Denn nicht nur ByteDance muss zustimmen – auch Peking hat ein Wörtchen mitzureden. Und bislang halten sich beide Seiten bedeckt.
„Es gibt noch offene Fragen“, hieß es am Freitag nüchtern aus dem Unternehmen. Gespräche würden geführt, aber bislang sei nichts spruchreif. Eine Transaktion müsse – klar – auch mit chinesischem Recht vereinbar sein. Klingt ein bisschen nach: Das kann dauern.
Trumps doppeltes Spiel
Auf der anderen Seite stehen Trump und sein Vize JD Vance, die sich demonstrativ optimistisch geben. Der Republikaner inszeniert sich gerne als Retter von TikTok – ein interessanter Rollenwechsel, wenn man sich an seine früheren Drohgebärden erinnert.
„Wir wollen nicht, dass TikTok verschwindet“, betonte Trump erneut. Vielmehr wolle man mit TikTok und China zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden. Das klingt fast schon versöhnlich – fast.
Was ist da los? Spielt Trump auf Zeit? Oder nutzt er TikTok als politische Verhandlungsmasse im Verhältnis zu China?
Zwischen Politik und Popkultur
TikTok ist längst mehr als eine Tanz-App. Es ist Plattform, Meinungsmacher, Trendbarometer. Gerade junge Menschen informieren sich hier, tauschen sich aus, mobilisieren. Wer die Plattform kontrolliert, hat Einfluss – kulturell, wirtschaftlich, politisch.
Die Verlängerung der Frist ist deshalb mehr als nur ein juristischer Vorgang. Sie ist ein Symbol dafür, wie eng Politik und digitale Kultur heute verflochten sind. Und ein Zeichen dafür, wie schwierig es ist, globale Tech-Giganten in nationale Gesetzesrahmen zu pressen.
Was passiert als Nächstes?
Vieles hängt nun an den Gesprächen zwischen ByteDance und den US-Behörden – und an Pekings Zustimmung. Ein Verkauf ohne grünes Licht aus China? Undenkbar.
Die kommenden Wochen dürften spannend bleiben. Denn was, wenn kein Deal zustande kommt? Wird TikTok dann tatsächlich verboten?
Oder kommt es, wie so oft in der Politik, zu einer weiteren Verlängerung?
Eines ist jedenfalls sicher: In dieser Geschichte tanzt nicht nur TikTok – auch die Politik bewegt sich in einem komplizierten Rhythmus.
Von C. Hatty
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