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In der französischen Gemeinde Val-de-Reuil, im Département Eure, hat sich eine interessante und ungewöhnliche Maßnahme durchgesetzt, um ein Problem in den Griff zu bekommen, das viele für längst vergessen hielten. Verwaiste Einkaufswagen, die in Wohngebieten oder mitten im Zentrum der Stadt zurückgelassen werden, haben ein Supermarktunternehmen zu einem drastischen Schritt veranlasst – einem Schritt, der bei den Kunden unterschiedliche Reaktionen hervorruft.

Einkaufswagen auf Abwegen: Ein wachsendes Problem

Die Vorstellung, dass Einkaufswagen in einer kleinen Stadt wie Val-de-Reuil so häufig verschwinden, klingt fast absurd. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: 750 Einkaufswagen sind in den letzten zwei Jahren spurlos verschwunden. Diese Zahl ist bemerkenswert – nicht nur wegen der Kosten, die dadurch entstehen, sondern auch wegen des ungewöhnlichen Umfangs dieser Verluste. Der Supermarkt, der die neue Maßnahme ergriffen hat, stand vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die effektiv ist und gleichzeitig das Problem an der Wurzel packt.

Die Lösung: Kein Einkaufswagen ohne Ausweis

Seit Juli 2024 hat das Unternehmen eine neue Regel eingeführt, die bei den Einwohnern von Val-de-Reuil für Aufsehen sorgt. Wer hier einkaufen möchte, muss seinen Einkaufswagen nun am Empfang des Supermarkts abholen – und das nicht wie gewohnt mit einem Chip oder einer Münze, sondern mit einem gültigen Ausweisdokument. Diese Maßnahme mag zunächst drastisch erscheinen, doch die Verantwortlichen sehen darin den einzigen Weg, um die Flut der entführten Einkaufswagen einzudämmen.

Die Reaktionen der Kunden sind gemischt. Einige schütteln den Kopf und fragen sich, wer tatsächlich bereit ist, für einen einfachen Einkaufswagen seinen Personalausweis herauszugeben. Andere hingegen sind erleichtert und finden, dass es höchste Zeit war, etwas zu unternehmen. Schließlich sei es eine Zumutung gewesen, in den Parkanlagen oder vor den Haustüren über zurückgelassene Einkaufswagen zu stolpern.

Kein Allheilmittel, aber ein Schritt in die richtige Richtung

Obwohl die neuen Maßnahmen bereits einige Erfolge zeigen und die Zahl der verschwundenen Einkaufswagen deutlich gesunken ist, ist das Problem nicht vollständig gelöst. Die Gemeinde sammelt nach wie vor verwaiste Einkaufswagen ein – nur eben solche, die zu anderen Supermärkten gehören.

Doch die zentrale Frage bleibt: Ist es wirklich sinnvoll, von den Kunden einen Identitätsnachweis zu verlangen, nur um einen Einkaufswagen zu nutzen? Die Antwort darauf dürfte von der Perspektive abhängen. Für die Supermärkte und die Stadtverwaltung scheint die Maßnahme ein notwendiges Übel zu sein, um Ordnung und Sauberkeit zu gewährleisten. Für die Kunden hingegen ist es eine zusätzliche Hürde, die den alltäglichen Einkauf ein wenig komplizierter macht.

So bleibt abzuwarten, ob dieses Modell aus Val-de-Reuil Schule macht und möglicherweise auch in anderen Städten Einzug hält. Klar ist: Wenn es darum geht, verlorene Einkaufswagen zu verhindern, sind kreative Lösungen gefragt – selbst wenn diese manchmal etwas unorthodox erscheinen.

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