Der 14. Februar ist da – der Tag der Liebe, der Blumensträuße, der kitschigen Herzchen und der romantischen Gesten. Doch Moment mal: Gilt das wirklich überall? Und fühlt sich Valentinstag in Zeiten von Inflation, Kriegen und Klimakrisen noch genauso an wie früher?
Während in Frankreich der Valentinstag fest in der Kultur verankert ist, bleibt er in Deutschland ein bisschen wie ein zugezogener Nachbar – bekannt, aber nicht bei allen beliebt. Die Unterschiede zwischen beiden Ländern sagen einiges darüber aus, wie wir heute über Liebe, Konsum und gesellschaftliche Veränderungen denken.
Frankreich: Liebe als nationales Kulturgut
Frankreich, das Land der Verliebten – zumindest wenn man den Klischees glaubt. Und tatsächlich: Der Valentinstag wird hier mit einem gewissen Selbstverständnis gefeiert. Romantik ist in Frankreich kein einmaliges Event, sondern eine Art Dauerzustand, tief verwurzelt in Literatur, Kino und Alltagskultur.
Ein Candle-Light-Dinner in einem kleinen Bistro, ein handgeschriebener Liebesbrief, eine spontane Flucht nach Paris – für viele Franzosen gehört das zum 14. Februar einfach dazu. Überraschenderweise sind es hier nicht die riesigen Marketingkampagnen, die den Tag dominieren, sondern die individuelle Geste. Ein kleines Gedicht, eine Einladung ins Lieblingsrestaurant – Hauptsache, es fühlt sich persönlich an.
Dazu kommt: Der Valentinstag ist in Frankreich tatsächlich auf Paare konzentriert. Während in den USA oder anderen Ländern Freunde oder Familie sich ebenfalls beschenken, bleibt er hier fest in der Hand der Romantiker. Für Singles kann das hart sein – oder einfach ein Grund, sich mit einer guten Flasche Wein selbst etwas Gutes zu tun.
Deutschland: Skepsis trifft auf Kommerz
Und in Deutschland? Hier ist der Valentinstag so etwas wie ein Gast, den man höflich begrüßt, aber nicht unbedingt umarmt. Viele nehmen ihn als reines Konsumereignis wahr – eine Erfindung der Blumenindustrie, ein Marketing-Coup von Schokoladenherstellern. Und irgendwie ist da ja auch etwas dran.
Laut Umfragen gibt fast die Hälfte der Deutschen an, den Tag gar nicht zu feiern. Die andere Hälfte? Sie kauft Rosen, Pralinen oder reserviert einen Tisch im Restaurant – aber oft mit einem gewissen Pflichtgefühl. Der Valentinstag in Deutschland ist weniger eine Herzenssache als eine Gewohnheit.
Dazu kommt ein interessanter Unterschied zu Frankreich: Hier geht es nicht nur um Paare. Auch Freunde und Familienangehörige schenken sich manchmal eine Kleinigkeit, und es gibt sogar Firmen, die ihren Mitarbeitern kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen. Das macht den Tag etwas weniger romantisch, aber vielleicht auch entspannter.
Valentinstag in Krisenzeiten: Luxus oder Notwendigkeit?
Und dann ist da noch die große Frage: Kann man sich Romantik in Zeiten wie diesen überhaupt noch leisten? Inflation und steigende Lebenshaltungskosten machen es vielen schwer, sich den „klassischen“ Valentinstag mit teurem Dinner und edlen Geschenken zu gönnen.
Vielleicht ist das aber auch eine Chance. Denn mal ehrlich: Muss Liebe wirklich teuer sein? Ist es nicht viel schöner, sich mit einer selbstgekochten Mahlzeit, einer handgeschriebenen Nachricht oder einem Spaziergang Zeit füreinander zu nehmen?
In Frankreich ist genau das ohnehin weit verbreitet – ein liebevoller Brief schlägt oft den teuersten Schmuck. In Deutschland hingegen braucht es vielleicht noch etwas mehr Mut, um sich von der Erwartung zu lösen, dass Liebe durch Geld ausgedrückt wird.
Brauchen wir den Valentinstag überhaupt noch?
Die Meinungen gehen auseinander. Manche halten ihn für eine unnötige Konsumfalle, andere sehen darin eine schöne Erinnerung daran, sich Zeit für die Liebe zu nehmen.
Und vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Denn in einer Welt, die immer schneller, unsicherer und lauter wird, ist es vielleicht genau das, was wir brauchen: Momente der Nähe, bewusst gesetzte Pausen für die Liebe – ob am 14. Februar oder einfach an jedem anderen Tag des Jahres.
Von Andreas M. B.
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