Tag & Nacht




Joe Biden, der 82-jährige ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, sieht sich einer neuen, schweren gesundheitlichen Herausforderung gegenüber. Ein aggressiver Prostatakrebs – mit Metastasen in den Knochen – erschüttert nun nicht nur seine persönliche Welt, sondern wirft auch einen kritischen Blick auf sein öffentliches Leben und die Art, wie damit umgegangen wurde.

Die Nachricht kam am Sonntag, dem 18. Mai, über ein offizielles Statement: Bei Biden wurde ein Prostatakarzinom diagnostiziert, das auf der Gleason-Skala mit einem Wert von 9 eingestuft ist. Diese Skala reicht von 2 bis 10 und bewertet, wie aggressiv ein Tumor ist – eine 9 bedeutet: äußerst bedrohlich.

Die positive Nachricht im Schatten dieser Diagnose? Der Krebs ist hormonabhängig – das bietet Therapiemöglichkeiten, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder in Schach halten können. Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer in einem ansonsten düsteren Kapitel.

Der Ursprung der Diagnose lag in neu auftretenden Beschwerden beim Wasserlassen, woraufhin weitere Untersuchungen durchgeführt wurden. Die Entdeckung eines Knotens an der Prostata führte schließlich zur Diagnose.

Aber warum kommt diese Nachricht erst jetzt ans Licht? Diese Frage stellt sich so mancher Beobachter, denn die Gerüchte über Bidens geistige und körperliche Fitness kursieren seit Monaten. Ein Audio-Mitschnitt aus dem Jahr 2023, in dem Biden wesentliche Daten seiner eigenen Biografie durcheinanderbringt, hatte bereits Wellen geschlagen – nicht nur unter politischen Gegnern.

Ein Enthüllungsbuch, das am kommenden Dienstag erscheint, wirft Biden und seinem Umfeld vor, systematisch Informationen über seinen Gesundheitszustand zurückgehalten zu haben. Laut dem Buch wurde versucht, seine zunehmenden Schwächen unter den Teppich zu kehren – ein Vorwurf, der im Lichte dieser Krebsdiagnose neue Brisanz erhält.

Doch nicht alle Stimmen sind negativ. Barack Obama, unter dem Biden von Januar 2009 bis Januar 2017 Vizepräsident war, stellte sich umgehend hinter seinen einstigen Weggefährten. Er zeigte sich überzeugt davon, dass Biden mit „seiner bekannten Entschlossenheit“ gegen die Krankheit ankämpfen werde. Das klingt nicht nur nach Loyalität, sondern auch nach einer Freundschaft, die weit über die politische Bühne hinausgeht.

Und selbst Donald Trump – bekannt für seine unnachgiebigen Attacken auf Biden – fand versöhnliche Worte. Er sei „traurig über die Nachricht“ und wünsche seinem Vorgänger „eine schnelle und erfolgreiche Genesung“. Ungewöhnlich sanfte Töne von dem sonst so scharfzüngigen Trump.

Ganz anders reagierte jedoch Trumps Sohn, Donald Trump Jr. Auf der Plattform X warf er der ehemaligen First Lady Jill Biden vor, den Krebs ihres Mannes „übersehen“ zu haben. „Hat sie es übersehen – oder wurde da wieder etwas vertuscht?“, fragte er – ein Seitenhieb, der nicht nur gechmacklos ist, sondern auch das Misstrauen gegenüber dem politischen Establishment weiter befeuern soll.

Die Diagnose Prostatakrebs, noch dazu in so fortgeschrittenem Stadium, ist keine Bagatelle. Sie bringt selbst starke Persönlichkeiten ins Wanken. In Bidens Fall wird sie unweigerlich Auswirkungen auf die politische Landschaft der USA haben. Auch wenn er nicht mehr im Amt ist, beeinflusst sein Gesundheitszustand die Wahrnehmung der Demokraten – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Nation zutiefst gespalten ist.

In der Politik wird oft von Stärke gesprochen, von Durchhaltevermögen, von unbeirrbarem Willen. Doch was passiert, wenn der Körper nicht mehr mitspielt? Diese Frage betrifft nicht nur Joe Biden, sondern jeden von uns – früher oder später.

Von C. Hatty

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!