Tag & Nacht




Die Welt des digitalen Geldes verlässt das Internet – und macht es sich in Einkaufszentren bequem. Was vor wenigen Jahren noch wie ein Tech-Nerd-Traum klang, wird in Frankreich allmählich zur Realität: Mit Bitcoin, Ethereum und Tether kann man inzwischen nicht nur spekulieren, sondern auch shoppen gehen.

Das klingt verrückt? Vielleicht. Aber es passiert wirklich.

Immer mehr Geschäfte in Frankreich akzeptieren Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Besonders in Großstädten wie Paris, aber auch in kleineren Orten wie Talence nahe Bordeaux oder Cannes, wo einige Juweliere bereits mitziehen. Die ersten Zentren des Konsums haben sich geöffnet – wortwörtlich.

Der Vorreiter unter den großen Namen ist das Kaufhaus Printemps. Seit Ende 2024 kann man dort mit Bitcoin bezahlen. Und laut Emmanuel Suissa, dem Partnerschaftsleiter des Unternehmens, läuft es blendend: „Wir hatten schon mehrere tausend Kunden, aus dem In- und Ausland.“

Warum dieser Schritt?

Nicht nur, um den Kunden den Einkauf zu erleichtern. Suissa bringt es auf den Punkt: Es geht auch um neue Zielgruppen. Menschen, die in Kryptowährungen investieren, sind oft technikaffin, jung, finanzstark – und bereit, ihr digitales Vermögen in der echten Welt auszugeben. Eine willkommene Gelegenheit für Händler, neue Kundenschichten zu erreichen.

Denn Fakt ist: Über sechs Millionen Menschen in Frankreich besitzen bereits ein Kryptokonto. Und während viele ihre Coins als langfristige Anlage betrachten – ähnlich wie Gold – entdecken andere deren Potenzial im Alltag. Ein junger Nutzer erzählt: „Ich zahle damit für Apps und Abos – aber meistens halte ich sie zurück, um auf steigende Kurse zu hoffen.“

Und da ist etwas dran. Der Bitcoin ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Innerhalb kurzer Zeit von 20 auf 100.000 Dollar – das sind keine Peanuts. Solche Entwicklungen ziehen Investoren magisch an. Und wenn dieser digitale Schatz nun auch noch für den Kaffee, das neue Paar Sneaker oder das Bahnticket genutzt werden kann? Warum nicht!

Toulouse hat das erkannt. Die südfranzösische Stadt erlaubt seit Kurzem sogar die Bezahlung von Fahrkarten mit Kryptowährungen. Zwei Euro für ein Ticket, digital bezahlt – futuristisch und bequem.

Doch nicht alles glänzt wie ein frisch geschürfter Coin.

Ein Stolperstein bleibt: die französische Steuerpolitik. Claire Balva, Strategiechefin bei Deblock – einer neuen Online-Bank für Krypto-Enthusiasten – mahnt: Wer mit Kryptowährungen zahlt, muss diese Transaktionen ein Jahr später beim Finanzamt angeben. „Stellen Sie sich vor, Sie machen hundert solcher Käufe im Jahr – dann müssen Sie auch hundert Posten deklarieren. Das ist schon nervig.“

Hinzu kommen oft Umrechnungsgebühren, meist zwischen einem und zwei Euro pro Transaktion. Für kleinere Käufe vielleicht abschreckend, aber für technikbegeisterte Nutzer kein unüberwindbares Hindernis.

Und der Trend? Der zeigt eindeutig nach oben.

Denn während die breite Masse noch skeptisch über Kryptos diskutiert, bauen findige Händler und Städte bereits die Infrastruktur dafür. Der Einstieg ist gemacht – der Rest wird kommen. Vielleicht nicht über Nacht, aber stetig.

Was bleibt also von dieser kleinen Revolution in der Einkaufsstraße?

Kryptowährungen mischen den Einzelhandel auf – leise, aber bestimmt. Noch sind es nur einige Geschäfte, einige Städte, einige mutige Kunden. Doch der Anfang ist gemacht. Die Technik steht bereit, das Interesse wächst und mit dem richtigen politischen Rahmen könnten Bitcoin & Co. bald so selbstverständlich sein wie die Kreditkarte.

Wer hätte gedacht, dass digitales Geld einmal den Weg in die Brasserie um die Ecke findet?

Von C. Hatty

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