Gold glänzt wieder – und wie! Mit über 3.000 Dollar pro Unze hat der Preis des Edelmetalls ein neues Rekordhoch erreicht. Was auf den ersten Blick nach einer trockenen Finanznachricht aussieht, ist in Wahrheit ein Weckruf: Wenn Gold derart gefragt ist, brodelt es unter der Oberfläche der Weltwirtschaft gewaltig.
Denn Gold steigt nicht einfach so.
Es reagiert. Auf Ängste, auf Krisen, auf ein geopolitisches Klima, das vielen Anlegern das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Goldrausch in Zeiten der Unsicherheit
Am 14. März durchbrach der Goldpreis erstmals die magische Marke von 3.000 Dollar – das entspricht rund 2.768 Euro – pro Unze. Schon seit Beginn des Jahres 2024 kletterte der Preis stetig, doch dieser Sprung war beispiellos.
Hinter dieser Entwicklung steht eine Kettenreaktion. Die jüngsten Spannungen zwischen den USA und Europa, angeheizt durch Donald Trumps Drohungen, europäische Weine und Champagner mit 200 Prozent Zoll zu belegen, haben Anleger weltweit in Aufruhr versetzt. Was macht man, wenn man nicht weiß, wohin die Welt steuert? Man greift zu Altbewährtem – zu Gold.
Ein Klassiker in unsicheren Zeiten.
Trump, Zölle und die Angst vor der Rezession
Neil Meader, Edelmetallexperte bei Metals Focus, bringt es auf den Punkt: Die wirtschaftliche und politische Unsicherheit, die seit Trumps Rückkehr auf die Weltbühne herrscht, sorgt für ein Klima, in dem Gold als sicherer Hafen massiv profitiert. Meader nennt explizit die angespannte Handelsbeziehung zwischen Europa und den USA – aber auch die globalen Auswirkungen von Trumps Zollpolitik.
Und dann ist da noch der geopolitische Flächenbrand.
Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, in Gaza flammen die Kämpfe erneut auf. Kein Wunder, dass viele Investoren ihr Vertrauen in Aktien und Währungen verlieren – und sich Gold als solide Alternative suchen.
Historisch bewährt: Gold trotzt jeder Krise
Es ist kein Zufall, dass der Goldpreis auch während früherer globaler Schocks gestiegen ist. 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, sowie 2022 nach der Invasion Russlands in die Ukraine, schnellte er jeweils deutlich nach oben.
„Gold hat eine Eigenart“, erklärt Benjamin Louvet, Rohstoffexperte bei OFI Invest. „Es existiert physisch. Anders als bei einer Aktie kann es nicht einfach verschwinden oder pleitegehen.“
Diese Bodenständigkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – macht Gold zu einem Fels in der Brandung, wenn die Welt aus den Fugen gerät.
Die Rolle der Notenbanken: Gold als geopolitisches Werkzeug
Doch nicht nur Krisen treiben den Goldpreis nach oben. Auch zentrale Akteure wie die Notenbanken haben großen Anteil an der aktuellen Entwicklung. Seit 2022 kaufen sie – allen voran die chinesische Zentralbank – jedes Jahr rund 20 Prozent des gesamten Goldmarktes auf.
Ein unglaubliches Volumen.
Laut Arnaud du Plessis von CPR Asset Management steckt dahinter ein klarer Plan: Die Ent-Dollarisierung der Weltwirtschaft. Seit dem Zweiten Weltkrieg dominieren die USA die Finanzwelt – nun versuchen Länder wie China, sich Stück für Stück aus diesem System zu lösen. Und Gold spielt dabei eine zentrale Rolle.
Denn wer Gold hat, braucht keine Dollarreserven mehr – oder zumindest weniger davon.
Bleibt der Preis so hoch? Eine offene Frage
So stark die Rally auch ist, einige Experten mahnen zur Vorsicht. Neil Meader ist überzeugt: Damit der Goldpreis dauerhaft über 3.000 Dollar bleibt, müssten sich globale Krisen auf Dauer manifestieren. Eine Beruhigung der internationalen Lage oder wirtschaftliche Stabilität in den USA könnte den Preis wieder drücken.
Aber wann, bitteschön, war die Welt zuletzt wirklich ruhig?
Ein kurzer Blick in die Nachrichten genügt – und man versteht, warum viele den aktuellen Höhenflug nicht für eine Blase halten, sondern für eine logische Reaktion auf eine Realität voller Spannungen, Machtspiele und wirtschaftlicher Brüche.
Gold bleibt das Vertrauen der Menschheit in physischer Form
Gold ist nicht einfach ein Metall. Es ist Symbol, Sicherheit, Strategie – und manchmal sogar ein stiller Protest gegen die Unwägbarkeiten moderner Politik. In unsicheren Zeiten ist es das stille Flüstern, das Anleger verstehen: „Ich bin da. Ich verrott’ nicht. Ich bleib‘ was wert.“
Von C. Hatty
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