Ein Montagmorgen wie aus dem Lehrbuch für Krisenstimmung – so begann die neue Woche an den internationalen Finanzmärkten. Paris verlor über 6 Prozent innerhalb der ersten Handelsminuten, Frankfurt sogar fast 8 Prozent.
Was ist passiert?
Donald Trump bleibt hart. Trotz massiver Kritik aus dem In- und Ausland zeigt sich der US-Präsident unbeirrt. Seine Zölle auf Importe aus weltweit den meisten Ländern – einst als Mittel zum Schutz der amerikanischen Wirtschaft angekündigt – entfalten nun weltweit ihre Nebenwirkungen.
Ein Schock ging durch die Märkte, der sofort spürbar war. Die Börsen reagierten wie auf Knopfdruck: Die Anleger warfen ihre Papiere reihenweise auf den Markt.
Frankfurt stürzte auf 7,86 Prozent Minus ab, Paris verlor 6,19 Prozent, London 5,83 Prozent – und auch Mailand und Zürich waren im freien Fall. Letztere notierte zeitweise 6,82 Prozent tiefer.
Fast schon unheimlich wirkte die Gleichzeitigkeit dieser Entwicklungen.
Und Europa war kein Einzelfall. Auch Asien taumelte:
In Tokio schloss die Börse mit einem Minus von fast 8 Prozent. Seoul verlor 5,6 Prozent, Sydney schloss 4,2 Prozent niedriger. Und Hongkong? Dort ging es besonders heftig zur Sache – rund 13 Prozent Minus in nur wenigen Stunden.
Selbst die traditionell etwas robustere Börse in Bombay (Mumbai) konnte sich dem Strudel nicht entziehen und verlor mehr als 3 Prozent zu Handelsbeginn.
Ein globaler Dominoeffekt.
Die Nerven liegen blank. Anleger befürchten, dass die protektionistischen Maßnahmen Trumps eine neue Ära der Handelskonflikte zementieren könnten – mit verheerenden Folgen für Lieferketten, Preise und vor allem: Vertrauen.
Was ist das eigentlich für eine Strategie, wenn der Präsident der größten Wirtschaftsmacht der Welt die Märkte sehenden Auges in den Abgrund schickt?
Ein Blick auf den Ölmarkt unterstreicht den Ernst der Lage.
Der Preis für ein Barrel West Texas Intermediate (WTI), das wichtigste amerikanische Rohöl, sackte unter die 60-Dollar-Marke – das gab es zuletzt im April 2021. Allein am Sonntagabend verlor der Mai-Kontrakt 3,31 Prozent und stand bei 59,94 Dollar.
Ein Zeichen, dass die Märkte nicht nur nervös sind, sondern panisch.
Trump gibt sich derweil unbeeindruckt.
In gewohnter Manier twitterte er am Wochenende, dass mehr als 50 Länder den Dialog mit den USA suchen, um Handelsvereinbarungen neu zu verhandeln. Als wäre das ein Zeichen seines Erfolgs – dabei ist es eher ein Signal dafür, wie groß die Verunsicherung ist.
Denn viele dieser Länder kämpfen bereits mit den wirtschaftlichen Folgen von Pandemie, Inflation und geopolitischen Spannungen. Nun auch noch ein Handelskrieg?
Die Argumentation aus dem Weißen Haus wirkt fast trotzig: Man schütze die amerikanische Industrie, sichere Jobs und bekämpfe unfaire Handelspraktiken. Doch der Preis für diese Strategie wird nicht nur in den USA bezahlt.
Die Börsen sind das Barometer für Vertrauen – und das ist aktuell auf Tauchstation.
Zwar reagieren Märkte oft über – sie sind sensibel, manchmal dramatisch. Aber wenn weltweit Milliarden in Rauch aufgehen, ist das kein kleines Donnerwölkchen mehr. Dann tobt ein Sturm.
Der Montag hat gezeigt, wie eng verflochten unsere Weltwirtschaft ist. Und wie schnell ein einzelner Akteur die Balance ins Wanken bringen kann.
In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob sich die Börsen wieder fangen – oder ob dies nur der Beginn einer längeren Talfahrt war.
Wer jetzt auf Stabilität hofft, muss sich auf diplomatische Initiativen, Beruhigungspillen der Notenbanken und vor allem: Gesprächsbereitschaft aller Beteiligten verlassen.
Doch wie realistisch ist das?
Autor: Andreas M. Brucker
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