Tag & Nacht

Am 28. Oktober 1972 um 10.39 Uhr hob der erste Airbus der Geschichte, der A300 B, ab, um das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte zu schreiben. Fünfzig Jahre später ist der Konzern aus Toulouse vor Boeing die weltweite Nr. 1 in der zivilen Luftfahrt.

Vor 50 Jahren machte Airbus seine Ambitionen öffentlich bekannt. Man wollte ein ziviles Transportflugzeug herstellen und verkaufen, um mit den Amerikanern zu konkurrieren. Es war der 28. Oktober 1972. In Saint-Martin-du-Touch, auf dem Gelände der Aérospatiale (damals hieß es noch nicht Airbus), herrschte Hochbetrieb. An diesem Tag trugen die Ingenieure und Direktoren Anzug und Krawatte…

Sie waren gekommen, um dem Erstflug eines neuen Zivilflugzeugs beizuwohnen: dem Airbus A300 B, dem ersten einer Reihe von Flugzeugen, die sich als mehr äusserst erfolgreich erweisen sollten. Für die Inszenierung standen auf dem Rollfeld zwei Flugzeuge nebeneinander vor 2.000 Gästen, die aus ganz Europa angereist waren. Die majestätische Concorde, frisch aus der Fabrik, und das neugeborene Flugzeug, der A300 B, dessen Aerodynamik weniger anmutig erschien und die Massen zunächst garnicht begeisterte.

In Amerika lachte man über das neue Flugzeug.
Um 10.39 Uhr hob der A300 B mit dem Testpiloten Max Fischl und Bernard Zieggler, dem Leiter der Flugversuche, im Cockpit ab. das Flugzeug, das von dem deutsch-französischen Tandem Roger Béteille (Frankreich) und Felix Kracht (Deutschland) entwickelt wurde, sollte Europa auf dem Markt für zivile Luftfahrt weit voranbringen, der damals von drei Amerikanern beherrscht wurde: Boeing, Mc Donnell Douglas und Lockheed.

In den USA machte man sich über die Ambition der Europäer lustig. Der kommerzielle Start des A300 B war in der Tat mehr als mühsam. Die Maschine konnte 250 Passagiere befördern, hatte jedoch nur eine geringe Reichweite: Sie konnte anfangs nur 2.200 km zurücklegen, was aber bald auf 5.500 km aufgestockt wurde.

Mit dem A320 kam der Erfolg
Um für den A300 zu werben, wurden 1973 und 1974 Verkaufstouren in den USA organisiert, doch der Auftragsbestand erreichte bis 1976 nur 33 Flugzeuge, die von Air France und Lufthansa gekauft wurden. Erst 1978 bestellte die amerikanische Eastern Airlines 23 Exemplare und öffnete damit die Türen zum amerikanischen Kontinent. Buchstäblich im letzten Moment, denn Airbus stand damals kurz vor dem Bankrott.

Der A300 B ermöglichte es Airbus vor allem, das nötige Know-how zu erwerben, um 1988 den A320 auf den Markt zu bringen. Der brachte die bei der Concorde erprobte elektrische Flugsteuerung und reduzierte die Anzahl der Piloten im Cockpit von drei auf zwei. Er wurde zum Bestseller der Airbus-Familie. Mit seinen Derivaten und der neuen Version NEO, die 15% weniger Kerosin verbraucht, wurde der A320 mit über 17.000 Flugzeugen zum meistverkauften Flugzeug in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Er wird in Toulouse, Hamburg, Mobile in den USA und in Tianjin in China zusammengebaut – ein Symbol für die Internationalisierung von Airbus.

Der Erfolg des A320 veranlasste Airbus dazu, eine „Familie“ von Flugzeugen zu entwickeln, die sich die gleichen Cockpits und die gleichen Regeln für das Fliegen teilen. Es folgten 1991 der vierstrahlige Langstreckenjet A340 und 1992 der zweistrahlige A330, der noch heute in der NEO-Version existiert. Mit stetig wachsenden Marktanteilen wollte Airbus das letzte Monopol von Boeing brechen: den Markt für sehr große Flugzeuge, der von der 747 dominiert wurde.

So wurde 2005 der A380 auf den Markt gebracht. Der Riesenflieger wird zwar für seinen technologischen Vorsprung und seinen Komfort berühmt, doch mit nur 251 Bestellungen ist er kein kommerzieller Erfolg geworden. Seine Produktion wird 2021 wieder eingestellt. Airbus setzt nun auf seinen hochmodernen A350, um sich auf dem Markt für Langstreckenflugzeuge durchzusetzen.

In den letzten 50 Jahren hat Airbus, das in Pariser Büros mit 30 Mitarbeitern begann, weltweit mehr als 55.000 Menschen beschäftigt, davon 25.000 in Toulouse, das zum internationalen Hauptsitz des Unternehmens wurde. Mit all seinen Geschäftsbereichen (Raumfahrt, Hubschrauber, Verteidigung) verzeichnet Airbus einen Umsatz von 52 Milliarden Euro und ist vor dem ewigen Rivalen Boeing zur weltweiten Nummer eins im Bereich der zivilen Luftfahrt aufgestiegen.


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