Wer einmal in der Auvergne steht, spürt schnell: Diese Landschaft erzählt Geschichten. Von Feuer und Glut, von Erschütterungen tief unter unseren Füßen – und von einer Ruhe, die nur auf den ersten Blick endgültig wirkt.
Ein Schlaf, der trügt
Die Chaîne des Puys, die Monts Dore, das Massif du Cantal – Namen, die wie Kapitel einer geologischen Saga klingen. Hunderte erloschener Krater, weite Basaltflächen und sanft geschwungene Hügelketten prägen das Bild. Die letzte Eruption? Rund 7.000 Jahre her. Ein Wimpernschlag in der Zeitrechnung der Erde. Und es gilt: Diese Vulkane sind nicht tot, nur tief versunken in einen geologischen Traum.
Wenn der Boden flüstert
Seit 2023 hören Geologen genauer hin – und sie haben Spannendes zu berichten. Unter den Vulkanen registrieren empfindliche Messgeräte tiefe, langperiodische Erdbeben. Diese entstehen nicht zufällig: Sie deuten darauf hin, dass hier Magma noch immer seinen Weg durch die Erdkruste sucht. Kein bedrohlicher Aufstieg, sondern eher ein leises Strömen, gespeist aus heißen Zonen im oberen Erdmantel.
Dass die Kruste hier dünner ist als anderswo in Frankreich, verstärkt diese Aktivität. Die Erde arbeitet – langsam, stetig, unsichtbar.
Kein Grund zur Panik – aber Staunen ist erlaubt
Forscherinnen und Forscher sind sich einig: Eine erneute Eruption ist möglich, aber nicht in menschlich greifbaren Zeiträumen. Wenn überhaupt, dann in Jahrtausenden. Bis dahin bleibt die Auvergne ein Paradies für Wanderer, Naturfreunde und Hobbygeologen.
Landschaften wie aus einer anderen Welt
Der Puy de Dôme, majestätisch und fast mystisch, thront über der Region. Der perfekt geformte Kegel des Puy de Pariou – so fotogen, dass er auf Mineralwasserflaschen verewigt wurde. Der Puy de Sancy, höchster Gipfel des Zentralmassivs, lockt mit Panoramablicken, die sich wie Filmkulissen anfühlen.
Und mittendrin: Vulcania, ein Themenpark, der Wissenschaft und Erlebnis verbindet, zeigt die vulkanische Vergangenheit und Gegenwart auf spielerische Weise.
Zwischen Wissenschaft und Poesie
Die Auvergne ist ein Ort, an dem sich zwei Kräfte begegnen: die nüchterne Analyse der Geologen und die sinnliche Erfahrung der Reisenden. Das stille Pochen der Erde unten und das satte Grün oben verbinden sich zu einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.
Man wandert über weiche Wiesen – und vergisst dabei leicht, dass man auf gefrorener Lava steht.
Fazit: Lebendiger als man denkt
Die Vulkane der Auvergne sind mehr als Postkartenmotive. Sie sind Archive der Erdgeschichte und zugleich lebendige Akteure in einem geologischen Schauspiel, das weiterläuft, auch wenn wir es nicht sehen. Ihre stille Präsenz mahnt, dass die Erde unter uns niemals stillsteht.
Und – ist es nicht genau diese Mischung aus Ruhe und verborgenem Feuer, die diesen Landstrich so unwiderstehlich macht?
Autor: C.H.
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