Eine außergewöhnliche Wahlbeteiligung
In Asien öffneten die Wahlbüros der französischen Botschaften schon früh am Sonntag, 30. Juni, einige Stunden vor denen im kontinentalen Frankreich. Sie registrierten eine bemerkenswerte Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang der Parlamentswahlen, besonders im Vergleich zu den Europawahlen am 9. Juni.
Erste Wähler in Peking
Schon früh am Morgen, gegen 9 Uhr Ortszeit, versammelten sich die ersten Wähler vor der französischen Botschaft in Peking. Unter ihnen befand sich Alexandre, 47 Jahre alt, der seit 15 Jahren in der chinesischen Filmindustrie arbeitet. Für ihn war es das erste Mal, dass er seine Stimme abgab. Der außergewöhnliche politische Kontext motivierte ihn: „Es ist wichtig, heute sein Kreuz an der richtigen Stelle zu machen. Für mich ist das nicht einfach, ich verfolge die Politik normalerweise nicht“, gestand er.
Die Rolle des Internets
Das Internet-Voting spielt dieses Jahr eine wichtige Rolle. Viele Auslandsfranzosen hatten sich bereits auf den Weg in die Heimat für die Sommerferien gemacht, doch das hielt sie nicht davon ab, ihre Stimmen online abzugeben. Der Generalkonsul in Peking, Guillaume Roy, erklärte: „Wir haben 500 Online-Wähler gezählt, was fast ein Drittel der Wählerliste ausmacht. Das erklärt zum Teil, warum es heute Morgen nicht so voll war.“
Persönliche Beteiligung trotz Herausforderungen
Nicht alle verließen sich auf das Internet. Jacques, ein anderer Wähler, betonte: „Es ist meine Bürgerpflicht, persönlich zu erscheinen. Ich vertraue dem Online-Voting nicht.“ Noémie kam mit ihren beiden Töchtern zur Wahl: „Es ist wichtig, meinen Töchtern die Bürgerpflicht zu zeigen. Nächste Woche sind wir auch wieder hier.“
Flexibilität der Auslandsfranzosen
Die Bedeutung dieser Wahlen zeigte sich auch daran, dass einige Wähler sogar ihre Reisepläne änderten, um ihre Stimme abzugeben. In der Botschaft in Peking kamen einige Wähler mit Koffern an – direkt vor ihrem Flug. Albert, einer der Wahlhelfer, bestätigte: „Viele meiner Freunde wurden überrascht und mussten ihre Pläne anpassen. Einige verschoben ihre Flüge, weil diese Wahl von großer Bedeutung ist.“
Steigende Wahlbeteiligung
Bis zur Mittagszeit in Peking hatten sich die Zahlen der Wahlbeteiligung im Vergleich zu den Europawahlen erheblich erhöht. Um die Mittagszeit hatten sich bereits 630 Wähler – einschließlich Online-Wähler – beteiligt, verglichen mit 240 Wählern zur gleichen Zeit bei den Europawahlen. Dies zeigt, wie ernst die in Peking lebenden Franzosen die diesjährigen Wahlen nehmen.
Dieser Wahlsonntag in Peking verdeutlichte die Mobilisierung der in China lebenden Franzosen und deren Einsatz für die politische Zukunft Frankreichs. Die steigende Wahlbeteiligung, besonders durch die Nutzung des Internet-Votings, zeigt, dass die französische Gemeinschaft im Ausland trotz geografischer Entfernung fest in das politische Geschehen ihres Heimatlandes eingebunden bleibt. Welchen Einfluss diese Mobilisierung auf die endgültigen Wahlergebnisse haben wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist klar: Die Stimmen der Auslandsfranzosen zählen – und sie werden gehört.
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