Tag & Nacht

Russland und der Rechtsruck in Europa

Der Kreml schaut seit Jahren genau auf die rechtsgerichteten Parteien Europas, insbesondere auf die Entwicklungen in Frankreich. Am Montag, dem 10. Juni, nur einen Tag nach dem historischen Sieg des Rassemblement National (RN) bei den Europawahlen in Frankreich, erklärte der Kreml, dass er die steigende Popularität dieser Parteien „mit Aufmerksamkeit“ verfolge. Diese Parteien gelten oft als Russland-freundlicher, was natürlich das Interesse Moskaus weckt.

Dmitri Peskov, Sprecher des russischen Präsidenten, betonte: „Die Mehrheit im Europäischen Parlament wird proeuropäisch und proukraïnisch bleiben, aber wir sehen die Dynamik, dass die rechtsgerichteten Parteien an Popularität gewinnen.“ Er fügte hinzu: „Mit der Zeit könnten diese Parteien den proeuropäischen Kräften auf den Fersen sein, und wir beobachten diesen Prozess genau.“

Die französische Perspektive

In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron angesichts des Aufstiegs des RN vorgezogene Parlamentswahlen ausgerufen. Dmitri Peskov betonte, dass Russland sich nicht in die inneren Angelegenheiten Frankreichs einmischen wolle, aber die Situation dennoch genau verfolge. Dies liegt vor allem daran, dass Macron einer der schärfsten Kritiker des Kremls seit des russischen Angriffs auf die Ukraine ist. Peskov sagte: „Wir werden das alles aufmerksam beobachten, besonders angesichts der extrem unfreundlichen, ja sogar feindseligen Haltung der französischen Führung gegenüber unserem Land.“

Das Rassemblement National, geführt von Jordan Bardella, wurde lange Zeit als prorussisch betrachtet. Seit Beginn der Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 hat sich die Partei jedoch von Moskau distanziert. Trotzdem kritisiert sie die umfangreiche Unterstützung, die Emmanuel Macron der Ukraine zukommen liess und weiterhin zukommen lassen möchte.

Ein Blick auf die Europawahlen

Die jüngsten Europawahlen zeigen eine Verschiebung des politischen Gleichgewichts in vielen EU-Mitgliedsstaaten hin zu konservativen und rechtsgerichteten Parteien. Diese Entwicklung ist nicht nur in Frankreich zu beobachten, sondern in vielen Ländern der EU. Was bedeutet das für die Zukunft Europas und die Beziehung zu Russland?

Die Dynamik des politischen Wandels

Der Aufstieg rechtsgerichteter Parteien in Europa kann als Reaktion auf eine Vielzahl von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren verstanden werden. Von der Migrationskrise bis hin zu wirtschaftlichen Unsicherheiten – viele Wähler suchen nach Alternativen zu den etablierten proeuropäischen Parteien. Dieser Trend ist in ganz Europa zu sehen, wobei Parteien wie die AfD in Deutschland, die Lega in Italien und die VOX in Spanien ebenfalls an Bedeutung gewinnen.

Russlands strategisches Interesse

Es ist kein Geheimnis, dass Russland ein Interesse daran hat, die EU zu destabilisieren und zu spalten. Ein stärkeres Europa ist weniger empfänglich für russische Einflussnahme. Daher könnte der Kreml den Aufstieg rechtsgerichteter Parteien als Gelegenheit sehen, seinen Einfluss in Europa zu stärken und die EU von innen heraus zu schwächen.

Ein weiterer Aspekt ist die Haltung dieser Parteien zur NATO und zu den Sanktionen gegen Russland. Viele rechtsgerichtete Parteien sind kritisch gegenüber der NATO und befürworten eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland, was Moskau zugutekommen könnte.

Ein Blick in die Zukunft

Was bedeutet das für die Zukunft Europas? Werden rechtsgerichtete Parteien weiterhin an Einfluss gewinnen und die politische Landschaft prägen? Welche Auswirkungen wird dies auf die EU-Russland-Beziehungen haben? Und wie wird die EU auf diese Entwicklungen reagieren?

Diese Fragen sind komplex und erfordern eine genaue Beobachtung und Analyse. Klar ist jedoch, dass die politische Dynamik in Europa im Wandel begriffen ist und dass diese Veränderungen weitreichende Konsequenzen haben könnten.

Eine neue Ära der Politik?

Während die proeuropäischen und proukraïnischen Kräfte weiterhin dominieren, könnte der Aufstieg rechtsgerichteter Parteien zu einer neuen Ära der Politik führen. Die Spannungen zwischen den etablierten Parteien und den aufstrebenden rechtsgerichteten Kräften könnten zu neuen politischen Allianzen und Strategien führen. Werden wir in Zukunft eine stärker fragmentierte EU sehen, in der nationale Interessen über gemeinsamen europäischen Zielen stehen?

Eines aber ist sicher: Europa steht vor einer spannenden und möglicherweise turbulenten politischen Zukunft, und der Kreml wird sicherlich weiterhin „mit Aufmerksamkeit“ zuschauen…


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