Donald Trump hat in seiner ersten Woche nach der Rückkehr ins Weiße Haus mit zahlreichen Aussagen Schlagzeilen gemacht. Doch viele seiner Behauptungen stehen auf wackeligem Fundament. Wir werfen einen genaueren Blick auf einige seiner zentralen Aussagen – und was tatsächlich dahintersteckt.
1. Wahlmandat überhöht dargestellt
Behauptung: Trump erklärte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, er habe die Wahl 2024 mit „Millionen von Stimmen“ Vorsprung gewonnen und besitze ein „massives Mandat“.
Fakten: Trumps Wahlsieg im Jahr 2024 war weniger überwältigend, als er behauptet. Zwar gewann er die Mehrheit im Wahlmännerkollegium mit 312 zu 226 Stimmen, aber die Volkswahl war wesentlich knapper. Er erhielt 49,9 % der Stimmen gegenüber 48,4 % für Kamala Harris – ein Vorsprung von etwa 2,28 Millionen Stimmen. Im Vergleich: Joe Biden besiegte Trump 2020 mit über 7 Millionen Stimmen Unterschied.
2. Junge Wähler falsch dargestellt
Behauptung: In einem Interview mit Sean Hannity sagte Trump, er habe die Jugend „mit 36 Punkten Vorsprung“ gewonnen.
Fakten: Laut AP VoteCast, einer repräsentativen Umfrage, gewann Kamala Harris die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen mit 51 % zu 47 %. Auch die 30- bis 44-Jährigen stimmten mehrheitlich für Harris (50 % zu 47 %). Trump hingegen gewann Wähler ab 45 Jahren. Die Zahlen sind eindeutig: Trumps Behauptung ist falsch.
3. Fehlinformationen zu Wasserpolitik und Waldbränden in Kalifornien
Behauptung: Trump sagte, Kalifornien könne mehr Wasser aus dem Norden nutzen, um Brände zu bekämpfen, statt es „in den Pazifik zu leiten“. Er warf Gouverneur Gavin Newsom vor, Wasser zu blockieren, um den Delta-Schmalbarsch zu schützen.
Fakten: Kaliforniens Wasserpolitik ist komplex, aber Trumps Behauptungen gehen an der Realität vorbei. Die Wasserreservoirs in Südkalifornien sind gut gefüllt – genug, um drei Jahre Wasserbedarf zu decken, so die zuständige Wasserbehörde. Probleme wie leere Hydranten bei Bränden resultieren nicht aus Wasserknappheit, sondern aus Überlastung der Infrastruktur oder Wartungsarbeiten an Reservoirs.
Die „Fische gegen Landwirtschaft“-Debatte, auf die sich Trump bezieht, hat zwar eine lange Geschichte, ist jedoch nicht mit den aktuellen Brandproblemen verknüpft.
4. Angriffe auf Polizisten am 6. Januar heruntergespielt
Behauptung: Trump verteidigte die von ihm begnadigten Kapitol-Randalierer und sagte, es hätte nur „sehr geringfügige Vorfälle“ mit der Polizei gegeben.
Fakten: Die Realität ist weitaus gewalttätiger. Am 6. Januar 2021 kam es zu brutalen Angriffen auf Polizisten: Die Angreifer verwendeten Waffen wie Schlagstöcke, Schusswaffen und improvisierte Gegenstände, um Beamte anzugreifen. Einige wurden schwer verletzt, darunter ein Beamter, der mit einem Elektroschocker am Hals angegriffen wurde. Rund 1.100 Personen wurden verurteilt, darunter ein Viertel wegen Gewalttaten. Trumps Aussage steht im krassen Widerspruch zu dokumentierten Beweisen und Gerichtsverfahren.
5. Überhöhte Zahlen zu illegaler Einwanderung
Behauptung: Trump behauptete, es seien „21 Millionen Menschen illegal eingereist“.
Fakten: Laut U.S. Customs and Border Protection gab es zwischen 2021 und 2024 rund 10,8 Millionen Festnahmen an der Grenze zu Mexiko. Dabei handelt es sich jedoch um Festnahmen – nicht um Einzelpersonen, da viele mehrfach versucht haben, die Grenze zu überqueren. Schätzungen zufolge leben etwa 11 Millionen Menschen ohne gültige Papiere in den USA, die meisten davon seit über einem Jahrzehnt.
6. Falsche Angaben zu FEMA und Hurrikan-Überlebenden
Behauptung: Trump sagte in North Carolina, dass FEMA den Opfern von Hurrikan Helene keine temporäre Unterkunft mehr bereitstelle.
Fakten: FEMA betreibt weiterhin das Programm für vorübergehende Unterkünfte in Hotels. Haushalte werden regelmäßig überprüft, ob sie weiterhin Anspruch auf die Hilfe haben. Aktuell sind noch 1.960 Haushalte im Programm, und die Unterstützung wird verlängert, solange sie benötigt wird. Die Behauptung, dass die Hilfe eingestellt wurde, ist falsch.
Fazit: Politisches Kalkül statt Fakten
Trumps Rückkehr ins Amt ist geprägt von Übertreibungen und Fehlinterpretationen – ein bekanntes Muster seiner politischen Kommunikation. Doch bei wichtigen Themen wie Wahlen, Katastrophenhilfe und Gewalt bei Protesten sollte Genauigkeit oberste Priorität haben. Warum greift Trump so oft zu falschen Behauptungen? Vielleicht, um sich selbst zu inszenieren – oder um von kritischen Fragen abzulenken. Eins ist klar: Die Fakten sprechen eine andere Sprache.
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