Tag & Nacht


Ein Funke genügt – und das Chaos nimmt seinen Lauf. In den Départements Bouches-du-Rhône und Vaucluse herrscht am 28. Juli Alarmstufe Rot. Wegen eines „sehr schweren“ Waldbrandrisikos wurden sämtliche Waldgebiete für Besucher gesperrt. Der Grund: der Mistral. Ein Wind, der keine Gnade kennt.

Bis zu 100 Stundenkilometer peitscht er über die Region – heiß, trocken, erbarmungslos. Gleichzeitig sackt die Wassertemperatur des Mittelmeers abrupt auf 15 bis 16 Grad ab. Diese meteorologische Spannungslage gilt als eine der kritischsten des gesamten Sommers. Besonders betroffen: das Département Bouches-du-Rhône mit all seinen 25 Waldmassiven. Und jedes einzelne ist jetzt im roten Bereich.

Ein Blick auf die Karte zeigt: Es bleibt kein Wald offen. Ob Calanques oder Sainte-Victoire, ob Alpilles oder Cote Bleue – sie alle sind dicht. Kein Zugang, keine Durchfahrt, keine Ausnahmen.

Die Entscheidung ist drastisch, aber alternativlos. Die Behörden reagieren damit auf eine gefährliche Mischung: monatelange Trockenheit, hochsommerliche Temperaturen, knochentrockene Vegetation – und eben dieser rasende Mistral. Die Gefahr ist so greifbar wie der Geruch von verbranntem Holz.

https://twitter.com/Prefet13/status/1949493884477693954

Auch im Vaucluse schlagen die Alarmglocken. Dort bleiben ebenfalls alle Wälder gesperrt – mit zwei Ausnahmen: dem Ventoux-Massiv und dem Gebiet rund um die Enclave des Papes. Alle anderen – vom Luberon bis zu den Dentelles de Montmirail – sind tabu.

Besonders streng sind die Regeln für den heutigen Montag. Zwischen 5 Uhr morgens und 13 Uhr dürfen nur klar definierte Arbeiten unter strenger Aufsicht stattfinden – etwa Forstarbeiten oder geführte Touren mit zertifizierten Experten. Außerhalb dieser Zeitspanne gilt: kein Zutritt, keine Ausrede.

https://twitter.com/Prefet84/status/1949506195460387037

Doch selbst wer sich außerhalb der roten Zonen bewegt, ist nicht aus dem Schneider. Auch in als „orange“ klassifizierten Regionen ist Arbeiten mit potenzieller Brandgefahr – etwa durch Funkenflug – grundsätzlich untersagt. Nur mit spezieller Genehmigung darf dort gearbeitet werden. Die täglichen Karten, die jeweils um 17 Uhr aktualisiert werden, geben genaue Auskunft darüber, was wo erlaubt ist.

Und dennoch: Die größte Gefahr sitzt hinter dem Steuer, wandert durch den Wald oder raucht am Wegesrand. Neun von zehn Waldbränden in Frankreich gehen auf menschliches Verhalten zurück. Und jeder zweite entsteht durch eine einfache Nachlässigkeit – ein Zigarettenstummel, ein Funke, ein Grillfeuer.

Die Präfektur appelliert eindringlich an die Bevölkerung. Kein Feuer, kein Rauchen, kein Parken auf Waldwegen – und schon gar keine Kippe aus dem Autofenster schnipsen. Klingt selbstverständlich? Offenbar nicht.

Denn immer wieder muss die Feuerwehr zu Bränden ausrücken, die vermeidbar gewesen wären. Deshalb: Wer Rauch oder Flammen bemerkt, wählt umgehend die 18 oder den europaweiten Notruf 112.

Die Bilder der verheerenden Brände in Südfrankreich aus den vergangenen Jahren sind noch frisch im Gedächtnis. Hunderte Hektar Wald, zerstörte Lebensräume, evakuierte Dörfer – und Einsatzkräfte am Limit. Es ist diese Realität, die hinter den heutigen Maßnahmen steht.

Bleibt die Frage: Müssen wir erst wieder die Flammen sehen, um das Risiko zu erkennen?

Autor: C. Hatty

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