Das Wetter in den Mittelmeerregionen Frankreichs bleibt unberechenbar, und am kommenden Wochenende steht der nächste Sturm bevor. Ab Donnerstag beginnt ein intensives Unwetter, das die Regionen von den Cévennes bis nach Korsika mit starken Regenfällen und Gewittern heimsuchen wird. Dieser sogenannte „épisode méditerranéen“ ist nichts Ungewöhnliches, doch die besonderen Bedingungen dieses Jahres – vor allem die gesättigten Böden – erhöhen das Risiko von Überschwemmungen und weiteren Schäden.
Was ist eine „épisode méditerranéen“?
Bevor wir uns den aktuellen Prognosen widmen, lohnt es sich, einen Blick auf das Phänomen der „épisode méditerranéen“ zu werfen. Dieser Begriff beschreibt starke Regenereignisse, die im Herbst oft die südfranzösischen Mittelmeerregionen treffen. Durch die warme Luft, die sich über dem Mittelmeer aufstaut und dann auf kältere Luftmassen aus dem Norden trifft, entstehen heftige Regenfälle. Besonders betroffen sind Regionen, die durch ihre geografische Lage – Bergmassive wie die Cévennen oder Küstenebenen wie das Languedoc – prädestiniert sind, als „Wassersammelbecken“ zu fungieren. Das kann zu intensiven Regenfällen in kurzer Zeit führen.
Diese Wetterlage tritt meist im Herbst auf, wenn das Mittelmeerwasser noch warm genug ist, um die atmosphärische Instabilität zu verstärken. Die warme, feuchte Luft steigt auf, kühlt sich ab und führt zu massiven Niederschlägen. Je länger dieses Wettersystem über einer Region verweilt, desto höher sind die Regenmengen – nicht selten fallen in wenigen Tagen über 200 bis 300 Liter pro Quadratmeter.
Der aktuelle Ausblick: Gefährdete Gebiete und Prognosen
Für das kommende Wochenende sind die Prognosen ähnlich beunruhigend. Die ersten Wolken treffen am Donnerstag die südfranzösische Küste. Leichte Schauer sind für die Gard-Ebene und das Hochland des Languedoc vorhergesagt, begleitet von ersten Gewittern in der Provence und auf Korsika. Noch halten sich die Niederschläge in Grenzen, doch schon am Freitag ändert sich das Bild.
Der Freitag bringt kräftige Gewitter entlang der Küste, vom Hérault bis zum Gard, vom Var bis zu den Alpes-Maritimes. Die Cévennen sind besonders gefährdet, da hier Dauerregen in Kombination mit Gewittern erwartet wird – eine klassische Kombination für schnell ansteigende Flüsse und mögliche Überflutungen. Auch auf Korsika bleibt die Lage angespannt. Hier werden sowohl die West- als auch die Ostküste von schweren Regenfällen heimgesucht.
Samstag: Höhepunkt des Unwetters
Der Samstag markiert den Höhepunkt des Unwetters. In den Cévennen, im Languedoc und in der Region PACA drohen großflächige Niederschläge. Durch die bereits stark gesättigten Böden ist das Risiko von Sturzfluten und Erdrutschen erheblich. Besonders problematisch ist dabei der sogenannte „Effet Cévenol“, ein lokales Phänomen, das sich durch die Lage der Cévennen verstärkt: Hier wird die feuchte Luft aus dem Mittelmeer quasi „gefangen“ und regnet sich über den Bergen in extremer Weise ab. Dies kann Regenmengen von mehreren hundert Litern pro Quadratmeter erzeugen – in nur wenigen Stunden.
Auch Korsika wird nicht verschont: Hier bleiben vor allem die östlichen Regionen von heftigen Gewittern und Regenfällen betroffen. Die Böden, die nach einem regenreichen Herbst bereits völlig gesättigt sind, könnten das zusätzliche Wasser kaum mehr aufnehmen – das Risiko von Überschwemmungen steigt.
Sonntag: Eine langsame Entspannung
Am Sonntag lässt die Intensität der Unwetter nach, doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Besonders in den westlichen Regionen des Languedoc und Roussillon bleibt es regnerisch. Hier könnten noch signifikante Regenmengen fallen, insbesondere in den tiefer gelegenen Ebenen, wo die Flüsse bereits randvoll sind. Die Regenfälle werden zwar weniger heftig, aber sie könnten das Überschwemmungsrisiko in einigen Gebieten weiter erhöhen.
Überlastete Böden und steigende Flüsse
Ein zentrales Problem dieses kommenden Unwetters ist die Tatsache, dass die Böden vieler betroffener Gebiete schon stark gesättigt sind. In den letzten Wochen und Monaten haben starke Regenfälle den Boden durchweicht, sodass er kaum noch Wasser aufnehmen kann. Wenn jetzt erneut starker Regen fällt, steigt das Wasser sehr schnell an, fließt oberflächlich ab und sammelt sich in den Flüssen – die Gefahr von Überschwemmungen ist hoch.
In den Cévennen und entlang des Flusses Rhône sind die Pegelstände bereits überdurchschnittlich hoch. Kleinere Flüsse könnten über die Ufer treten und umliegende Dörfer und Städte bedrohen. Auch in den urbanen Gebieten, besonders entlang der Küsten des Languedoc und der Provence, ist die Kanalisation oft nicht in der Lage, mit derart großen Wassermengen klarzukommen. Das führt zu überfluteten Straßen, überlasteten Abwassersystemen und, im schlimmsten Fall, zu Schäden an Häusern und Infrastrukturen.
Auswirkungen des Klimawandels auf solche Unwetter
Es wäre fahrlässig, solche Ereignisse zu betrachten, ohne den Klimawandel ins Gespräch zu bringen. Experten warnen seit Jahren, dass der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität solcher Unwetterereignisse verstärken könnte. Die steigenden Meerestemperaturen sorgen dafür, dass sich mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre befindet – und diese Feuchtigkeit muss irgendwo abregnen. Zudem führen wärmere Winter zu instabileren Wetterlagen, die Unwetter wie den kommenden „épisode méditerranéen“ wahrscheinlicher machen.
Ist das die „neue Normalität“ für die Mittelmeerregionen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Meteorologen, sondern auch die Einwohner der betroffenen Regionen. Die intensive Urbanisierung, die Nähe vieler Städte zu Flüssen und die zunehmende Bebauung in Risikogebieten erhöhen das Risiko für Überschwemmungen – besonders in den Tälern und Küstengebieten.
Vorbereitung und Warnsysteme
Die französischen Behörden haben zwar umfangreiche Maßnahmen zur Früherkennung und Warnung ergriffen, aber können diese Systeme die Menschen wirklich ausreichend schützen? Meteorologen und Katastrophenschutz arbeiten eng zusammen, um die Bevölkerung frühzeitig über mögliche Gefahren zu informieren. Die Wetterdienste überwachen die Situation rund um die Uhr und sind darauf vorbereitet, Notfallwarnungen auszugeben, sollten sich die Wetterlagen weiter verschärfen.
Trotz aller Vorbereitungen bleibt jedoch die Frage: Wie können sich die Bewohner am besten auf solch extreme Wetterereignisse einstellen? Wer in den betroffenen Gebieten lebt, weiß aus Erfahrung, dass diese Stürme plötzlich und intensiv auftreten können. Ein offenes Auge für die Entwicklungen zu haben und den Anweisungen der Behörden zu folgen, kann im Ernstfall Leben retten.
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