Tag & Nacht




Es sind Tage, an denen der Himmel keine Gnade kennt. Frankreich blickt erneut gebannt auf den Wetterbericht, denn zwei Départements – Pas-de-Calais im Norden und Var im Süden – sind am heutigen Samstag, dem 13. September 2025, von Météo-France in Alarmbereitschaft versetzt worden. Das Stichwort: Vigilance orange – Warnstufe Orange. Und das bedeutet: Es ist ernst.

Regen ohne Pause: Die Lage im Pas-de-Calais

Bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag begann es zu schütten – und es hört nicht auf. Im Pas-de-Calais geht seit Stunden nichts mehr ohne Regenschirm, wenn überhaupt. Die Wetterlage ist nicht nur nass, sie ist hartnäckig. Meteorologen sprechen von einem stationären Regenband, das sich über der Region festgesetzt hat. Bis 16 Uhr soll die Warnung gelten, doch was bleibt, sind bereits jetzt teils extreme Niederschlagsmengen von bis zu 80 Litern.

Besonders brisant: Diese Region ist in Sachen Hochwasser kein unbeschriebenes Blatt. Die Flüsse Aa und Canche kennen das Spiel mit den überschwemmten Ufern – und mit den Nerven der Bevölkerung. Erst im November 2023 und im Januar 2024 hatte das Departement mit historischen Überschwemmungen zu kämpfen. Für viele Anwohner bedeutet die jetzige Lage vor allem eins: traumatische Déjà-vus.

Blitz, Donner, Sintflut: Der Süden im Ausnahmezustand

Während der Norden schon gegen das Wasser kämpft, steht dem Süden das Schlimmste noch bevor. Im Var wird die Warnstufe gleich doppelt angekündigt: Regen und Gewitter – doppelte Gefahr auf engem Raum. Zwischen 11 und 18 Uhr erwarten die Behörden intensive Gewitterzellen, begleitet von Starkregen, Hagel und Windböen. Binnen kürzester Zeit könnten bis zu 100 Liter Regen fallen. Die elektrische Aktivität der Gewitter? Hoch. Das Risiko für Überflutungen? Noch höher.

Vor allem die urbanen Küstenzonen sind gefährdet. Der betonierte Boden lässt kaum Wasser durchsickern – ein Tropfen zu viel, und die Straßen verwandeln sich in Bäche. Schon jetzt ist klar: Wer heute an der Côte d’Azur unterwegs ist, sollte es sich zweimal überlegen.

Warnungen mit Gewicht: Das rät Météo-France

So dramatisch die Prognosen, so eindeutig die Empfehlungen:

  • Keine unnötigen Fahrten
  • Niemals durch überschwemmte Straßen fahren – auch nicht, wenn nur ein bisschen Wasser steht
  • Offizielle Informationen regelmäßig prüfen
  • Wichtige Gegenstände in Sicherheit bringen

Klingt banal? Vielleicht. Doch jedes Jahr zeigen tragische Zwischenfälle, dass ein Moment der Unachtsamkeit fatale Folgen haben kann.

Wenn Wetter zur Wiederholungstat wird

Was viele beunruhigt: Die Häufung solcher Wetterextreme ist schon längst kein Zufall mehr. Meteorologen und Klimaforscher beobachten seit Jahren eine Zunahme intensiver Regenereignisse. Der Klimawandel, so die gängige Lesart, sorgt nicht nur für heißere Sommer, sondern auch für extremere Niederschläge – schneller, heftiger, unberechenbarer.

Gerade im Var erinnern sich viele noch an die verheerenden Überschwemmungen der 2010er-Jahre. Tote, zerstörte Häuser, monatelange Aufräumarbeiten – Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Die aktuelle Lage zeigt: Anpassung ist längst überfällig – baulich, politisch, gesellschaftlich.

Und nun?

Was bleibt, ist ein Gefühl zwischen Ohnmacht und Wut. Die Natur zeigt, wie wenig Kontrolle der Mensch letztlich hat. Und dennoch liegt Verantwortung nicht nur beim Wetter, sondern auch im Umgang damit. Wer vorbereitet ist, schützt Leben. Wer zuhört, kann handeln.

Doch Hand aufs Herz: Wie oft ignorieren wir Warnungen, weil „eh nichts passiert“?

Vielleicht ist dieser Samstag ein guter Anlass, das zu ändern.

Autor: Andreas M. B.

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