Tag & Nacht

Die Pandemie und die grassierende Halbleiterkrise haben den Automobilmarkt erschüttert und die Lieferzeiten für Neuwagen dramatisch erhöht. Ein noch nie dagewesenes Phänomen ist, dass einige Gebrauchtwagen heute zu einem Preis gehandelt werden, der dem Neupreis entspricht oder diesen sogar übersteigt!

Es ist noch gar nicht so lange her, dass man es für normal hielt, sich ein wenig zu gedulden, sobald man sich für die Farbe seines Traumautos und die Optionen entschieden hatte. Ohne sich darüber zu ärgern, wartete man mehrere Wochen oder sogar noch länger auf den erlösenden Brief oder Anruf des Autohauses. Das war einfach der Preis, den man zu bezahlen bereit war, um sich dann hinter das Steuer eines neuen Autos zu setzen.

Die Zeit nach der Pandemie und der daraus resultierende Mangel an Halbleitern – die Konzerne beklagen auch große Probleme bei der Versorgung mit Kunststoffen und Stahl – haben die Produktionszeiten in fast allen Automobilfabriken stark beeinträchtigt. Die Zeiträume zwischen Auftragserteilung und Schlüsselübergabe verlängerten sich manchmal um viele Monate. Um ihre Gewinnspannen nicht zu verschlechtern, haben die Hersteller es dann auch noch vorgezogen, die verfügbaren Chips für ihre Spitzenmodelle zu reservieren. Die Besteller von preiswerteren Modellen müssen nun noch länger warten…

Aber auch am unteren Ende der Skala gibt es Kunden, die es etwas eiliger haben und bereit sind, ein etwas anderes Modell zu kaufen, bei dem sie auf die elektrische Öffnung des Kofferraums, eine besondere Polsterung oder sogar die gewünschte Farbe verzichten. Andere wiederum greifen auf Gebrauchtwagen zurück.

Das hat zur Folge, dass die Lagerbestände in den Autohäusern und auch die Angebote im Internet schrumpfen und die Preise für verfügbare Gebrauchtwagen in die Höhe schnellen. Vor allem für die „Perlen“ des Marktes, die Marke Dacia, allen voran Sandero und Duster, aber auch die Kompaktwagen von Toyota oder die zeitlosen Renault Clio und Peugeot 208 werden Höchstpreise geboten, die in manchen Fällen sogar über den Neuwagenpreisen liegen. Wer heute nach einem dieser Fahrzeuge sucht, wird das festgestellt haben. Zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist auch, dass sich inzwischen sogar Autovermieter und andere Unternehmen für gebrauchte Fahrzeuge mit geringer Kilometerleistung interessieren.

In den letzten anderthalb Jahren ist der Gebrauchtwagenmarkt um 20% gestiegen, auch wenn der Trend sich derzeit wieder etwas beruhigt.

Innerhalb von 10 Jahren stieg der Preis für Neuwagen um 7.000 €.
Beobachter gehen davon aus, dass sich diese Situation bis Anfang nächsten Jahres nicht verbessern wird. Es sei dennoch darauf hingewiesen, dass das Phänomen nur bestimmte Fahrzeuge betrifft und dass, wenn man den gesamten Markt betrachtet, Gebrauchtwagen glücklicherweise immer noch erschwinglicher sind als Neuwagen.

Von 2,214 Millionen Neuwagen im Jahr 2019 fielen die Verkäufe auf 1,650 Millionen im Jahr 2020 und dann auf 1,659 Millionen im letzten Jahr. Der Gebrauchtmarkt dagegen brach alle Rekorde mit 5,96 Millionen Verkäufen.

Das Jahr 2022 wird wohl kaum eine Rückkehr zur Normalität markieren. Im August stieg die Zahl der Neuwagenzulassungen bei Privatpersonen nach 14 aufeinanderfolgenden Monaten des Rückgangs erstmals wieder um 3,8% auf 91.411 Fahrzeuge an.


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