Tag & Nacht

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind bei den Kraftstoffpreisen besonders hart zu spüren. Sie sind innerhalb weniger Tage um mehrere Dutzend Eurocent gestiegen. Mit einer Besonderheit: Diesel ist jetzt sogar teurer als Bleifrei.

Bis zu 2,30 € pro Liter Diesel an den Zapfsäulen am Mittwoch, den 9. März. Wer hätte noch vor wenigen Wochen gedacht, dass der Preis für Dieselkraftstoff solche Höhen erreichen würde? Ein extrem schneller Anstieg: Viele Tankstellen in Frankreich verkauften den Diesel am Montag, also vor nur zwei Tagen, noch für weniger als 2 Euro pro Liter.

Die Preise an den Tankstellen in Frankreich sind seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine so stark gestiegen wie nie zuvor. Dieselkraftstoff wurde am Mittwoch für durchschnittlich 2,06 € pro Liter verkauft (+ 25 Cent in 7 Tagen), Bleifrei 95 für 2,02 € pro Liter (+ 15 Cent) und Bleifrei 95 E10 für 1,996 € pro Liter (+ 14 Cent), wie aus den offiziellen Aufzeichnungen des Wirtschaftsministeriums hervorgeht.

In Frankreich entfallen 77% des Kraftstoffverbrauchs auf Diesel, auch wenn dieser Anteil in den letzten Jahren mit dem Aufkommen von Hybridmodellen zurückgegangen ist. Jahrelang wurden Dieselmodelle vom Staat und den Herstellern subventioniert. Dann aber wurde bei der TICPE-Steuer (taxe intérieure de consommation sur les produits énergétiques), die lange Zeit Diesel gegenüber Benzin begünstigt hat, der Abstand zwischen den beiden Energieträgern nach und nach verringert. Der Unterschied beträgt heute nur noch 6 Cent. Nur ein einziges Mal in der Vergangenheit war Diesel teurer als Bleifrei: auf dem Höhepunkt der Gelbwestenkrise Ende 2018/Anfang 2019.

Ein Viertel des in Frankreich verwendeten Dieselkraftstoffs stammt aus Russland.
Der Fahrzeugbestand in Frankreich ist traditionell stark auf Diesel ausgerichtet, während die Raffinerieen in Frankreich paradoxerweise eher auf Benzin ausgerichtet sind. daraus relutiert, dass in Frankreich zu wenig Diesel und zu viel Benzin produziert wird. Die Folge ist, dass man Diesel importieren muss. Ein Teil wird in den USA, der grössere Teil in Russland eingekauft. Frankreich importiert etwa ein Viertel seines Dieselbedarfs aus Russland.

Der Preisanstieg an den Zapfsäulen hängt von den Grosshandelspreisen in Rotterdam ab. Die Kraftstoffpreise für Nordeuropa werden nämlich von den Notierungen in Rotterdam bestimmt. Sie werden anhand des Preises für ein Barrel Rohöl, aber auch anhand von Angebot und Nachfrage festgelegt. Im Moment herrscht auf den Märkten eine gewisse Panik darüber, ob die russischen Importe gestoppt werden und ob Amerika die fehlenden Mengen wird ausgleichen können. Zur Zeit funktionieren die russischen Öl- und Gasexporte nach Westeuropa noch – stehen aber wegen des Kriegs in der Ukraine mehr und mehr in der Kritik.

Frankreichs Raffinerien sind nicht entsprechend aufgestellt, um schnell mehr Diesel produzieren zu können. Man müsste die Raffinerien entsprechend umrüsten, was sehr teuer und auch zeitaufwendig ist. Die französischen Raffinerien sind nicht dafür ausgelegt, jedes Rohöl zu jedem Endprodukt verarbeiten können.

Der Preisanstieg dürfte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. Ein Liter Diesel für 2,50 € ist für manche Marktbeobachter nur noch eine Frage von Tagen.


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