Kampf gegen die Dürre: Abwasser wird zum wertvollen Gut
In den letzten zwei Jahren kämpfen die Pyrénées-Orientales mit extremer Trockenheit. Um den Wassermangel zu bekämpfen, setzt die Gemeinde Canet-en-Roussillon auf eine kreative und nachhaltige Lösung: die Wiederverwendung von Abwasser. Was zunächst nach einer Notlösung klingt, hat sich als Teil eines größeren „Resilienzplans“ etabliert, den der französische Umweltminister Christophe Béchu am 22. Mai angekündigt hat.
Ein ausgeklügeltes System zur Wasseraufbereitung
Vor der Kläranlage in Canet-en-Roussillon steht eine unscheinbare Säule – doch sie spielt eine zentrale Rolle in diesem Projekt. Hier holen sich die städtischen Mitarbeiter gereinigtes Abwasser, das unter der Aufsicht von Miloud Bélaoune, einem Techniker der Anlage, aufbereitet wird. „Wir entfernen alle Verschmutzungen aus dem Abwasser“, erklärt Bélaoune. „Gute Bakterien zersetzen die Schadstoffe, und anschließend durchläuft das Wasser eine UV-Behandlung.“ Das Ergebnis: Wasser, das zwar nicht trinkbar ist, aber die Anforderungen für den Umweltschutz erfüllt.
Erste Erfolge und zukünftige Pläne
Seit September 2023 werden mit diesem aufbereiteten Wasser die 15.000 Bäume in Canet-en-Roussillon bewässert – eine Maßnahme, die monatlich 7.000 bis 8.000 Kubikmeter Frischwasser einspart. „Das ist erst der Anfang“, freut sich Bürgermeister Stéphane Loda. „Die Kläranlage produziert jährlich 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser. Unser Ziel ist es, 20 % davon für die Landwirtschaft und den Weinbau wiederzuverwenden.“
Ein ehrgeiziger Plan: Rund 500.000 Kubikmeter Wasser sollen über ein neues Netz zu den Obstplantagen und Weingütern der Region transportiert werden. Dabei liegt der Fokus auf einer effizienten Tröpfchenbewässerung. Der finanzielle Aufwand ist beträchtlich – etwa zwei Millionen Euro –, doch die langfristigen Vorteile überwiegen.
Ein Vorteil für die Weinbauern
Das Weingut Lafage, nur wenige Kilometer entfernt, wird zu den ersten Nutznießern gehören. Antoine Lespès, zuständig für die Klimaanpassung des Weinguts, begrüßt die Initiative: „Wenn wir aufhören können, Grundwasserreserven anzuzapfen, ist das ein Gewinn für uns alle.“ Die Qualität des Wassers und die Einhaltung agronomischer Standards sind dabei entscheidend. Das renommierte Institut Inrae hat untersucht und bewiesen, dass unter diesen Bedingungen keine Gefahr für die Landwirtschaft besteht.
Ausweitung des Projekts auf andere Gemeinden
Doch Canet-en-Roussillon bleibt nicht allein. Zwei weitere Gemeinden, Argelès-sur-Mer und Saint-Cyprien, werden ebenfalls vom Staat geförderte Abwasseraufbereitungsprojekte starten. Die Arbeiten sollen bald beginnen, wie der Umweltminister ankündigte – ohne jedoch genaue Daten zu nennen.
Fazit: Eine innovative Lösung für ein drängendes Problem
Die Wiederverwendung von Abwasser in Canet-en-Roussillon zeigt, wie kreative Lösungen in Zeiten von Wassermangel entscheidend sein können. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieses Modell auf andere Regionen übertragen lässt und welche Innovationen im Kampf gegen die Dürre entstehen. Kann diese Strategie vielleicht sogar weltweit Schule machen? Die Antwort darauf wird die Zukunft zeigen.
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