Tag & Nacht




Am 12. Mai 2025 landete eine ungewöhnliche Gruppe am Flughafen von Washington D.C.: Etwa 50 weiße Südafrikaner, hauptsächlich Afrikaaner, wurden in den USA als Flüchtlinge empfangen – mit wehenden US-Flaggen und offizieller Begrüßung durch hochrangige Regierungsvertreter. Der Anlass? Ein neues Dekret von Ex-Präsident Donald Trump, das ihnen bevorzugten Flüchtlingsstatus verleiht. Der Grund: angebliche rassistische Diskriminierung und Gewalt gegen Weiße in Südafrika.

Ein Schritt, der die Welt irritiert – und viele Fragen aufwirft.

Flüchtlingsschutz nach Hautfarbe?

Die Aufnahme weißer Südafrikaner steht in einem bemerkenswerten Kontrast zu traditionellen Asylverfahren. Während viele Kriegsflüchtlinge aus dem Nahen Osten oder Zentralafrika teils jahrelang auf Entscheidungen warten, wurde dieser Gruppe eine bevorzugte Behandlung gewährt. Die Trump-Regierung begründet das Programm mit angeblichen Landenteignungen und gezielten Angriffen auf weiße Farmer.

Trump selbst sprach gar von „Genozid“. Doch abgesehen von Einzelfällen fehlen Beweise für eine systematische Verfolgung – das bestätigen auch internationale Menschenrechtsorganisationen. Viele Experten sehen darin eher eine politische Inszenierung denn eine Reaktion auf eine tatsächliche humanitäre Notlage.

Südafrika widerspricht entschieden

Die südafrikanische Regierung sieht sich durch diese Maßnahme zu Unrecht an den Pranger gestellt. Präsident Cyril Ramaphosa erklärte, die Landreform diene der historischen Gerechtigkeit – nicht der Diskriminierung. In Südafrika gibt es seit der Apartheid gewaltige Unterschiede beim Landbesitz. Maßnahmen zur Umverteilung stoßen zwar auf Kritik, seien jedoch keinesfalls rassistisch motiviert.

Außerdem betreffe die hohe Kriminalität im Land alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen – ganz gleich ob weiß oder schwarz.

Kirchengemeinden rebellieren

Nicht nur die internationale Politik, auch religiöse Institutionen zeigen sich entsetzt. Die Episcopal Church kündigte an, ihre Beteiligung am US-Flüchtlingsprogramm zu beenden. Der Grund: Rassistische Auswahlkriterien. Aus ihrer Sicht widerspricht dieses Vorgehen jeglicher christlicher Nächstenliebe – ein deutliches Signal in Richtung Washington.

Diese Entscheidung könnte für das US-Flüchtlingssystem gravierende Folgen haben. Denn kirchliche Einrichtungen spielen traditionell eine große Rolle bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten.

Ein diplomatischer Drahtseilakt

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Südafrika und den USA stehen auf dem Prüfstand. Der Eindruck, die USA würden gezielt nur weiße Menschen aus bestimmten Regionen bevorzugt aufnehmen, sorgt für Verstimmung. Pretoria fordert eine Rückkehr zur Sachlichkeit und eine Politik, die sich auf Fakten stützt – nicht auf ideologisch motivierte Narrative.

Die Episode erinnert an dunkle Kapitel der internationalen Flüchtlingspolitik, in denen Herkunft und Hautfarbe über das Schicksal von Menschen entschieden. Ein solches Vorgehen steht im Widerspruch zum Geist internationaler Konventionen – und spaltet nicht nur Länder, sondern auch Gesellschaften.

Was steckt wirklich dahinter?

Die Initiative der Trump-Regierung wirft ein Schlaglicht auf eine alte Debatte: Wer verdient Schutz? Und nach welchen Kriterien? In einer Welt voller Krisen, Kriege und Fluchtursachen ist die Definition von „Flüchtling“ längst nicht mehr eindeutig.

Kritiker werfen Trump vor, das Programm gezielt als populistisches Instrument zu nutzen. Es bediene ein rechtskonservatives Narrativ vom bedrohten weißen Westen – und ignoriere dabei Millionen von Menschen, die weitaus größeren Gefahren ausgesetzt sind, jedoch keine mediale Aufmerksamkeit bekommen.

Doch was bedeutet das langfristig für das globale Flüchtlingssystem? Eine Frage, auf die es noch keine Antwort gibt.

Zwischen Symbolpolitik und Realität

Die ersten 50 weißen Südafrikaner, die nun in den USA leben, sind mehr als nur Menschen auf der Suche nach Sicherheit. Sie sind ein Symbol – bewusst inszeniert, politisch instrumentalisiert und emotional aufgeladen. Ob sie tatsächlich Opfer systematischer Verfolgung sind oder Teil eines politischen Spiels, wird die Zukunft zeigen.

Ihre Geschichten werden nun Teil der amerikanischen Gesellschaft – und womöglich zum Zündstoff in einem ohnehin angespannten politischen Klima.

Eine Sache ist sicher: Diese Episode zeigt, wie leicht humanitäre Programme zu politischen Spielfeldern werden. Und wie schwer es ist, Gerechtigkeit zu definieren – wenn politische Interessen ins Spiel kommen.

Von C. Hatty

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