Tag & Nacht




Es riecht nach verbrannter Erde, nach Angst.

Weltweit lodern Waldbrände in einer Heftigkeit, die Umweltbehörden und Klimaforscher gleichermaßen erschaudern lässt. Satellitenaufnahmen zeigen ein Szenario, das erschreckend vertraut klingt – nur diesmal noch größer, heißer, zerstörerischer.

Bis zum 1. Juni 2025 wurden bereits über 102 Millionen Hektar Land von Flammen verschlungen. Das ist eine Fläche größer als Ägypten. Und dabei hat die Saison in vielen Regionen noch nicht einmal begonnen.

Afrika – Wenn der Kontinent brennt

Afrika steht an der Spitze. Etwa die Hälfte der global verbrannten Flächen liegt hier – rund 53 Millionen Hektar. Hauptursachen: landwirtschaftliche Brandrodungen, eine brennend heiße Trockenzeit und Temperaturen, die für viele Regionen tödliche Rekorde brechen.

Wälder werden geopfert, um Felder anzulegen. Doch wenn der Regen ausbleibt, bleibt auch die Ernte aus – ein Teufelskreis, der sich unbarmherzig dreht.

Asien – Russlands Fernost in Flammen

Fast 20 Millionen Hektar brannten bisher in Asien. Besonders Russland meldet verheerende Zahlen: Bis Mai 2025 fielen mehr als 629.000 Hektar den Flammen zum Opfer, vor allem im Fernen Osten. Dort, wo Birken und Lärchen die Taiga prägen, stehen jetzt schwarze Baumskelette in verbrannter Erde.

Auch Südasien und Südostasien kämpfen mit Bränden, die immer häufiger außer Kontrolle geraten.

Nordamerika – Ein unstillbares Feuermeer

In den USA wüteten bis Anfang Juni bereits über 29.000 Brände und fraßen sich durch mehr als 485.000 Hektar. Kanada meldete bis Anfang Juli 4,32 Millionen Hektar verbrannte Fläche – eine Zahl, die an die verheerenden Feuersommer der letzten Jahre erinnert.

Tausende Menschen mussten fliehen. Einsatzkräfte kämpfen unermüdlich gegen ein Naturereignis, das längst zum Albtraum geworden ist.

Südamerika – Dürre, Hitze, Flammen

Auch in Südamerika steigen die Rauchfahnen in den Himmel. Über sechs Millionen Hektar Land wurden zerstört, vor allem in Argentinien, Chile und Kolumbien. Der Grund liegt auf der Hand: anhaltende Dürreperioden, die der Klimawandel erbarmungslos verlängert.

Europa – Deutschland, Griechenland und die Explosionsgefahr

In Europa lodern derzeit Brände, die selbst erfahrene Feuerwehrleute sprachlos machen.

Deutschland meldete seit dem 1. Juli Großbrände in der Gohrischheide an der Grenze Sachsen/Brandenburg sowie in Saalfelder Höhe (Thüringen). Letzteres ist der größte Brand in Thüringen seit 1993. Über 1.000 Feuerwehrkräfte kämpfen gegen die Flammen, hunderte Hektar sind verbrannt, Dörfer mussten evakuiert werden, zwei Feuerwehrleute wurden schwer verletzt.

Besonders brisant: Teile der Brände wüten auf ehemaligen Truppenübungsplätzen – Blindgänger könnten jederzeit explodieren.

Und Griechenland? Dort reiht sich Brand an Brand:

– Auf Chios mussten Ende Juni 17 Dörfer evakuiert werden.
– In Palaia Fokaia und Thymari bei Athen flohen über 1.000 Menschen vor den Flammen.
– Auf Kreta brannte es Anfang Juli so heftig, dass 1.500 Bewohner:innen und über 5.000 Tourist:innen die Region verlassen mussten.
– In Chalkidiki bedrohte ein Großbrand Badeorte, während nahe Rafina Häuser beschädigt und Menschen evakuiert wurden.

Auch in der Türkei brannte es großflächig: Allein in Izmir mussten mehr als 50.000 Menschen ihre Häuser verlassen. In Schottland entzündeten sich Ende Juni Brände in den Highlands, die durch Regen Ende des Monats schließlich gestoppt wurden.

Ozeanien – Australiens Feuertrauma lebt

Australien blickt ebenfalls auf eine wachsende Katastrophe: Fast 10 Millionen Hektar Land verbrannten bis Anfang Juni 2025. Erinnerungen an die „Black Summer“-Brände werden wach – scheint es doch erst der Anfang zu sein.

Satelliten als stille Zeugen

Die NASA bietet mit ihrem Fire Information for Resource Management System (FIRMS) eine Echtzeitkarte aktiver Brände weltweit. Ein Blick darauf wirkt wie ein Schockmoment: Leuchtende Punkte ziehen sich von Westafrika bis Neuseeland – wie glühende Wunden auf dem blauen Planeten.

Klimawandel als Brandbeschleuniger

Waldbrände hat es immer gegeben, sagen Skeptiker.

Doch nie in dieser Anzahl, nie mit dieser Intensität, nie in so kurzer Zeitspanne.

Es sind nicht nur außer Kontrolle geratene Sommerferienfeuer oder fahrlässige Landwirte – sondern ein weltweites Klima, das sich verändert, erwärmt, austrocknet und damit die Brände entfacht.

Eine Frage drängt sich auf: Wann werden wir endlich aufhören, so zu tun, als könnten wir das Problem aussitzen?

Denn wer den Wald verbrennen lässt, verbrennt seine eigene Zukunft.

Autor: Andreas M. Brucker

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