Tag & Nacht




Ein Wochenende, das vielen in der Dordogne in Erinnerung bleiben wird: Am 20. April 2025 verwandelten sintflutartige Regenfälle die idyllischen Orte entlang der Vézère in eine Wasserwelt voller Gefahren. In Le Bugue, Montignac-Lascaux und Terrasson herrschte Ausnahmezustand – mit Szenen, wie man sie sonst nur aus Katastrophenfilmen kennt.


Ein Fluss, der zur Bedrohung wird

Binnen weniger Stunden stieg der Pegel der Vézère in Montignac-Lascaux um nahezu vier Meter – eine Geschwindigkeit und Heftigkeit, die selbst alteingesessene Einwohner sprachlos machte. Der Bürgermeister sprach von einer „noch nie dagewesenen“ Situation. Straßen verschwanden unter Wasser, Keller liefen voll, Häuser wurden evakuiert. Es war nicht nur Wasser, das kam – es war Wucht.

Le Bugue – Wasser statt Straßen

Auch in Le Bugue wurden dramatische Szenen beobachtet: Autos standen bis zur Hälfte im Wasser, Rettungskräfte in Tauchausrüstung kämpften sich durch überflutete Gassen. Obwohl bereits am Vortag Warnschilder aufgestellt worden waren, ignorierten einige Autofahrer die Hinweise – ein Verhalten, das nicht nur riskant, sondern auch belastend für die Helfer war.


Ein Bus, 19 Touristen und ein riskantes Manöver

Besonders brisant war der Fall eines Reisebusses in Montignac-Lascaux. Trotz eindeutiger Sperrung befuhr der Fahrer eine überflutete Straße. Das Fahrzeug blieb stecken, die Passagiere – 19 deutsche Touristen – mussten von der Feuerwehr gerettet werden. Mit Schwimmwesten ausgerüstet, wateten sie durch hüfthohes Wasser an einen sicheren Ort. Glücklicherweise wurde niemand verletzt – doch die Situation war brenzlig.

Wetterwarnstufe Orange – der Alarm bleibt bestehen

Météo-France reagierte prompt und rief die Warnstufe Orange für die Départements Dordogne und Corrèze aus. Die Behörden appellierten eindringlich an die Bevölkerung, Fahrten auf das Nötigste zu beschränken und sich nicht in die Nähe von Flüssen oder überschwemmten Gebieten zu begeben. Die Sicherheit der Menschen stehe an erster Stelle – das Einhalten von Absperrungen sei dabei unerlässlich.


Ein alter Bekannter – das Hochwasser

In der Vézère-Region sind Überschwemmungen kein neues Phänomen. Die Gemeinden Le Bugue, Montignac und Terrasson verfügen bereits über spezielle Hochwasser-Risikopläne. Doch die Zunahme der Extremwetterereignisse stellt deren Wirksamkeit zunehmend infrage. Wenn aus „alle paar Jahre“ ein „jedes Jahr“ wird, geraten selbst bewährte Maßnahmen an ihre Grenzen.


Zwischen Umwelt und Verantwortung – ein Balanceakt

Besonders heftig diskutiert wird die Frage nach der Rolle der Flussregulierung. Der Rückbau mancher wasserbaulicher Anlagen im Sinne der ökologischen Durchgängigkeit mag zwar der Umwelt helfen – aber beschleunigt unter Umständen die Durchflussgeschwindigkeit der Wassermassen. Ein Dilemma: Wie viel Natur darf sein, wenn Menschenleben und Existenzen auf dem Spiel stehen?

Der Fluss spricht – hören wir zu?

Das Hochwasserwochenende in der Dordogne ist nicht nur ein Naturereignis – es ist ein Warnsignal. Es fordert uns auf, umzudenken. Straßen, Brücken, Stadtzentren: All das muss künftig klüger geplant, robuster gebaut und vorausschauender geschützt werden. Resilienz ist das Stichwort der Stunde – nicht nur in Beton gegossen, sondern auch in die Köpfe.

Denn eines ist sicher: Das Wasser wird wiederkommen. Die Frage ist nur, wie gut wir vorbereitet sind.

Von Andreas M. B.

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