Regen ist mitten im Sommer oft ein erfreuliches Ereignis – aber für klassische Musikinstrumente ist er ein Alptraum. Das zeigte sich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris am 26. Juli deutlich, als der Himmel seine Schleusen öffnete und sowohl Zuschauer als auch Künstler im Regen standen. Besonders betroffen waren die zahlreichen Musikinstrumente, die während des Spektakels entlang der Seine eingesetzt wurden.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Schon Monate vor der Veranstaltung sah das Orchester de Paris dunkle Wolken am Horizont aufziehen – metaphorisch gesprochen. Ihre Teilnahme am Auftritt der Metalband Gojira veranlasste die Musiker, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Der Schreckensgedanke, bei Regen im Freien zu spielen, ließ sie nach Alternativen suchen. So wurden statt der empfindlichen, wertvollen Instrumente der Musiker günstigere und weniger bedeutende Instrumente ausgeliehen. Diese kamen unter anderem von Jugendorchestern.
Risiko und Realität
„Es ist wie einen Schatz zu begraben,“ sagte Michel Orier, Direktor für Musik bei Radio France, als er die Sorge um die wertvollen Instrumente beschrieb. Die Musiker des Orchesters National de France, die am Trocadéro spielten, entschieden sich zunächst gegen einen Auftritt, als die ersten Regentropfen fielen. „Es wäre wie das Eintauchen eines Instruments in eine Badewanne gewesen,“ meinte der Violinist Xavier Guilloteau.
Doch aufgeben? Keine Option. Das Orchester de Paris packte nach seinem eigenen Auftritt schnell die Instrumente ein und schickte sie in einem von Polizisten eskortierten Lastwagen zum Trocadéro. Trotz der Hektik und einem vergessenen Instrument, das später per Fahrradkurier geliefert wurde, konnten die Musiker des Orchesters National de France die meisten Stücke, darunter auch die französische Nationalhymne, live spielen.
Ein Ritt auf der Rasierklinge
Regenwasser und Musikinstrumente – eine Beziehung, die niemals gut endet. Holz, Leim und Lack reagieren empfindlich auf Feuchtigkeit. Viele Instrumente, die der Regen während der Veranstaltung durchnässte, könnten irreparabel beschädigt sein. Eine der gemieteten Kontrabässe hat bereits einen Riss von oben bis unten. Viele andere Instrumente werden umfangreiche Reparaturen benötigen.
Die Solidarität und der Kampfgeist der Musiker war jedoch unübersehbar. „Die Regenfälle haben uns alle herausgefordert – wir konnten uns nicht von den Elementen besiegen lassen,“ sagte Michel Orier. Die Musiker wechselten sich auf der Bühne ab, um trotz des Regens an diesem historischen Abend teilzuhaben.
Hoffen auf ein gutes Ende
Nach dem Regen kam das Nachspiel: Die Bestandsaufnahme der Schäden. Doch selbst jetzt, Tage später, ist noch unklar, welche Instrumente gerettet werden können. „Es war ihr Schwanengesang,“ sagte Xavier Guilloteau über einige Instrumente, „ich glaube nicht, dass sie wiederhergestellt werden können.“
Doch nicht alle Nachrichten sind düster. Die Garde Républicaine, die die Sängerin Aya Nakamura begleitete, hatte mehr Glück. Ihr eigenes Equipment blieb unbeschädigt. Auch die spektakulären Bilder von Pianos, die im Regen spielten, sorgten für besorgte Fragen. Glücklicherweise hatten die Organisatoren spezielle Abdeckungen für diese Instrumente vorgesehen, sodass sie weitgehend unbeschadet blieben.
Ein Regenbogen der Hoffnung
Trotz der Herausforderungen und Verluste war der Abend ein Triumph des Geistes und der Gemeinschaft. Die Musikwelt wird sich an diesen regnerischen Abend in Paris erinnern – nicht nur wegen der Schäden, sondern wegen der Entschlossenheit und des Zusammenhalts der Musiker. Die Instrumente mögen ihre Narben davontragen, aber die Erinnerungen an diese außergewöhnliche Feier werden wie ein Regenbogen nach dem Sturm bestehen bleiben…
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