Tag & Nacht

Zwei Monate hat Océane gesucht – vergeblich. Und dann? Zwei Sekunden mit Künstlicher Intelligenz, und plötzlich erscheinen passende Stellenangebote auf ihrem Bildschirm. „Das ist ja wie Magie!“, ruft sie ungläubig.

Aber steckt wirklich Magie dahinter? Nein, sondern eine geschickte Nutzung moderner Technologie. Die Organisation Konexio zeigt Menschen, die vom Arbeitsmarkt abgeschnitten sind, wie sie KI-Tools gezielt für die Jobsuche einsetzen können. In kostenlosen Workshops lernen Arbeitssuchende, wie sie ChatGPT und andere digitale Helfer optimal nutzen – sei es für das Finden von Stellenangeboten, das Erstellen von Bewerbungen oder das Optimieren von Lebensläufen.

KI als Geheimwaffe bei der Jobsuche?

Ein heller Seminarraum in Paris. Rund ein Dutzend Teilnehmer sitzen vor Laptops, konzentriert auf ihre Bildschirme blickend. Die meisten suchen gerade nach einer neuen beruflichen Perspektive – sei es ein Job, eine Ausbildung oder ein Praktikum. Jean-Pierre Fian, einer der Trainer von Konexio, begrüßt die Gruppe mit einer simplen Frage:

„Was ist Künstliche Intelligenz?“

Zögerliches Schweigen. Dann wirft jemand ein: „Siri?“ Ein anderer: „ChatGPT?“ – Die Namen klingen bekannt, doch vielen fehlt das Wissen, wie sie diese Programme für ihre eigene Jobsuche einsetzen können.

Hier setzt der Workshop an. Jean-Pierre demonstriert, wie einfach es sein kann, KI für die Stellensuche zu nutzen. Er gibt eine Suchanfrage in ChatGPT ein: „Finde mir fünf Stellenangebote im IT-Bereich in der Nähe der Gare du Nord.“ Innerhalb weniger Sekunden erscheinen mehrere relevante Jobangebote auf dem Bildschirm.

Ein beeindruckendes Beispiel – aber bringt das auch tatsächlich einen Vorteil?

Von der Theorie zur Praxis

Die Teilnehmer probieren es selbst aus. Océane, 21 Jahre alt, sucht einen Job in der Sicherheitsbranche. Anfangs ist sie frustriert: „Es zeigt mir nur Indeed-Ergebnisse.“ Doch der Trainer gibt ihr einen Tipp: „Frag nach direkten Links.“

Gesagt, getan – und plötzlich erscheinen detaillierte Stellenanzeigen direkt vor ihr. „Das ist der Wahnsinn!“, strahlt sie. Zwei Monate hatte sie sich durch unzählige Webseiten geklickt – und jetzt geht es in wenigen Sekunden.

Ähnlich ergeht es Mohamed, der aus Bangladesch nach Frankreich gekommen ist. In seiner Heimat war er Ingenieur, aber die Sprachbarriere erschwert ihm die Jobsuche. Doch mit den richtigen KI-Tools hat er nun erste vielversprechende Angebote gefunden.

Mehr als nur Stellensuche – KI hilft bei Lebensläufen und Bewerbungen

Doch KI kann noch mehr. Neben der Stellensuche zeigt der Workshop, wie künstliche Intelligenz Lebensläufe und Bewerbungsschreiben optimiert.

„Es gibt kostenlose Online-Tools wie den Adecco-Generator für Lebensläufe,“ erklärt Maxime Olivier, ein weiterer Trainer. „Aber auch ChatGPT kann helfen. Man kann eine Bewerbung hochladen und direkt bearbeiten lassen – Sätze umformulieren, Texte verlängern oder kürzen. Viele wissen gar nicht, wie vielseitig diese Tools sind!“

Für Menschen, die wenig Erfahrung mit dem Schreiben von Bewerbungen haben oder unsicher sind, wie sie sich am besten präsentieren, ist das ein echter Gamechanger.

Ist das nicht Schummeln?

Eine Frage kommt fast zwangsläufig auf: Ist die Nutzung von KI bei der Jobsuche nicht unfair?

Jean-Pierre Fian schüttelt den Kopf: „Ganz und gar nicht! Das ist kein Betrug, sondern einfach ein Hilfsmittel. Es ist doch auch niemand ein schlechter Autofahrer, nur weil er eine Brille trägt – im Gegenteil! Die Brille hilft ihm, sicher zu fahren. Genau so ist es mit KI und der Jobsuche.“

Agathe Roger-Estrade, die für die Ausbildung bei Konexio verantwortlich ist, betont, dass es nicht darum geht, die Verantwortung an eine Maschine abzugeben. Vielmehr sei das Ziel, den Menschen digitale Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Chancen verbessern können.

Und die Nachfrage nach diesen Kursen wächst. Schon jetzt hat Konexio in diesem Jahr 250 Arbeitssuchende in Paris, Bordeaux und Nantes geschult – Tendenz steigend.

Fazit: KI kann Türen öffnen – wenn man sie richtig nutzt

Die digitale Revolution ist längst in der Arbeitswelt angekommen. Wer sie zu nutzen weiß, kann sich klare Vorteile verschaffen.

Doch eine Sache bleibt entscheidend: KI ist kein Ersatz für Engagement und Eigeninitiative. Sie kann unterstützen, beschleunigen und optimieren – aber die letzte Bewerbung muss der Mensch immer noch selbst abschicken.

Und wer weiß? Vielleicht reicht dann schon ein einziger Klick, um die nächste große Jobchance zu entdecken.

Von C. Hatty

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