Die Olympischen Spiele sind im vollen Gange, und während die Welt auf die sportlichen Höchstleistungen im Stade de France, dem Centre aquatique und dem olympischen Dorf schaut, erleben die Bewohner von Seine-Saint-Denis ein ganz anderes Bild. Diese Region, in der viele olympische Stätten liegen, fühlt sich oft wie ein Außenseiter bei der großen Feier.
Direkt gegenüber dem Stade de France schiebt Sandra ihren Einkaufswagen in Richtung Markt. Sie wohnt gleich um die Ecke – „4 Rue de l’Olympisme, das sagt doch alles, oder?“ lacht sie. Den Jubel aus dem Stadion hört sie den ganzen Tag. „Manchmal wissen wir, dass ein Tor gefallen ist, bevor wir es im Fernsehen sehen.“ Tickets für die Spiele zu ergattern war jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. „Wir haben keine Karten bekommen, aber wir haben Snoop Dogg und Slimane gesehen. Wir arbeiten und haben keine Zeit, aktiv teilzunehmen. Auch die Preise in den Cafés sind gestiegen, es ist teuer,“ bedauert Sandra.
Ein paar Straßen weiter unterhalten sich Moussa und Lassana vor den Hochhäusern, nur wenige Meter von einer Polizeistreife entfernt. „Überall ist Polizei und es gibt ständige Kontrollen,“ sagt einer von ihnen. Sie leben im Viertel Franc Moisin in Saint-Denis, direkt gegenüber dem Stadion, aber die Olympischen Spiele fühlen sich für sie nicht real an. „Wir sind wirklich außen vor. Es scheint, als wäre das nur für Ausländer…“
Ein Hauch von internationalem Flair
Doch Moussa findet Trost bei den internationalen Fans, die für ein bisschen Atmosphäre sorgen. Im Viertel Pleyel, einige Kilometer entfernt, herrscht reger Verkehr durch die Busse, die das olympische Dorf bedienen. Ahmeds Fenster bietet einen direkten Blick auf das Dorf, doch die Spiele sieht er nur im Fernsehen. „Es ist trotzdem schön, dass es direkt vor unserer Haustür passiert. Es macht Freude, Touristen aus Brasilien oder Kolumbien zu sehen. Es ist großartig, all diese Menschen hier bei uns zu haben.“
Auf dem Bolzplatz wechseln sich Moussa und Said zwischen eigenen Fußballspielen und olympischen Wettkämpfen im Fernsehen ab. Sie sind wirklich in den Bann der Spiele gezogen worden. „Es rückt Seine-Saint-Denis ins Rampenlicht, obwohl es das am meisten kritisierte Département Frankreichs ist. Ich hoffe, dass es einen positiven Eindruck hinterlässt.“ Nach ihren Spielen haben sie mit etwas Glück die Chance, noch Athleten im Supermarkt zu treffen – das passiert ihnen tatsächlich fast täglich.
Ein Hauch von VIPs und Preissteigerungen
Nicht weit entfernt, auf der Terrasse eines Cafés, das jetzt spürbar teurer ist als vor den Spielen, sitzen Marie und Jules. „Es ist verrückt, wie die Preise gestiegen sind. Aber es gibt auch coole Momente, wie zum Beispiel als wir hier Snoop Dogg und Slimane gesehen haben,“ sagt Jules, während er an seinem überteuerten Kaffee nippt. Die Spiele bringen also nicht nur internationales Flair, sondern auch erhebliche Preissteigerungen mit sich.
Ein gemischtes Gefühl bleibt
Auch wenn viele Bewohner von Seine-Saint-Denis sich von den Spielen ausgeschlossen fühlen, gibt es Momente des Stolzes und der Freude. Mancherorts mag es das Gefühl geben, nicht wirklich ein Teil der Feier zu sein, doch die Anwesenheit der Welt auf den Straßen und in den Cafés bringt ein gewisses Maß an Stolz und Hoffnung mit sich.
Wer hätte gedacht, dass die Olympischen Spiele so ein gemischtes Gefühl hervorrufen können? Es ist eine Erinnerung daran, dass große Ereignisse wie diese nicht nur glitzernde Eröffnungsfeiern und Medaillen bedeuten, sondern auch die alltäglichen Herausforderungen und Freuden derer, die in den Schatten der Stadien leben.
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