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Die größte Fabrik für gefälschte Zigaretten in der Geschichte Frankreichs wurde am Donnerstag, dem 12. Januar, von der Gendarmerie ausgehoben. Die Anlage befand sich in der Nähe von Rouen. Es wurden fast 100 Tonnen Tabak beschlagnahmt und neun Personen festgenommen.

Es gab alles, um gefälschte Zigaretten herzustellen, zu verpacken und zu versenden, einschließlich eines Wohnraums, um die Räumlichkeiten nicht verlassen zu müssen. Die Gendarmerie hat am Donnerstag, dem 12. Januar, in der Nähe von Rouen die bislang größte illegale Zigarettenfabrik in Frankreich ausgehoben.

Es wurden mehr als 100 Tonnen Produkte beschlagnahmt, 55 Tonnen Zigaretten und 50 Tonnen Etiketten, Filter, Papier und Verpackungen. Außerdem fand man 18 Tonnen Tabakrückstände und Zigarettenabfälle. Der Weiterverkaufspreis der illegal hergestellten Zigaretten wird laut der Gendarmerie nationale auf 13,7 Millionen Euro geschätzt. Es handelt sich bislang um die größte illegale Fabrik dieser Art, die bislang in Frankreich entdeckt wurde.

Neun Personen wurden im Zuge der Durchsuchungen festgenommen und am Sonntag, dem 15. Januar, einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Gegen diese Personen wurde wegen „bandenmäßigen Besitzes gefälschter Waren“, „Besitz und Einfuhr“, „Schmuggel und bandenmäßiger Einfuhr von Tabakwaren und Waren, die unter einer gefälschten Marke angeboten werden“, Anklage erhoben. Vier der Angeklagten wurden in Untersuchungshaft genommen. Die anderen fünf wurden unter richterliche Aufsicht gestellt. Die meisten Angeklagten stammen aus Moldawien und sind zwischen 21 und 55 Jahre alt.

„Es handelt sich bis heute um die größte aktive Fabrik für gefälschte Zigaretten, die in Frankreich entdeckt wurde“, bestätigte Oberst Thierry Jourdren von der Gendarmerie nationale in Rouen , am Sonntag gegenüber Franceinfo.

Die Gendarmen entdeckten in Saint-Aubin-lès-Elbeuf in der Nähe von Rouen eine hochmoderne Herstellungsanlage. Diese Fabrik bestand aus drei Einheiten. Eine Produktionseinheit mit zwei Linien, eine weitere zur Herstellung von Zigaretten aus Rohtabak und schließlich eine weitere für die Verpackung in Schachteln und dann in Stangen, die den Namen eines bekannten Herstellers trugen.

Vor Ort entdeckten die 60 Gendarmen auch einen Lagerbereich, in dem die Zigarettenstangen mit Folie umwickelt in Kartons verpackt auf Paletten auf ihre Auslieferung warteten.

Um ihre Produktionsstätte in industriellem Maßstab betreiben zu können, hatten sich die Täter auch einen kompletten Wohnbereich vor Ort eingerichtet. Es gab einen Schlafsaal mit ca. 15 Schlafplätzen, eine Kochnische, einen Essbereich und einen Entspannungsbereich, was es den Fälschern ermöglichte, vor Ort völlig autonom zu leben. Darüber hinaus gab es einen Generator und etwa eine Tonne Lebensmittel, die von der Gendarmerie anschliessend an eine Nahrungsmittelbank gespendet wurden.

Alle beschlagnahmten Produkte der Zigarettenherstellung wurden sofort vernichtet, ebenso wie die Produktionsmaschinen, so die Gendarmerie. Die Produktionsstätte befand sich in einem Industriegebiet. Ein Standort, der für Oberst Thierry Jourdren nicht überraschend ist: „Es ist ein Gebiet abseits eines Ballungsraums, in dem LKWs ein- und ausfahren, daher blieb diese Einrichtung unbemerkt.“

Der Schmuggel von Tabac und Zigaretten boomt. Im Jahr 2020 wurden in Frankreich etwa 284 Tonnen geschmuggelter Tabak beschlagnahmt, im Jahr 2021 waren es schon 402 Tonnen und in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 über 600 Tonnen, davon mehr als zwei Drittel Zigaretten.

Kriminelle Organisationen aus Osteuropa, von den baltischen Staaten bis zum Balkan, haben den Tabakschmuggel fest im Griff. Die Fabriken, die früher in der Ukraine und in Polen angesiedelt waren, wurden nach der russischen Offensive in der Ukraine insbesondere nach Frankreich und Belgien verlagert.

In Frankreich macht der Schwarzmarkt nach Angaben der Behörden inzwischen etwa 30% des im Umlauf befindlichen Tabaks aus. Experten gehen von noch höheren Zahlen aus. Die modernen Schmuggler sind heute bestrebt, Produktion und Konsum näher zusammenzubringen, um die Transportkosten zu optimieren.

Sieben Millionen Euro Gewinn für drei Monate Geschäftstätigkeit
Die enormen Gewinne, die mit gefälschten Zigaretten erzielt werden können, wecken den Appetit krimineller Organisationen, die sich bisher auf Drogenhandel spezialisiert haben. Die Herstellungskosten betragen etwa einen Euro pro Paket, der Rest ist Gewinnspanne.

Eine illegale Fabrik funktioniert maximal drei Monate lang. Die Maschinen produzieren durchschnittlich 700 Pakete pro Minute und 4.200 Stangen pro Stunde. Jede Maschine kostet zwischen 50.000 und 200.000 Euro, sind aber innerhalb weniger Tage rentabel und die Gewinnspannen sind atemberaubend.

Bei einer Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag erwirtschaften diese Fabriken laut Zollinformationen 80.000 bis 120.000 Euro pro Tag, das bedeutet 7 Millionen Euro in drei Monaten.


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