Der Tropensturm Chido nähert sich Mayotte mit beispielloser Wucht. Ab heute Morgen, 7 Uhr, wurde der französische Übersee-Département von Météo France in die violette Alarmstufe versetzt – ein beispielloses Warnsignal, das die gesamte Insel in Alarmbereitschaft versetzt. Was bedeutet das für die Bewohner, und wie können sie sich schützen? Hier die wichtigsten Informationen.
Violette Alarmstufe: Was steckt dahinter?
Die violette Alarmstufe ist die höchste Warnstufe, die Météo France ausrufen kann. Sie markiert eine Situation extremer Gefahr, bei der selbst Rettungsdienste nicht mehr ausrücken dürfen. Der Grund: Die Bedingungen sind so lebensbedrohlich, dass selbst gut ausgerüstete Einsatzkräfte Gefahr laufen würden, Opfer der Naturgewalt zu werden.
In der Praxis bedeutet dies: Die Menschen müssen in ihren Häusern Schutz suchen und dürfen diese unter keinen Umständen verlassen. Es geht hier buchstäblich um Leben und Tod.
Was erwartet Mayotte?
Laut Météo France wird der Zyklon Chido mit Windgeschwindigkeiten von 150 bis 200 km/h über die Insel fegen. Solche Windgeschwindigkeiten können Bäume entwurzeln, Dächer abdecken und schwere Gegenstände durch die Luft schleudern – eine unkontrollierbare Gefahr für alles, was sich draußen befindet.
Doch es ist nicht nur der Wind. Regenmengen von 100 bis 200 Millimetern sind prognostiziert – das entspricht dem durchschnittlichen Regenfall eines ganzen Monats in wenigen Stunden. Hinzu kommt eine Meeresüberflutung (Surcote) von 50 bis 70 Zentimetern, die in Verbindung mit hohen Wellen katastrophale Überschwemmungen verursachen kann. Besonders die niedrig gelegenen Küstenregionen von Mayotte sind massiv gefährdet.
Die tückische Ruhe des Augenblicks
Ein Aspekt, der Zyklone besonders gefährlich macht, ist das Auge des Sturms. Wenn das Auge des Zyklons direkt über Mayotte zieht – wie Météo France vorhersagt –, könnte es für kurze Zeit gespenstisch ruhig werden. Kein Wind, kein Regen, vielleicht sogar ein Stück blauer Himmel. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Diese Ruhe ist nur ein kurzer Moment der Trügerung. Sobald das Auge vorüberzieht, kommt die Rückseite des Zyklons mit voller Wucht – und die kann noch heftiger sein als die erste Sturmfront.
Bleiben Sie deshalb unbedingt in Ihrer sicheren Zuflucht. Selbst wenn es so wirkt, als sei der Sturm vorüber, ist die Gefahr noch lange nicht gebannt.
Sicherheitstipps für die Bewohner
Die Präfektur von Mayotte hat klare Anweisungen gegeben, die Leben retten können:
- Suchen Sie die sicherste Stelle Ihres Hauses auf. Das ist oft ein fensterloser Raum im Zentrum des Gebäudes, fern von Türen und Fenstern.
- Schalten Sie den Strom ab. Das minimiert das Risiko von Bränden oder Stromschlägen, falls Leitungen beschädigt werden.
- Kein Leitungswasser trinken. Es besteht die Gefahr, dass die Wasserreservoirs durch den Sturm verunreinigt werden.
- Telefonieren Sie nur im Notfall. Die Telefonleitungen müssen für Notrufe und Behörden freigehalten werden.
- Bleiben Sie informiert. Radios und batteriebetriebene Geräte können in dieser Situation lebensrettend sein, da sie wichtige Updates liefern.
Warum Zyklone immer stärker werden
Zyklone wie Chido sind kein isoliertes Ereignis, sondern Teil eines größeren Bildes – des Klimawandels. Wissenschaftler haben längst nachgewiesen, dass die steigenden Meerestemperaturen die Intensität tropischer Wirbelstürme verstärken. Warmes Wasser ist der „Treibstoff“ eines Zyklons: Je wärmer das Wasser, desto mehr Energie kann der Sturm aufnehmen.
Auch die steigenden Meeresspiegel spielen eine Rolle. Sie führen dazu, dass Sturmfluten – wie die von Chido prognostizierten – noch weiter ins Landesinnere vordringen können. Die Folgen sind verheerend: Überschwemmungen, zerstörte Infrastruktur, gefährdete Leben.
Ist es nicht erschreckend, wie die Klimakrise plötzlich vor unserer Haustür steht? Doch diese Krisen sind auch ein Weckruf, jetzt entschlossen zu handeln.
Solidarität und Hoffnung in der Krise
Trotz der Gefahr zeigt Mayotte eine bemerkenswerte Solidarität. Nachbarn helfen einander, Schutzräume vorzubereiten, Vorräte zu sichern und Informationen zu verbreiten. Es ist diese menschliche Verbindung – das Füreinander-da-sein in schweren Zeiten –, die Hoffnung macht.
Doch die Verantwortung endet nicht auf Mayotte. Die internationale Gemeinschaft ist gefordert, nicht nur in akuten Krisen zu helfen, sondern auch langfristige Lösungen für den Klimaschutz und die Katastrophenvorsorge zu schaffen. Stürme wie Chido sind ein globales Problem – und erfordern globale Antworten.
Die nächsten Stunden werden für Mayotte entscheidend sein. Bleiben Sie wachsam, bleiben Sie sicher – und denken Sie daran: Nach jedem Sturm kommt auch wieder die Sonne.
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