Tag & Nacht




Was macht ein Datum besonders? Manchmal reicht ein einzelner Tag aus, um den Lauf der Geschichte zu ändern – oder zumindest einen kräftigen Schubs zu geben. Der 26. März ist so ein Tag. Mal war er Bühne für bahnbrechende Verträge, mal für politische Umwälzungen, mal für leise, aber folgenreiche Veränderungen. Wer also glaubt, das Frühjahr hätte historisch wenig zu bieten, darf sich heute eines Besseren belehren lassen.


1979 – Ein Handschlag, der den Nahen Osten veränderte

Beginnen wir mit einem echten Schwergewicht: Am 26. März 1979 unterzeichneten Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat und Israels Premierminister Menachem Begin in Washington den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag – vermittelt durch den damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. Dieser Vertrag beendete formal den Kriegszustand zwischen den beiden Staaten, der seit 1948 immer wieder aufflammte.

Ägypten wurde damit das erste arabische Land, das Israel offiziell anerkannte. Das hatte natürlich einen Preis: Israel erklärte sich bereit, die Sinai-Halbinsel – die es seit dem Sechstagekrieg 1967 kontrollierte – schrittweise zurückzugeben. Was auf dem Papier wie ein diplomatischer Triumph aussah, war politisch hochexplosiv. Sadat wurde 1981 von islamistischen Offizieren ermordet – sein Friedensschluss mit Israel hatte ihm viele Feinde eingebracht. Und auch Begin erntete in Israel nicht nur Applaus.

Trotz allem: Der Vertrag hielt. Bis heute.


Frankreich 1962 – Ein zäher Weg in Richtung Frieden

Auch in Frankreich hat der 26. März einen bitteren Beigeschmack. 1962, kurz nach dem Abschluss der sogenannten Évian-Verträge, die das Ende des Algerienkriegs einläuteten, kam es in der Pariser Vorstadt Algeriens – genauer gesagt in der Hauptstadt Algier – zu einer tragischen Eskalation.

Am 26. März 1962 eröffneten französische Soldaten in der Rue d’Isly das Feuer auf eine friedliche Demonstration von französischen Algeriern (Pieds-noirs), die gegen die Unabhängigkeit Algeriens protestierten. 46 Menschen starben, mehr als 150 wurden verletzt. Die genauen Umstände des Massakers sind bis heute nicht völlig geklärt. Klar ist nur: Die französische Armee hatte den Befehl, keine Kundgebungen der OAS (Organisation de l’Armée Secrète) – einer radikal antidekolonialistischen Gruppe – zuzulassen.

Die blutige Tragödie zeigte, wie zerrissen die französische Gesellschaft damals war – zwischen dem Wunsch nach einem Ende des Kolonialkriegs und dem Unwillen vieler Siedler, ihre privilegierte Stellung aufzugeben.

Ein tiefer Riss, der noch lange nachhallte.


Deutschland 1931 – Ein Zusammenschluss, der misstrauisch machte

Ein kleines, aber nicht unbedeutendes politisches Ereignis fand am 26. März 1931 in Deutschland statt: Die „Harzburger Front“, ein Zusammenschluss aus rechtskonservativen und nationalistischen Kräften, wurde ins Leben gerufen. Auch die NSDAP war beteiligt.

Es war ein erstes deutliches Zeichen, wie sich die politischen Ränder der Weimarer Republik gegen die fragile demokratische Ordnung formierten. Zwar war die Front nur von kurzer Dauer – aber sie markierte eine Etappe auf dem Weg zum endgültigen Rechtsruck, der mit Hitlers Machtübernahme 1933 zur Katastrophe führte.

Da weht ein eiskalter Wind der Vorahnung durch die Geschichtsbücher.


USA 1971 – Der Startschuss für ein modernes Medienzeitalter

Am 26. März 1971 lief in den USA die erste Folge der Kultserie Cannon. Warum das erwähnenswert ist? Weil es ein Puzzlestück in der Entwicklung des Fernsehens zum Leitmedium ist. Die 1970er Jahre gelten als eine Art goldenes Jahrzehnt der amerikanischen TV-Landschaft: Serien wie Columbo, Kojak oder eben Cannon prägten nicht nur das Genre, sondern auch das Bild der amerikanischen Gesellschaft – samt aller Widersprüche.

Nicht jede Geschichte muss eine Revolution auslösen, um Wirkung zu zeigen. Manchmal genügt ein gut platzierter Fernsehabend.


Ein Blick in die Vergangenheit mit einem Augenzwinkern

Apropos Fernsehen: Am 26. März 1989 wurde die erste Folge von „Der große Preis“ mit Wim Thoelke nach dessen Rückkehr ins deutsche Fernsehen ausgestrahlt. Wer damals vor dem Röhrenfernseher saß, erinnert sich: Das war das Quizformat schlechthin, irgendwo zwischen Bildungsbürgerstolz und Samstagabendkult.

Klingt banal? Vielleicht. Aber auch solche Daten erzählen etwas über Gesellschaft, Sehnsüchte und Medienkonsum – ganz ohne Paukenschlag.


Und was sagt Frankreich sonst zum 26. März?

Springen wir zurück nach Frankreich. 1885 starb an diesem Tag der Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly – ein literarisches Enfant terrible des 19. Jahrhunderts. Er war ein Verfechter der Romantik, ein Provokateur, katholisch-konservativ und oft im Streit mit dem literarischen Establishment seiner Zeit. Seine Erzählungen, darunter „Die teuflischen Geschichten“, zählen heute zu den Klassikern der französischen Schauerliteratur.

Und dann wäre da noch die Gründung des „Conseil national de la Résistance“ (CNR) im Jahr 1943 – exakt am 26. März. Der CNR vereinte die verschiedenen Widerstandsgruppen gegen die deutsche Besatzung und das Vichy-Regime unter einem Dach. Ein entscheidender Schritt für das spätere freie Frankreich.

Fragt man sich da nicht: Wie viele solcher stillen Gedenktage gehen eigentlich unbemerkt an uns vorbei?


Ein Tag – viele Gesichter

Der 26. März ist kein Datum, das sofort Assoziationen weckt wie der 11. September oder der 14. Juli. Aber gerade darin liegt sein Reiz. Er ist ein Mosaikstein aus Verträgen, Tragödien, kulturellen Momenten und historischen Weichenstellungen. Mal laut, mal leise – aber immer mit Wirkung.

Ein Tag wie viele – und doch einzigartig.

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