Tag & Nacht

Der 29. Oktober ist in der Weltgeschichte ein Datum voller dramatischer Ereignisse – insbesondere geprägt von Krisen, Umbrüchen und prägenden Entwicklungen, die ihren Abdruck bis heute hinterlassen haben. Die folgenden historischen Meilensteine zeigen, wie dieser Tag weltweit, aber auch besonders in Frankreich, in die Annalen einging.

Der Schwarze Dienstag 1929 – Weltwirtschaftskrise beginnt

Am 29. Oktober 1929 erlebte die Wall Street ihren schlimmsten Albtraum: den „Schwarzen Dienstag“. Der amerikanische Aktienmarkt, der in den Jahren zuvor eine nahezu ungebremste Boomphase verzeichnet hatte, brach in einem katastrophalen Crash zusammen. Innerhalb eines Tages gingen Milliarden Dollar verloren – die Aktienkurse fielen so drastisch, dass die Welt förmlich den Atem anhielt.

Der Schwarze Dienstag gilt als Auslöser für die Weltwirtschaftskrise, die globale Finanzsysteme an den Rand des Kollapses brachte. Banken brachen zusammen, Arbeitslosenraten stiegen weltweit auf Rekordhöhen, und viele Menschen verloren innerhalb kürzester Zeit ihr gesamtes Vermögen. Besonders die Industrienationen waren betroffen, doch die Auswirkungen spürte auch die Bevölkerung in weit entfernten Regionen. Die Krise führte zu sozialen Umbrüchen, massiven Entlassungen und veränderte die politische Landschaft – von den USA bis nach Europa.

Der Crash hatte auch direkte Folgen für Frankreich: Obwohl die französische Wirtschaft in den 1920er-Jahren weniger abhängig vom Aktienmarkt war als die der USA, traf die Krise das Land mit voller Wucht. Die Arbeitslosigkeit stieg, die politische Instabilität nahm zu, und die soziale Unzufriedenheit führte zur Radikalisierung sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite des politischen Spektrums.

29. Oktober 1787 – Premiere von Mozarts „Don Giovanni“ in Prag

Ein bedeutender kultureller Meilenstein am 29. Oktober 1787: Die Oper „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart feierte in Prag ihre Weltpremiere. Dieses Werk – heute als eine der wichtigsten Opern der Musikgeschichte angesehen – verbindet Komik und Tragik in einer Weise, die zur damaligen Zeit revolutionär war. Die Erzählung vom Frauenhelden Don Giovanni, der am Ende für seine Verfehlungen zur Rechenschaft gezogen wird, fand im Prager Publikum sofort großen Anklang.

Interessant ist die enge Beziehung zwischen Mozart und Frankreich. Zu Lebzeiten Mozarts genossen seine Werke dort hohes Ansehen, und auch nach seinem Tod beeinflusste sein Werk französische Komponisten. Don Giovanni markierte in vieler Hinsicht den Beginn der Romantik, die Frankreich später zur Heimat großer Komponisten wie Hector Berlioz machte.

29. Oktober 1956 – Beginn der Suezkrise

Ein weiteres dramatisches Ereignis am 29. Oktober: Die britische, französische und israelische Invasion Ägyptens, die die Suezkrise von 1956 auslöste. Als Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser beschloss, den Suezkanal zu verstaatlichen, sahen die Briten und Franzosen ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen gefährdet. Der Kanal war eine zentrale Verkehrsroute, die Europa mit dem Nahen Osten und Asien verband – ein Schlüsselfaktor für den globalen Handel.

Der 29. Oktober war der Tag, an dem die israelische Armee Ägypten angriff und den ersten Schritt zur Invasion setzte. Kurz darauf folgten die Briten und Franzosen, die die Kontrolle über den Kanal zurückerobern wollten. Doch die Offensive traf auf starke internationale Kritik, und die USA sowie die Sowjetunion intervenierten diplomatisch. Die Krise beendete letztlich die Ära des britisch-französischen Einflusses im Nahen Osten und stärkte Nassers Position in der arabischen Welt. Der 29. Oktober markiert damit einen Wendepunkt in der Entkolonialisierungsgeschichte und die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse.

Frankreich: Politische Turbulenzen und die Wurzeln der Dritten Republik (1870)

Am 29. Oktober 1870, mitten im Deutsch-Französischen Krieg, befand sich Frankreich in einer Zeit des Umbruchs und der Ungewissheit. Nachdem die französische Armee im September desselben Jahres von den Preußen bei Sedan vernichtend geschlagen worden war, war die Herrschaft Napoleons III. zusammengebrochen. Der Krieg hatte die Franzosen in eine tiefe politische Krise gestürzt – und in Paris wurde die Republik erneut ausgerufen.

Im Oktober 1870 trat eine provisorische Regierung an, die sich bemühen musste, die Verteidigung des Landes zu organisieren und die kapitulierte Hauptstadt Paris zu sichern. Zwar gab es innerhalb der französischen Führung keine Einigkeit über die politischen und militärischen Ziele, doch der 29. Oktober markierte einen Punkt, an dem die Idee einer langfristigen republikanischen Regierung in Frankreich Wurzeln schlug. Es war der Anfang der Dritten Republik, die Frankreich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs prägen sollte.

29. Oktober 2004 – Europäische Verfassung unterzeichnet

Ein weiterer wichtiger Tag in der europäischen Geschichte: Am 29. Oktober 2004 unterzeichneten 25 EU-Mitgliedstaaten die „Europäische Verfassung“ in Rom. Dieses Dokument sollte die europäischen Institutionen vereinfachen und die Integration der Staaten fördern. Es war ein mutiges Unterfangen, das die EU zu einer einheitlicheren und stärkeren politischen Union machen sollte. Allerdings stieß das Vorhaben in Frankreich auf erheblichen Widerstand – so wurde die Verfassung 2005 in einem Referendum abgelehnt.

Dieser Rückschlag stellte die Union vor grundlegende Fragen. Die Ablehnung in Frankreich führte dazu, dass das Konzept der „Europäischen Verfassung“ letztlich scheiterte und durch den Vertrag von Lissabon ersetzt wurde. Frankreichs Rolle bei dieser Entscheidung war ein entscheidender Moment in der europäischen Politik. Noch heute sind viele der politischen Debatten, die damals entbrannten, Teil der EU-Agenda.

Ein Tag voller Wendepunkte

Der 29. Oktober zeigt, wie ein einzelnes Datum Krisen und kulturelle Glanzmomente in der Weltgeschichte vereint. Vom Finanzcrash, der die Weltwirtschaftskrise auslöste, über die Suezkrise bis hin zu musikalischen Meilensteinen wie der Premiere von „Don Giovanni“ und Wendepunkten wie der Souveränität in Frankreich und Europa – dieser Tag steht exemplarisch für die Macht, die historische Ereignisse haben können.

Heute schauen wir auf diese Ereignisse zurück und erkennen die weitreichenden Konsequenzen, die sie nach sich zogen. Gerade das Beispiel des Schwarzen Dienstags zeigt, wie wichtig verantwortungsvolle Finanzpolitik und Regulation sind. Könnte man sagen, dass der 29. Oktober ein warnendes Datum für die Zukunft ist? Die Geschichte lehrt uns zumindest, dass Krisen oft auch neue Chancen und Richtungen eröffnen – ein Gedanke, der nach wie vor seine Gültigkeit besitzt.


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