Jeder Tag hat seine Geschichte – doch manche Tage scheinen förmlich dafür gemacht zu sein, weltverändernde Ereignisse hervorzubringen. Der 30. Januar ist ein solcher Tag. Von politischen Umbrüchen über tragische Attentate bis hin zu wissenschaftlichen Meilensteinen: Dieses Datum hat Spuren hinterlassen, insbesondere in Frankreich, aber auch weltweit.
Was also geschah an einem 30. Januar? Werfen wir einen Blick auf die Ereignisse, die diesen Tag historisch machten.
Frankreich: Die Geburt einer Republik und der Sturz eines Königs
1875: Die Dritte Republik nimmt Gestalt an
Am 30. Januar 1875 wurde in Frankreich eine der wichtigsten politischen Entscheidungen des 19. Jahrhunderts getroffen. Die französische Nationalversammlung verabschiedete das sogenannte „Verfassungsgesetz von 1875“, das den Grundstein für die Dritte Republik legte.
Nach der Niederlage gegen Preußen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hatte Frankreich keine stabile Regierung. Die Monarchisten und Republikaner rangen darum, ob das Land wieder eine Monarchie oder eine Republik werden sollte. Schließlich entschieden sich die Parlamentarier – mit nur einer Stimme Mehrheit! – für eine republikanische Regierungsform.
Damit begann die Dritte Republik, die Frankreich bis zum Zweiten Weltkrieg prägen sollte. Es war eine Epoche voller Umbrüche, Reformen und Herausforderungen – von der Kolonialpolitik bis zur berüchtigten Dreyfus-Affäre. Doch mit dieser Entscheidung am 30. Januar 1875 wurde ein politisches Fundament gelegt, das Frankreich tiefgreifend veränderte.
1649: Das Ende eines Königs – der Schatten über Frankreich
Ein weiteres einschneidendes Ereignis, das Frankreich indirekt betraf, spielte sich im benachbarten England ab. Am 30. Januar 1649 wurde der englische König Karl I. in London öffentlich hingerichtet. Das war eine Sensation, denn bis dahin galt der König als von Gott gegeben – eine Exekution war unvorstellbar.
Warum ist das für Frankreich relevant? Weil Karl I. mit Henrietta Maria verheiratet war, einer französischen Prinzessin aus dem Hause Bourbon. Sein Schicksal wurde in Frankreich mit Bestürzung aufgenommen, vor allem von König Ludwig XIV. Die Hinrichtung eines Königs in England sendete eine Botschaft: Monarchen waren nicht unantastbar.
Knapp 140 Jahre später würde ein anderer französischer König – Ludwig XVI. – ebenfalls auf dem Schafott enden. War der 30. Januar 1649 vielleicht ein dunkler Vorbote für Frankreichs eigene Revolution?
Weltweite Ereignisse: Wendepunkte und Tragödien
1933: Adolf Hitler wird Reichskanzler
Ein Datum, das sich unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat: Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt.
Was zunächst wie eine normale Regierungsbildung erschien, entpuppte sich als Beginn eines der dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte. Innerhalb weniger Monate verwandelte Hitler Deutschland in eine Diktatur, ließ politische Gegner verhaften und legte den Grundstein für den Zweiten Weltkrieg.
Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten hatte weitreichende Folgen für Europa und die Welt – und Frankreich sollte dies in den kommenden Jahren besonders schmerzhaft zu spüren bekommen.
1948: Mahatma Gandhi wird ermordet
Genau 15 Jahre nach Hitlers Ernennung geschah ein weiteres weltbewegendes Ereignis: Am 30. Januar 1948 wurde Mahatma Gandhi in Neu-Delhi erschossen. Der Mann, der mit gewaltfreiem Widerstand Indien zur Unabhängigkeit geführt hatte, fiel einem Attentat zum Opfer.
Sein Mörder, Nathuram Godse, ein radikaler Hindu-Nationalist, warf Gandhi vor, zu versöhnlich gegenüber den Muslimen zu sein. Doch Gandhis Erbe überlebte seinen Tod. Sein gewaltloser Widerstand beeinflusste spätere Bürgerrechtsbewegungen weltweit – von Martin Luther King bis Nelson Mandela.
1969: Die Beatles geben ihr letztes Konzert – auf einem Dach
Nach all den dramatischen und tragischen Ereignissen braucht es vielleicht einen leichteren Moment: Am 30. Januar 1969 gaben die Beatles ihr legendäres Rooftop-Konzert in London.
Ohne Ankündigung spielten sie auf dem Dach ihres Studios an der Savile Row. Passanten blieben stehen, Straßen wurden blockiert, und die Polizei beendete schließlich die spontane Show. Es war das letzte öffentliche Konzert der Band – ein unvergesslicher Moment der Popgeschichte.
Andere historische Momente am 30. Januar
- 1930: Der erste Comic-Strip mit „Mickey Mouse“ erscheint.
- 1964: Die Raumsonde „Ranger 6“ wird gestartet, um den Mond zu fotografieren – scheitert aber.
- 1972: Der „Bloody Sunday“ in Nordirland – britische Soldaten erschießen 13 Demonstranten in Derry.
- 2003: Belgien legalisiert als zweites Land der Welt die gleichgeschlechtliche Ehe.
Ein Tag, der Geschichte schrieb
Der 30. Januar ist ein Datum voller Extreme: Geburten und Tode, politische Umbrüche und kulturelle Meilensteine. Vom Sturz eines Königs bis zur Geburt einer Republik, von Hitlers Machtergreifung bis zu Gandhis Ermordung – dieser Tag war mehr als nur ein Kalenderblatt.
Er zeigt, wie eng Freude und Tragödie, Fortschritt und Rückschritt oft miteinander verwoben sind. Und wer weiß? Vielleicht wird der 30. Januar auch in Zukunft ein Tag sein, an dem Geschichte geschrieben wird.
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