Tag & Nacht




Es gibt Dinge, die man nicht oft genug sagen kann. Eines davon: Kinder gehören in die Schule, auf den Spielplatz, an einen sicheren Ort – aber ganz bestimmt nicht in Bergwerke, auf Baumwollfelder oder an Nähmaschinen in stickigen Hinterzimmern.

Am 12. Juni wird weltweit der „Welttag gegen Kinderarbeit“ begangen. Klingt zunächst abstrakt – ist es aber nicht. Denn hinter dieser Bezeichnung verbergen sich Millionen von Schicksalen: Kinder, die schuften, statt zu lernen. Kinder, die ausgebeutet werden, statt Kind zu sein.

Die Zahlen sprechen eine brutale Sprache

Weltweit arbeiten rund 160 Millionen Kinder – das sind fast doppelt so viele, wie Deutschland Einwohner hat. Fast jedes zehnte Kind weltweit ist betroffen. Und es wird schlimmer: Die Zahl der Kinderarbeiter ist in den letzten Jahren erstmals wieder gestiegen. Ein Armutszeugnis für die Weltgemeinschaft.

Besonders betroffen sind Regionen in Afrika südlich der Sahara und Teile Asiens. Aber auch in Lateinamerika, im Nahen Osten und sogar in Europa gibt es noch immer Kinder, die unter ausbeuterischen Bedingungen leben.

Armut – die Wurzel allen Übels?

Häufig ist es bittere Not, die Familien dazu zwingt, ihre Kinder arbeiten zu lassen. Wer nicht weiß, wie er das Abendessen auf den Tisch bringen soll, denkt nicht an Schulbildung – sondern ans nackte Überleben. In vielen Fällen ersetzen Kinder den Lohn, den ein krankes oder verstorbenes Elternteil nicht mehr beisteuern kann.

Doch Armut allein ist nicht das einzige Problem. Schlechte Bildungssysteme, mangelnde soziale Absicherung und die Gier nach billigen Produkten in reichen Ländern treiben das System weiter an.

Auch wir tragen Verantwortung

Klar – kaum jemand kauft bewusst Kleidung, bei deren Herstellung Kinderhände im Spiel waren. Aber genau das passiert. Unser Bedarf an günstigen Textilien, Kakao, Kaffee oder Smartphones nährt eine globale Lieferkette, in der Kinderarbeit oft fest verankert ist.

Eine ehrliche Frage: Weißt du, wer dein T-Shirt genäht hat? Oder wer den Kakao für deine Lieblingsschokolade geerntet hat?

Transparente Lieferketten, faire Preise und ein kritischer Blick auf das eigene Konsumverhalten – das sind kleine Schritte, die Großes bewirken können. Denn jeder Einkauf ist auch eine Entscheidung darüber, welche Arbeitsbedingungen man mitfinanziert.

Gesetze sind gut – Kontrolle ist besser

Die Politik hat in den letzten Jahren durchaus reagiert. In Deutschland etwa trat das Lieferkettengesetz in Kraft, das große Unternehmen verpflichtet, Menschenrechtsstandards entlang ihrer Lieferkette einzuhalten.

Ein guter Anfang. Doch Gesetze sind nur so wirksam wie ihre Umsetzung. Solange es keine echten Kontrollen gibt – und keine spürbaren Sanktionen – bleiben sie ein zahnloser Tiger. Was nützen schön formulierte Paragrafen, wenn sich Konzerne aus der Verantwortung mogeln können?

Bildung als Schlüssel

Wer Kinderarbeit wirksam bekämpfen will, muss in Bildung investieren. Denn Bildung ist mehr als nur Unterricht. Sie ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben – das beste Mittel gegen Armut und Ausbeutung.

Jedes Kind, das lesen, schreiben und rechnen lernt, ist ein Kind weniger auf dem Feld, in der Fabrik oder auf der Straße.

Eine bessere Welt beginnt mit einem besseren Morgen

Stell dir vor, eine Welt ohne Kinderarbeit – utopisch? Vielleicht. Aber nicht unmöglich.

Dafür braucht es ein globales Umdenken. Mehr Gerechtigkeit. Mehr Mitgefühl. Und den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Denn jedes Kind, das heute seine Kindheit verliert, ist ein Erwachsener von morgen, dem wichtige Jahre geraubt wurden.

Und das ist ein Preis, den niemand zahlen sollte.

Von C. Hatty

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