Tag & Nacht


Wer dieser Tage durch die Straßen von Lyon schlendert, hört es schon aus der Ferne: das freudige Kreischen der Kinder, das Zischen von Wasserfontänen, das leise Plätschern aus versteckten Düsen. Kein Springbrunnen aus dem Barock, kein klassisches Freibad – sondern ein neuer Typ Stadtmobiliar: die Wasserspielanlage.

Ein Sinnbild für die Antwort der Städte auf die Klimakrise.


Wasserspaß statt Hitzestress

Sommerhitze hat längst ein anderes Gesicht. Was früher seltene Hitzewellen waren, ist heute ein alljährliches Phänomen – und fordert neue Ideen. In Vénissieux etwa, einem Vorort von Lyon, wurde 2024 eine moderne Wasserspielanlage eröffnet: 150 Quadratmeter pures Sommerglück. Mit sprühenden Bögen, kühlenden Nebelduschen und schattigen Sitzplätzen. Und: Das Ganze funktioniert im geschlossenen Wasserkreislauf – umweltfreundlich und ressourcenschonend.

Was für die einen eine Spielerei ist, ist für die Stadt eine kluge Investition. Vénissieux plant bereits sieben weitere Anlagen bis 2026.

Auch Lyon selbst zieht nach. Im Parc de la Tête d’Or laden neue Wasserdüsen zum Planschen ein, in den Parks Blandan und Zénith sorgen Nebelstationen für Erfrischung. Alles Teil einer Strategie, die auf „Frische-Inseln“ in der Stadt setzt – grüne, kühle Oasen mitten im Beton.


Wenn Nebel Leben rettet

Warum das alles? Weil Hitzewellen längst keine bloße Unannehmlichkeit mehr sind, sondern eine gesundheitliche Bedrohung. Vor allem für ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen. Kommunen wie Le Coteau haben das verstanden – und schalten ihre Wasserspiele gezielt bei Hitzealarm wieder ein.

Der Vorteil solcher Anlagen liegt auf der Hand: Sie sind günstiger als Schwimmbäder, brauchen weniger Personal, keine Eintrittspreise – und sie stehen dort, wo sie gebraucht werden. Direkt in den Wohnquartieren, mitten im Alltag.

Manchmal reicht ein einfacher Wasserstrahl, um das Leben ein bisschen leichter zu machen.


Kleine Tropfen, große Wirkung

Die neue Lust am Wasserspiel ist mehr als nur eine Notlösung – sie ist Ausdruck eines Paradigmenwechsels. Städte im Rhône-Tal und darüber hinaus erkennen, dass urbane Räume anders gestaltet werden müssen: widerstandsfähiger, durchdachter, menschengerechter.

Dazu gehören nicht nur Wasserspiele, sondern auch mehr Grün, durchlässige Böden, Schatten spendende Bäume und eine Wasserpolitik, die nicht erst bei der nächsten Dürre beginnt. Es geht um nichts weniger als die Stadt der Zukunft – eine, die bei 40 Grad nicht kollabiert.


Was bleibt hängen?

Ein lachendes Kind unter einem Wasserbogen, eine Großmutter, die sich an einem kühlen Nebel erfreut, ein Jugendlicher, der sein Gesicht unter eine Wasserfontäne hält. All das sind Bilder einer neuen urbanen Realität – einer Stadt, die nicht nur plant, sondern fühlt.

Autor: Andreas M. Brucker

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