Es war ein heißer, windiger Montagnachmittag am 28. Juli 2025 im Süden Frankreichs – ein einziger Funke reichte aus, um die Landschaft rund um das beschauliche Cournonsec in ein loderndes Inferno zu verwandeln. Was mit routinemäßigen Arbeiten begann, endete in einem der größten Waldbrände der Region in diesem Sommer.
Eine Meuleuse – eine Trennscheibe, häufig genutzt bei Bauarbeiten – war der Auslöser. Bei den Arbeiten geriet ein Funken in das trockene Unterholz der Garrigue, jener typischen Mittelmeer-Vegetation aus Sträuchern, Kräutern und niedrigen Bäumen. Binnen Minuten fraßen sich die Flammen durch das Dickicht, befeuert von einem kräftigen Wind mit Böen von bis zu 60 km/h. Die Natur hatte sich in ein Pulverfass verwandelt – und explodierte.
320 Hektar – das entspricht über 440 Fußballfeldern – wurden innerhalb weniger Stunden von den Flammen verschlungen. Chênes verts, die grünblättrigen Eichen der Region, wurden ebenso ein Opfer wie die heimische Tierwelt, die vor dem lodernden Feuer nicht immer fliehen konnte. Die Straße RD5 musste komplett gesperrt werden, Rauchschwaden trübten die Sicht kilometerweit.
Ein flammender Wettlauf begann – zwischen Feuer und Feuerwehr.
Rund 500 Einsatzkräfte wurden mobilisiert, unterstützt von 100 Löschfahrzeugen, vier Canadair-Löschflugzeugen und einem Dash-Flugzeug, das tonnenweise Wasser und Löschmittel über dem Brandherd abwarf. Die Szenen erinnerten an einen Katastrophenfilm: brennende Hügel, donnernde Propellermaschinen über den Köpfen und ein Feuer, das mit jedem Windstoß nach neuem Futter züngelte.
Die Einsatzleitung entschied sich früh für drastische Vorsichtsmaßnahmen: Zwischen 200 und 300 Menschen aus angrenzenden Wohngebieten wurden angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben. Keine Evakuierung – noch nicht. Aber ein stiller Alarmzustand, der viele Anwohner in Angst versetzte.
Und dann – gegen Mitternacht – ein Aufatmen.
Die Feuerwehr meldete: Das Feuer ist „fixé“, also unter Kontrolle. Nicht vollständig gelöscht, aber eingedämmt. Ein entscheidender Sieg gegen ein Feuer, das drohte, sich bis in die Vororte von Montpellier auszubreiten. Häuser blieben unversehrt, Menschen unverletzt – ein kleines Wunder angesichts der Flammen.
Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.
Die Wetterlage bleibt angespannt. Hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit, kräftige Winde – all das sind Zutaten für eine mögliche Rückkehr der Flammen. Die Einsatzkräfte bleiben wachsam. In der Region Hérault herrscht weiterhin höchste Waldbrandwarnstufe. Es reicht ein falscher Schritt, ein Funke zur falschen Zeit – und das Spiel beginnt von vorn.
Was bleibt, sind verbrannte Erde, geschwärzte Bäume, aufgewühlte Menschen.
Und die Erkenntnis: In Zeiten des Klimawandels ist der Süden Frankreichs längst kein idyllisches Postkartenmotiv mehr – sondern ein Hochrisikogebiet. Die Dürreperioden werden länger, die Sommer heißer, die Vegetation trockener. Ein falscher Funken kann ganze Landstriche zerstören.
Mitten in der touristischen Hochsaison zeigt dieser Vorfall erneut, wie fragil das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur geworden ist. Auch wenn diesmal alles glimpflich verlief – beim nächsten Mal könnte es anders ausgehen.
Autor: Andreas M. Brucker
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