Er war mehr als ein Designer. Giorgio Armani war ein Phänomen – ein Mann, der den Stoff der Mode neu gewebt hat, mit Nadel, Vision und unbeirrbarer Eleganz.
Am 4. September 2025 ist Giorgio Armani im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Mailand verstorben. Friedlich, im Kreise seiner Familie. Eine Ära endet – leise, wie er selbst oft auftrat, doch mit einem Nachhall, der in der Welt der Mode noch lange zu spüren sein wird.
Armani war bis zuletzt aktiv. Während andere längst den Ruhestand genossen, entwarf er weiter – Kollektionen, Stoffe, Projekte. Immer mit dem ihm eigenen Blick für Stil, Zurückhaltung und Substanz. Seine Kreativität ließ nicht nach. Sie war sein Lebenselixier.
Und jetzt? Steht die Modewelt still. Für einen Moment zumindest.
Der Mann, der Männer neu anzog
Es war in den 70er-Jahren, als Armani das unstrukturierte Sakko einführte. Was vorher steif und formal war, wurde weich und fließend – plötzlich wirkte Männermode nicht mehr wie eine Rüstung, sondern wie ein Ausdruck von Persönlichkeit. Und das kam an. Bei Geschäftsleuten, Schauspielern, Designliebhabern. Armani machte Mode tragbar und gleichzeitig ikonisch.
Hollywood erkannte früh sein Talent. In „American Gigolo“ trug Richard Gere seine Entwürfe – und ganz nebenbei trugen sie auch dazu bei, wie wir bis heute denken, ein Mann solle aussehen: souverän, elegant, unaufdringlich cool. Armani lieferte das Outfit zur Attitüde.
Ein Imperium aus Stoff und Stil
Was 1975 mit einer kleinen Firma begann, wurde zum globalen Modehaus. Kleidung, Accessoires, Parfüms, Möbel, Hotels – alles trug seinen Namen, doch nichts verlor seinen Kern. Denn Armani war nie nur Marke. Er war Geist. Sein Anspruch war: Stil ohne Übertreibung. Luxus ohne Lautstärke. Schönheit ohne Show.
Das Beeindruckende? Trotz des kommerziellen Erfolgs behielt er die Kontrolle. Armani blieb unabhängig. Kein Verkauf an große Luxus-Konzerne, keine Fusion mit anderen Marken. Er baute sein Imperium Stein für Stein – und hielt es zusammen mit kluger Hand und klarem Blick.
Ein letzter Gruß – und ein stilles Versprechen
Am 6. und 7. September wird im Armani/Teatro in Mailand eine öffentliche Aufbahrung stattfinden. Die Öffentlichkeit hat Gelegenheit, sich von der Modelegende zu verabschieden. Zwei Tage lang, im Armani/Teatro, jenem Ort, an dem viele seiner Schauen stattfanden. Die Beisetzung wird privat sein – so, wie es sich Armani gewünscht hat.
Politiker:innen, Stars, Kolleg:innen und Weggefährten äußerten sich bereits. Von einem „Symbol für das Beste aus Italien“ war die Rede. Von einem Mann, der Italien Stil gegeben habe. Und tatsächlich – wer an italienische Mode denkt, denkt an Armani.
Doch was bleibt, wenn das Licht ausgeht im Atelier?
Ein Vermächtnis.
Ein Stil, der sich in Kollektionen, Köpfen und Kleiderschränken festgesetzt hat.
Ein Ethos von Schlichtheit und Substanz.
Und ein Unternehmen, das nun von jenen weitergeführt wird, die ihm nahestanden – Mitarbeiter, Vertraute, Familie. Menschen, die versprechen, sein Erbe zu bewahren, ohne es zu konservieren. Sondern lebendig zu halten – im Geist des Meisters.
Eine rhetorische Frage zum Schluss?
Wie kleidet man die Ewigkeit?
Vielleicht so, wie Armani es zeitlebens tat: schlicht, stark – und ohne ein einziges überflüssiges Detail.
Autor: C.H.
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