Tag & Nacht




Der 2. Oktober 2025 wird in Manchester nicht so schnell vergessen werden. Am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, kam es vor den Türen der Heaton Park Hebrew Congregation zu einem Angriff, der die Stadt erschüttert – und weit darüber hinaus für Schlagzeilen sorgt.

Ein Auto, ein Messer, mehrere Opfer. Und ein mutmaßlicher Täter, der schließlich von der Polizei niedergeschossen wurde.


Der Ablauf des Geschehens

Gegen 9:31 Uhr Ortszeit meldeten Augenzeugen, dass ein Wagen in eine Gruppe von Menschen vor der Synagoge gerast sei. Parallel griff ein Mann Passanten mit einem Messer an. Innerhalb weniger Minuten waren mindestens vier Menschen verletzt, teils schwer.

Nur drei Minuten später rückten bewaffnete Polizeikräfte an. Um 9:38 Uhr eröffneten sie das Feuer auf einen Mann, der als Angreifer gilt. Medien berichteten am Vormittag, der Täter sei inzwischen tot – eine offizielle Bestätigung der Behörden steht jedoch noch aus.

Die Polizei stufte den Vorfall als „Major Incident“ ein und rief den Code „Plato“ aus. Das bedeutet: Man rechnet mit einem sogenannten Marauding Terror Attack, also einer Attacke mit mehreren Tatmitteln und hohem Eskalationspotenzial.

Das Bild war chaotisch: Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt, Straßen großräumig abgeriegelt, sogar ein Bombenentschärfungsteam rückte an.


Symbolischer Ort, symbolischer Tag

Die Synagoge an der Middleton Road in Crumpsall ist seit den 1930er-Jahren eine feste Größe der jüdischen Gemeinde Manchesters. Ein traditionsreicher Ort, 1967 neu erbaut, mit tiefem Bezug zur orthodoxen Glaubenspraxis.

Dass der Angriff genau an Jom Kippur geschah, dem „Tag der Versöhnung“ und zugleich dem höchsten Fest im jüdischen Jahr, verleiht ihm eine erschreckende Symbolkraft. Premierminister Keir Starmer sprach von einem „besonders entsetzlichen“ Angriff – und kündigte noch am gleichen Tag an, den Polizeischutz für Synagogen landesweit zu verstärken.


Antisemitismus im Fokus

In Großbritannien wie auch in vielen anderen europäischen Ländern wächst die Sorge vor antisemitischen Attacken seit Jahren. Mal sind es Drohungen, Schmierereien, Einschüchterungen. Mal, wie in Manchester, physische Gewalt.

Gerade der Umstand, dass eine Synagoge ins Visier genommen wurde, legt die Vermutung nahe, dass ein antisemitisches Motiv im Raum steht. Doch offiziell ist das noch nicht bestätigt.

Der Einsatz des Codes „Plato“ zeigt immerhin, wie ernst die Polizei die Gefahr einschätzt. Es ist die höchste Stufe, wenn ein Terrorakt nicht ausgeschlossen werden kann.


Reaktionen in Politik und Gesellschaft

Kaum war die Nachricht öffentlich, brach eine Welle der Reaktionen los:

  • Der Premierminister sagte Termine ab, um eine Krisensitzung im Rahmen des Cobra-Komitees einzuberufen.
  • Die Polizei entsandte zusätzliche Kräfte zu jüdischen Einrichtungen im ganzen Land.
  • Jüdische Gemeinden reagierten mit Trauer, Angst – und klarer Forderung nach nachhaltigem Schutz.

„Wir leben mit der ständigen Sorge, aber an einem Tag wie Jom Kippur trifft es uns besonders“, so ein Gemeindemitglied in Manchester.


Offene Fragen

So schnell die Polizei reagierte, so viele Unklarheiten bleiben zunächst bestehen. Wer war der mutmaßliche Täter? Handelte er allein? Welche Motive trieben ihn an?

Es gibt Gerüchte, er habe als Sicherheitsmitarbeiter der Synagoge gearbeitet. Wenn sich das bewahrheiten sollte, wäre das ein besonders verstörender Aspekt – Verrat von innen, ausgerechnet an einem Tag, an dem die Gemeinschaft Schutz und Geborgenheit sucht.

Auch die tatsächliche Zahl und Schwere der Verletzten sind noch nicht eindeutig bestätigt. Manche Berichte sprechen von leichten Blessuren, andere von lebensgefährlichen Verletzungen.

Und schließlich die große Frage: Wird der Angriff offiziell als Terrorakt eingestuft? Oder doch als Einzeltat eines Mannes, dessen Motiv vielleicht persönlicher, vielleicht ideologischer Natur war?


Einschätzung

Dieser Angriff ist mehr als ein lokales Verbrechen. Er reiht sich in ein beunruhigendes Muster ein – eine Spirale von Angriffen auf jüdische Einrichtungen in Europa, die immer wieder erschütternd sichtbar macht, wie brüchig die Sicherheit für religiöse Minderheiten sein kann.

Die Polizei in Manchester hat schnell reagiert, womöglich Schlimmeres verhindert. Doch die Unsicherheit bleibt. Jüdische Gemeinden in Großbritannien leben bereits mit erhöhter Wachsamkeit. Dieser Tag dürfte ihre Sorgen weiter verstärken.

Die kommenden Tage werden entscheidend sein: ob sich die Ermittlungen auf Terrornetzwerke konzentrieren, ob Hintergründe ans Licht kommen – und ob die Politik ihren Worten von „mehr Schutz“ Taten folgen lässt.

Denn eines ist sicher: Solche Angriffe wirken weit über den Tatort hinaus. Sie hinterlassen Spuren im gesellschaftlichen Klima, in der gefühlten Sicherheit, im Vertrauen darauf, dass ein Gotteshaus ein Ort des Friedens bleibt.

Autor: C.H.

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