Tag & Nacht


Es ist ein stiller, beinahe poetischer Abschied, wie ihn sich wohl nur wenige Ikonen des 20. Jahrhunderts erlauben konnten. Brigitte Bardot, Schauspielerin, Stilikone, Projektionsfläche einer ganzen Epoche, wird nach ihrem Tod im Alter von 91 Jahren nicht auf einem großen Pariser Friedhof beigesetzt, nicht mit Staatsakt, nicht mit roten Teppichen. Sie wird, ihrem ausdrücklichen Wunsch entsprechend, in ihrem eigenen Garten nahe dem Meer beerdigt. Dort, wo sie jahrzehntelang gelebt, gestritten, geliebt und sich zurückgezogen hat.

Diese Information bestätigte ihre langjährige Freundin, die Journalistin Wendy Bouchard, am Montagmorgen in einem Interview. Bardot sei am Sonntag, dem 28. Dezember, in ihrer Villa La Madrague im südfranzösischen Saint-Tropez gestorben. „Sie hat es sich so gewünscht, und dieser Wunsch wird respektiert“, sagte Bouchard. Es gehe darum, in der Nähe jener Wesen zu ruhen, die ihr am meisten bedeutet hätten. Ihre Tiere.

La Madrague, diese unscheinbare, fast trotzig einfache Villa direkt an der Küste von Saint-Tropez, war für Bardot mehr als nur ein Wohnhaus. Sie war Mythos, Rückzugsort, Bollwerk gegen die Außenwelt. Bardot hatte das Anwesen 1958 gekauft, auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, als Fotografen ihr folgten wie Schatten und das Kino sie zur Göttin erklärte. Dass sie nun dort auch ihre letzte Ruhe finden wird, wirkt konsequent. Fast zwingend.

Die Beisetzung, so Wendy Bouchard, werde „in größter Einfachheit und im völligen Verzicht“ stattfinden. Kein Prunk, kein Pathos. Ein Abschied ohne große Gesten. Juristisch ist ein solches Begräbnis auf privatem Grund in Frankreich möglich, allerdings nur in Ausnahmefällen und nach Genehmigung durch den zuständigen Präfekten. In Bardots Fall gilt das als Formsache. Ihr Wille war bekannt, dokumentiert, klar formuliert.



In den Worten ihrer Freundin klingt etwas an, das Bardots Leben durchzogen hat wie ein roter Faden. Der Wunsch, eins zu werden mit jener Erde, „die viel Leid gesehen hat, aber auch ihren Kampf“. Gemeint ist der Kampf für die Tiere. Für viele war Brigitte Bardot nicht nur Filmstar, sondern vor allem das Gesicht eines radikalen, unbequemen Engagements gegen Tierleid. Ein Engagement, das sie selbst als existenziell empfand.

„Die Tiere haben sie gerettet“, sagte Wendy Bouchard. Bardot sei von klein auf mit ihnen aufgewachsen. Die Zuneigung, die ihr vielleicht im familiären Umfeld gefehlt habe, habe sie bei Tieren gefunden. Das ist kein PR-Satz, sondern eine nüchterne Beobachtung. Bardot identifizierte sich mit der Verletzlichkeit, der Wehrlosigkeit der Tiere. Sie teilte ihren Schmerz. Und machte ihn öffentlich.

Legendär bleibt ihr Einsatz gegen die Jagd auf Robbenbabys im Jahr 1977. Bilder von blutigen Eisschollen gingen um die Welt, Bardot mittendrin, wütend, fassungslos, laut. Dieser Protest veränderte etwas. Nicht sofort, nicht überall, aber nachhaltig. Er sensibilisierte eine Generation, die bis dahin lieber wegschaute. Wendy Bouchard formuliert es zurückhaltend, fast untertrieben: Dieser Einsatz habe „einen Teil der Welt erschüttert“.

Die Resonanz auf Bardots Engagement war enorm. Jedes Jahr, zu ihrem Geburtstag, erhielt sie Dutzende Säcke voller Briefe, beschriebenes Papier aus aller Welt, in allen Sprachen. Menschen, die sich bedankt haben. Menschen, die Trost suchten. Menschen, die sich verstanden fühlten. Für Bardot war das kein Fanpost-Ritual, sondern Bestätigung. Ein Beweis, dass ihr Kampf Bedeutung hatte.

Dass sie sich im Alter zunehmend zurückzog, kaum noch Interviews gab, kaum noch öffentlich auftrat, passte zu diesem Lebensentwurf. Die Welt hatte sie lange genug betrachtet, bewertet, vereinnahmt. Am Ende wollte sie Stille. Meer. Tiere. Erde.

La Madrague liegt abgeschieden, ein Ort, an dem das Mittelmeer fast direkt ins Wohnzimmer zu schwappen scheint. Hier lebte Bardot mit Hunden, Katzen, Ziegen, Vögeln. Hier empfing sie wenige Freunde. Hier starb sie. Und hier wird sie begraben. Nicht als Star, sondern als Frau, die ihren Platz gefunden hatte.

Es ist ein Abschied, der viel über Brigitte Bardot erzählt. Über ihren Eigensinn, ihre Konsequenz, ihre Unbeugsamkeit. Und über eine Form von Würde, die nicht aus Orden oder Ehrungen entsteht, sondern aus der Treue zu sich selbst. Manche werden das romantisch finden. Andere radikal. Bardot hätte vermutlich nur mit den Schultern gezuckt.

Sie wollte nie gefallen. Sie wollte etwas verändern. Und am Ende, das wird jetzt deutlich, wollte sie einfach bleiben.

Von C. Hatty

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