Tag & Nacht

Alain Delon ist tot. Mit 88 Jahren erlosch am 18. August 2024 das Leben eines der größten Stars, den das französische Kino je hervorgebracht hat. Doch Delon war mehr als nur ein Schauspieler – er war eine Legende, ein Mythos, der über Jahrzehnte hinweg die Leinwand erleuchtete.

Der Letzte seiner Art

In einer Zeit, in der das Wort „Star“ noch eine besondere Bedeutung hatte, verkörperte Delon diese Aura wie kaum ein anderer. Charisma, sein Aussehen und eine nahezu unheimliche Fähigkeit, den Zeitgeist zu verkörpern, machten ihn zu einem Unikat. Neben Größen wie Romy Schneider, Jean-Paul Belmondo oder Brigitte Bardot war er eine Ausnahmeerscheinung, die gleichermaßen nahbar und doch unerreichbar schien.

Doch wer war dieser Mann hinter der Leinwand?

Eine Jugend zwischen Turbulenzen und Träumen

Geboren am 8. November 1935 in Sceaux, Hauts-de-Seine, führte Delons Weg nicht von Anfang an ins Rampenlicht. Seine Kindheit war alles andere als glamourös – die Eltern trennten sich, er landete in einer Pflegefamilie, flog von mehreren Schulen und machte schließlich eine Ausbildung zum Metzger, um im Geschäft seines Stiefvaters zu arbeiten. Ein Zufall brachte ihn im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal mit dem Film in Berührung, doch der Durchbruch sollte noch Jahre auf sich warten lassen.

Stattdessen verschlug es ihn mit 17 Jahren in die Marine – eine Entscheidung, die sein Leben vorübergehend in eine andere Richtung lenkte. Abenteuer und Auseinandersetzungen mit der Militärjustiz prägten diese Zeit, bevor er nach Paris zurückkehrte und sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durchschlug.

Der Beginn einer Ära

1957 änderte sich alles. Yves Allégret, ein Regisseur, gab Delon seine erste kleine Rolle in „Quand la femme s’en mêle“. Bald darauf folgte eine Schlüsselmomente in seiner Karriere: Die Begegnung mit Romy Schneider am Set von „Christine“. Sie, bereits ein internationaler Star, er noch ein unbeschriebenes Blatt – doch diese Begegnung markierte den Beginn einer intensiven und komplizierten Beziehung, die ihre Spuren in der Geschichte des französischen Kinos hinterließ.

Der endgültige Durchbruch gelang Delon mit „Plein Soleil“ (1959), wo er als Hauptdarsteller sein gutes Aussehen und seinen Charme in Szene setzte. Danach folgte eine steile Karriere, die ihn zum Gesicht des französischen Kinos machte – ein Gesicht, das in die Filmgeschichte einging.

Aufstieg zum internationalen Star

In den 1960er und 1970er Jahren folgte ein Erfolg auf den nächsten. Delon drehte Filme mit Regiegrößen wie Jean-Pierre Melville, René Clément und Luchino Visconti. Klassiker wie „Le Samouraï“, „Le Guépard“ und „Rocco und seine Brüder“ festigten seinen Ruf als Schauspieler von Weltformat. Er arbeitete mit Stars wie Claudia Cardinale, Burt Lancaster und Charles Bronson zusammen und eroberte nicht nur Frankreich, sondern auch die internationale Filmlandschaft.

Dunkle Schatten und Skandale

Alain Delon war nicht nur bekannt für seine Schauspielkunst. Sein Leben war durchzogen von Affären, politischen Kontroversen und Verbindungen zur Unterwelt. Besonders das rätselhafte Verschwinden und der Mord an seinem ehemaligen Leibwächter Stefan Markovic sorgten für Schlagzeilen. Die Affäre führte zu einem der größten Skandale der Nachkriegszeit in Frankreich, der bis heute unvergessen bleibt.

Ein Leben in Bildern – und darüber hinaus

Die 1980er und 1990er Jahre brachten nicht mehr die großen Erfolge wie früher. Filme wie „Notre histoire“, für den er den César als bester Schauspieler erhielt, waren Ausnahmen. Doch Delon blieb aktiv, wechselte auf die Bühne und kehrte später auch ins Fernsehen zurück, wo er mit der Serie „Fabio Montale“ eine neue Generation von Fans gewann.

Der Mensch hinter dem Mythos

Delon war nie nur der schöne Schauspieler – er war auch Produzent, Regisseur und Unternehmer. Sein Privatleben war ebenso turbulent wie seine Karriere. Von Romy Schneider über Mireille Darc bis hin zu seinem Konflikt mit seinem Sohn Anthony – Delons Beziehungen waren stets öffentliches Interesse. Seine letzten Jahre waren von gesundheitlichen Problemen und familiären Spannungen geprägt.

Abschied eines Giganten

Alain Delon war sich stets seiner Sterblichkeit bewusst. In einem Interview 2008 sagte er: „Ich kann ohne Bedauern gehen.“ Ein Leben voller Leidenschaft, Skandale und unvergesslicher Filme fand nun sein Ende. Seine Karriere wurde 2019 in Cannes mit einer Ehren-Palme gefeiert – ein letztes großes Aufbäumen einer Legende, die die Kinoleinwände dieser Welt prägte.

Und so geht ein Kapitel des französischen Kinos zu Ende. Delon, der „Félin“ – eine Ikone, die nicht nur Filme, sondern auch die Herzen vieler Menschen weltweit erobert hat. Sein Vermächtnis bleibt, auch wenn der Vorhang gefallen ist.


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