Alain Delon – ein Name, der in goldenen Lettern in die Geschichte des Kinos eingraviert ist. Doch was bleibt von einem Mann, der zeitlebens ein Rätsel war? Ein Mann, dessen Bild gleichzeitig Licht und Schatten war, dessen Karriere und Leben wie ein Film voller Dramatik und unerwarteter Wendungen anmuten?
Delon verkörperte das, was das Kino der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausmachte: Schönheit, Leidenschaft, Skandal. Er war der Inbegriff des französischen Charmes, der gefährlichen Anziehungskraft eines Mannes, den Frauen liebten und Männer bewunderten. Doch hinter diesem makellosen Gesicht, hinter diesen Augen, die tiefer schauten als der Abgrund selbst, verbarg sich ein Mensch, der stets zwischen Glanz und Dunkelheit wandelte.
Es ist einfach, Alain Delon als einen der größten Schauspieler seiner Zeit zu feiern. Die Liste seiner Filme liest sich wie ein Who-is-Who des Weltkinos: Plein Soleil, Rocco und seine Brüder, Le Samouraï. Werke, die heute noch fesseln und zeigen, warum er ein Star war. Doch Delon war mehr als ein Leinwandheld. Er war auch ein Mann, der es liebte, zu provozieren, der keine Angst hatte, seine Meinung zu äußern – und damit oft polarisierte. Es wäre naiv, nur den Künstler zu sehen und die Kontroversen auszublenden, die ihn begleiteten.
Er war ein Mann der Extreme. Seine Nähe zu konservativen Kreisen und umstrittenen Figuren, seine deutlichen, oft scharfen Worte über Frauen und Minderheiten – all das ist Teil seines Erbes. Und trotzdem – oder gerade deswegen – bleibt Delon ein Phänomen, das sich nicht einfach in Gut und Böse aufteilen lässt. Er war ein Mensch, der nie versuchte, sich selbst zu entschuldigen, sondern der sich ganz und gar seiner Widersprüchlichkeit hingab.
Alain Delons Abschied vom Rampenlicht, seine bewegenden Worte in Cannes 2019, markieren das Ende einer Ära. Ein Mann, der 62 Jahre lang das Kino prägte, verabschiedet sich. Doch seine Filme bleiben – als Zeugnis einer Karriere, die mehr war als nur Erfolg. Sie war das Porträt eines Mannes, der nie ganz fassbar war, der aber gerade deshalb so faszinierte.
Im Rückblick bleibt Delon ein Unikat – ein Künstler, der die Höhen des Ruhms ebenso wie die Tiefen des Skandals erlebt hat. Ein Schauspieler, der wusste, dass der schwierigste Teil nicht das Durchhalten ist, sondern das Gehen. Alain Delon hat sich verabschiedet, doch seine Legende lebt weiter. Und vielleicht ist es gerade diese Unvollkommenheit, die ihn so unvergesslich macht.
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