Während sich versammelt, um die drohende Klimakatastrophe in den Griff zu bekommen, spielt ein Land den Störenfried – und das ist nicht irgendein Land, sondern die größte Volkswirtschaft des Planeten: die Vereinigten Staaten von Amerika.
Und wer steht am Steuer? Donald Trump. Der Mann, der das Weltklima ignoriert wie ein Autofahrer, der bei Nebel das Fernlicht einschaltet und dann behauptet, alles sei in bester Ordnung.
China, Indien, Europa – wer gibt den Takt an?
In Peking saßen Anfang März Expertenteams zusammen, um neue Klimaziele zu schnüren, die als „sehr ambitioniert“ gelten. Indien, das noch vor Kurzem als Sorgenkind in Sachen Emissionen galt, produziert mittlerweile mehr erneuerbare Energie als Deutschland. Und die EU? Die hat es geschafft, mehr Strom aus Sonnenlicht als aus Kohle zu erzeugen. Wer hätte das gedacht?
Alle ziehen an einem Strang – alle außer einem.
Die USA auf Klimakurs? Eher auf Konfrontation.
Während andernorts Windräder aufgestellt und Solarparks geplant werden, dreht die Trump-Administration die Uhren zurück. Umweltauflagen? Abgebaut. Forschungsgelder? Gestrichen. Katastrophenschutz? Zusammengekürzt. Und das alles zu einer Zeit, in der sich der Planet schneller erhitzt als je zuvor – ein absurdes Schauspiel auf offener Bühne.
Was bedeutet das konkret? Hunderte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben ihre Jobs verloren. Forschungseinrichtungen, die jahrzehntelang wertvolle Daten zu Klimaveränderungen gesammelt haben, wurden dichtgemacht. Und entscheidende Berichte, die aufzeigen sollten, wie der Klimawandel Wirtschaft und Gesellschaft in den USA bedroht, blieben schlichtweg in der Schublade – oder werden nicht mehr erstellt.
Wenn der Staat nicht mehr hilft – wer dann?
Katastrophenschutzprogramme, die Gemeinden auf Extremwetter vorbereiten sollten, wurden eingestellt. Hilfsgesuche nach Hurrikans oder Überschwemmungen? Abgewiesen. Die Folge: Menschen stehen vor Trümmern, buchstäblich – ohne Unterstützung, ohne Perspektive.
Klingt das nach Verantwortung?
Oder ist es eher eine kalte Schulter gegenüber der eigenen Bevölkerung?
Was auf dem Spiel steht
Klimapolitik ist keine Spielwiese für Ideologie – sie entscheidet über Leben und Tod. Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen: All das trifft längst nicht mehr nur ferne Länder, sondern amerikanische Städte, Vororte und ländliche Regionen. Trotzdem ignoriert Washington die Zeichen der Zeit.
Noch absurder: Die USA könnten nicht nur mehr tun, sie wollten einmal mehr tun. Vor dem Wechsel im Weißen Haus galten sie als treibende Kraft beim Pariser Klimaabkommen. Und heute? Einziger Staat weltweit, der das Abkommen verlassen will.
Und die Welt? Sie zieht weiter.
Im November treffen sich die Staaten zur nächsten Weltklimakonferenz – COP30 in Brasilien. Und ob die USA überhaupt jemanden hinschicken, steht in den Sternen. Der Wille zur internationalen Zusammenarbeit? Fehlanzeige. Während andere Länder konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Emissionen senken wollen, rollt Amerika den roten Teppich aus – für Öl- und Gaslobbyisten.
Ein kleiner Exkurs: Warum das alles so schwer wiegt
Klimawissenschaft ist heute präziser als je zuvor. Satellitendaten, Langzeitmessungen, KI-gestützte Klimamodelle – all das erlaubt uns ein immer klareres Bild dessen, was passiert, wenn die Weltpolitik versagt. Und doch legt eine der mächtigsten Nationen der Welt diese Werkzeuge bewusst beiseite.
Was sagt das über den Zustand unserer Zeit aus?
Und viel wichtiger: Wer zahlt am Ende den Preis?
Was bleibt, ist ein Vakuum – und das Gefühl, dass mehr ginge
Natürlich ist Trump nicht allein Schuld an der Misere. Aber seine Administration hat die Uhr zurückgedreht in eine Ära, in der Umweltfragen als Luxusproblem galten. Dabei wissen wir längst: Wer heute spart, zahlt morgen doppelt – in Menschenleben, in wirtschaftlichen Schäden, in verlorenem Vertrauen.
Es geht hier nicht um parteipolitische Grabenkämpfe. Es geht darum, ob eine Supermacht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Oder ob sie lieber Zuschauerin bleibt, während der Rest der Welt versucht, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Was wir jetzt brauchen
Ein neues Verständnis von Führung. Eine Rückkehr zur Wissenschaft. Und einen globalen Schulterschluss, der auch die USA mit einbezieht – nicht als Besserwisser, sondern als Teil einer Lösung, die größer ist als nationale Eitelkeit.
Denn wenn eines sicher ist, dann das: Der Klimawandel fragt nicht nach Pässen oder Parteibüchern.
Von Andreas M. Brucker
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