Tag & Nacht




Sie ist klein, sie ist wildromantisch – und sie hat genug vom Blech: Die Île de Batz, ein winziges Eiland vor der bretonischen Küste bei Roscoff, will Mobilität grundlegend neu überdenken. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Schon Ende Juni tritt eine kommunale Regelung in Kraft, die den Autoverkehr radikal einschränken wird.

Was zunächst klingt wie ein Öko-Experiment, ist in Wahrheit der Versuch, die Seele einer Insel zu retten.

Die Insel, die fast zu klein für Autos ist

3,7 Kilometer lang, 1,6 Kilometer breit – das ist kein Ort, an dem man Autos braucht. Und trotzdem sind sie da. Immer mehr, besonders im Sommer, wenn Feriengäste und Zweitwohnungsbesitzer das kleine Eiland fluten.

Auf den engen Wegen der Insel treffen Traktoren, Fahrräder, Fußgänger – und zunehmend auch Autos aufeinander. Eine gefährliche Mischung, die nicht nur den Verkehrsfluss behindert, sondern auch die Lebensqualität der Inselbewohner gefährdet.

„Das ist nicht mehr der Geist der Insel“, sagt Bürgermeister Éric Grall. Und meint damit: Die Île de Batz war immer ein Ort der Langsamkeit – und der leisen Töne.

Schluss mit dem Chaos: Ein Erlass soll es richten

Deshalb hat der Gemeinderat jetzt beschlossen: Ab Ende Juni dürfen motorisierte Fahrzeuge nur noch nach vorheriger Genehmigung auf die Insel gebracht werden. Und diese Genehmigung ist an klare Regeln gebunden.

Einheimische dürfen ihre alten Autos ersetzen – aber nicht beliebig viele neue Fahrzeuge anschaffen. Händler, Bauern und andere Dienstleister bekommen Sonderregelungen, damit das wirtschaftliche Leben auf der Insel nicht zum Erliegen kommt.

Klingt radikal? Ist es auch.

Aber es ist wohl genau das, was die Insel jetzt braucht.

Bereits 2019 hatte die Kommune versucht, den Autoverkehr zu regulieren. Damals scheiterte das Vorhaben – aus juristischen Gründen. Die gesetzliche Grundlage fehlte.

Diesmal haben sich die Verantwortlichen besser vorbereitet. Mithilfe juristischer Berater wurde ein wasserdichtes Regelwerk erarbeitet, das sich auf die französische Gesetzgebung zur besonderen Lage von Inselterritorien stützt – konkret auf die sogenannte „Loi 3DS“.

Ein Paragraf mit Potenzial.

Doch es geht nicht nur ums Verbieten. Es geht ums Ermöglichen.

Die Insel fördert den Kauf von E-Bikes und Elektrorollern mit finanziellen Zuschüssen. Ältere und mobilitätseingeschränkte Personen können auf ein preiswertes Taximodell zurückgreifen. Und wer sich zu Fuß oder per Rad fortbewegt, erlebt die Insel ohnehin auf ganz andere Weise – entschleunigt, direkt, intensiv.

Man könnte auch sagen: so, wie sie gedacht war.

Natürlich regt sich auch Kritik. Vor allem von jenen, die regelmäßig aus dem Festland anreisen oder hier ihr Ferienhaus haben. Wird die Insel durch die neuen Regeln unzugänglicher? Werden Besucher abgeschreckt? Droht ein wirtschaftlicher Einbruch?

Das sind berechtigte Fragen. Die Kommune weiß das – und sie versucht, im Dialog zu bleiben. Doch im Kern geht es um eine einfache Wahrheit:

Die Île de Batz kann nicht gleichzeitig Erholungsparadies und Parkplatz sein.

Ein Experiment mit Signalwirkung?

Was auf Batz passiert, ist kein Einzelfall. Viele französische Inseln stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Der Klimawandel, der Tourismus, der wachsende Mobilitätsbedarf – sie alle zwingen kleine Gemeinschaften, neue Wege zu gehen.

Vielleicht ist die Île de Batz nur der Anfang. Vielleicht wird ihre Entscheidung zum Modell.

Oder zur Warnung.

Denn am Ende steht eine Frage im Raum, die über das Schicksal eines kleinen Eilands hinausgeht:

Wie viel Mobilität verträgt ein Ort – bevor er sich selbst verliert?

Autor: C. Hatty

Quellen:

https://www.letelegramme.fr/bretagne/on-ne-peut-pas-interdire-les-voitures-sur-lile-le-maire-de-lile-de-batz-temoigne-6415833.php
https://www.letelegramme.fr/finistere/morlaix-29600/toutes-ces-voitures-ce-nest-pas-lesprit-de-lile-de-batz-6415632.php
https://www.letelegramme.fr/finistere/ile-de-batz-29253/toutes-les-iles-font-face-a-un-afflux-de-voitures-sur-batz-lutilisation-des-vehicules-va-etre-reglementee-6836994.php
https://iledebatzmandatmunicipal.over-blog.com/2025/06/bulletin-municipal-juin-2025.reaction-s-sur.html

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