Das Angebot klingt zu gut, um es abzulehnen: Eine Woche Parken am Flughafen für unter 50 Euro – während die offiziellen Parkhäuser das Dreifache kosten. Wer bei solchen Schnäppchen zuschlägt, könnte sein Auto allerdings nicht nur günstiger, sondern auch in deutlich schlechterem Zustand zurückbekommen.
Die perfekte Illusion: Schnäppchen mit System
In der Umgebung großer französischer Flughäfen wie Orly und Roissy-Charles-de-Gaulle schießen sie wie Pilze aus dem Boden – Anbieter von Billigparkplätzen, die mit professionell aufgemachten Webseiten, scheinbar guten Bewertungen und aggressiven Preisen um Kundschaft buhlen.
Ein Wochenpreis von 42 Euro? Klingt verlockend. Doch hinter dieser glänzenden Fassade verbergen sich oft dubiose Machenschaften. Denn viele dieser Anbieter sind weder offiziell registriert noch werden sie von den zuständigen Behörden kontrolliert.
Albtraum nach der Landung
Wer sein Auto einem solchen Anbieter anvertraut, erlebt mitunter böse Überraschungen. Reisende berichten von Fahrzeugen mit deutlich erhöhtem Kilometerstand, beschädigtem Lack oder gar Knöllchen für Tempoverstöße – begangen, während sie selbst am Strand lagen oder in Geschäftsmeetings saßen.
Nicht selten werden die Wagen nicht in gesicherten Parkanlagen abgestellt, sondern einfach auf unbewachten Schotterplätzen oder brachliegenden Grundstücken geparkt – manchmal sogar benutzt, um „Privatbesorgungen“ der Betreiber zu erledigen.
Ein bisschen wie Carsharing – nur ohne Ihre Zustimmung.
Der Fall Orly: 400 Kilometer durch Paris
Im März 2025 kam es am Flughafen Orly zu einem aufsehenerregenden Polizeieinsatz: Ein gut organisiertes Netzwerk von Betrügern wurde ausgehoben, das über Jahre hinweg hunderte Autos von ahnungslosen Urlaubern missbrauchte.
Die Masche: Vermeintlich günstige Parkplätze wurden aufwendig beworben – die Fahrzeuge aber heimlich genutzt. Einige legten während der Abwesenheit ihrer Besitzer bis zu 400 Kilometer zurück. Die Polizei nahm sechs Personen fest, darunter die mutmaßlichen Drahtzieher des Systems.
Wie man sich schützt – und worauf man achten sollte
Die gute Nachricht: Wer ein bisschen genauer hinsieht, kann sich vor solchen Machenschaften recht gut schützen. Hier ein paar einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen:
1. Bewertungen lesen: Was andere über einen Anbieter sagen, verrät oft mehr als dessen Website. Wer systematisch schlechte Rezensionen sammelt, sollte sofort durchs Raster fallen.
2. Kilometerstand dokumentieren: Vor dem Abgeben einfach den Tachostand fotografieren – das schafft Beweissicherheit.
3. Kein Vertrag? Kein Vertrauen. Ein ordentlicher Parkservice stellt ein schriftliches Dokument aus, das Haftung, Abläufe und Verantwortlichkeiten regelt.
4. Realistische Preise vergleichen: Wenn ein Angebot verdächtig günstig erscheint, ist es das in der Regel auch.
5. Offizielle oder zertifizierte Anbieter bevorzugen: Wer Sicherheit möchte, sollte auf geprüfte Parkhäuser oder zertifizierte Partner zurückgreifen – gerade an Flughäfen sind diese leicht erkennbar.
Behörden im Alarmmodus
Die französischen Verbraucherzentralen und lokalen Behörden haben die Problematik längst erkannt. Es gibt verstärkte Kontrollen, neue Auflagen für Anbieter und regelmäßige Überprüfungen verdächtiger Firmen.
Doch die Nachfrage nach billigen Parkplätzen bleibt hoch – und damit auch die Versuchung für Kriminelle, in diesem Feld mitzumischen. Oft reicht eine simple Google-Suche, und schon stößt man auf den nächsten „Top-Deal“. Dass der in Wahrheit ein Flop mit Folgen sein kann, zeigt sich meist erst viel zu spät.
Sicher parken – entspannter reisen
Niemand möchte nach einem erholsamen Urlaub feststellen, dass sein Auto missbräuchlich benutzt wurde. Günstig zu parken ist legitim – aber nicht um jeden Preis. Gerade an Flughäfen lohnt es sich, zweimal hinzusehen, bevor man den Autoschlüssel übergibt.
Denn die Rechnung kommt – manchmal erst am Ende der Reise.
Autor: Daniel Ivers
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