Tag & Nacht

Der Tag der „Überschreitung“ für einheimische Fische kommt immer früher.

Wenn man in Frankreich nur Fisch kaufen würde, der vor Ort an den Küsten des Landes gefangen wurde, wären die Regale ab Montag, dem 2. Mai, leer. Trotz seiner großen Meeresküste importiert Frankreich zwei Drittel seiner Meeresfrüchte aus anderen Teilen der Welt. Auf ein Jahr umgerechnet bedeutet dieses Verhältnis, dass die Franzosen bereits alles verbraucht haben, was an ihren Küsten gefangen wurde: Daran erinnert das Aquaculture tewardship council (ASC), eine internationale NGO, die sich für die Förderung einer nachhaltigen Aquakultur einsetzt.

Die Franzosen verzehren pro Kopf 33,5 kg Fisch und Schalentiere pro Jahr. Mit einer Vorliebe für Lachs, Thunfisch und Garnelen, die man nicht unbedingt in lokalen Fischgründen findet. Bemerkenswert ist, dass dieser „Tag der Überschreitung“ für heimischen Fisch immer früher eintritt: Er kommt diese Jahr drei Wochen früher als vor zehn Jahren.

Frankreich gehört zu den Top 5 der größten europäischen Verbraucher von Meeresfrüchten, hinter Portugal, Spanien, Malta und Luxemburg. Der Begriff „zu viel“ hängt von der Art des Fischs ab, der gekauft wird. Franzosen essen zum Beispiel zu viel Seehecht aus dem Mittelmeer, Kabeljau aus der Nordsee oder Sardinen aus der Biskaya, so die letzte Bilanz des französischen Forschungsinstituts für die Ausbeutung des Meeres, Ifremer. Aber dank der Quoten hat es Fortschritte gegeben, denn 60% der in Frankreich gefangenen Fische stammen aus Populationen, deren Bestände in gutem Zustand sind. Das ist viel besser als vor 20 Jahren.

Das andere grosse Problem ist, dass die Europäische Union insgesamt gesehen mehr als die Hälfte der Fische, die sie konsumiert, aus Asien, Afrika und anderen Entwicklungsländern bezieht, Ländern, in denen das Überleben der meisten lokalen Gemeinschaften vom Fischfang abhängt.

Die Entwicklung der Aquakultur könnte der richtige Weg sein, um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen setzt auf Zuchtfarmen, um den Bedarf der Weltbevölkerung zu decken, da ein Drittel der weltweiten Wildfischbestände bereits überfischt sind und kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Das ist dreimal so viel wie vor 50 Jahren, und der Verbrauch steigt weiter.

Die Zucht (Aquakultur) erscheint daher als eine Möglichkeit, die es zu entwickeln gilt, wobei unbedingt darauf geachtet werden muss, dass keine Umweltverschmutzung entsteht. Heute stammt die Hälfte der weltweit verzehrten Fische und Schalentiere aus einer Zucht.


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