Nach acht Jahren Pause kehren die Fêtes maritimes de Brest, eine wahre „Weltausstellung des Meeres“, endlich zurück. Vom 12. bis 17. Juli wird die bretonische Stadt Gastgeber für eine beeindruckende Vielfalt an Wasserfahrzeugen sein – ein Fest, das sich deutlich von den traditionellen maritimen Festivals mit ihren alten Segelschiffen abhebt.
Ein Fest der Superlative
Vom portugiesischen Viermaster bis zum äthiopischen Fischerboot: Ein tausend Schiffe umfassender Flottenzug wird am Freitag in Brest erwartet. Fortuné Pellicano, stellvertretender Bürgermeister von Brest und Delegationsleiter der Fêtes maritimes, strahlt vor Vorfreude: „Man spürt die Begeisterung und das Warten der Menschen.“ Doch inmitten der Freude gibt es Kontroversen: Ein russisches Segelschiff, dessen Teilnahme kurzfristig abgesagt wurde, sorgt für Aufsehen.
Das letzte Mal, dass die „Fêtes maritimes“ stattfanden, war im Jahr 2016. Damals zog das Festival 700.000 Besucher an, die die alten Segelschiffe entlang der sieben Kilometer langen Hafenpromenade bewunderten. Die für 2020 geplante Veranstaltung musste wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt werden. Jetzt, nach acht Jahren, wird Brest wieder zur weltweiten Hauptstadt des Meeres.
Vielfalt der Schiffe
„Unser Konzept ist es, die größte Flotte überhaupt zu versammeln. Wir wollen alles zeigen, was schwimmt – eine wahre Weltausstellung des Meeres, sehr unterschiedlich zu anderen Veranstaltungen, die sich stark auf das maritime Erbe konzentrieren“, erklärt Régis Lerat, Direktor von Brest Événements nautiques, dem Veranstalter der Fêtes.
Von polynesischen Kanus über Hochseeyachten bis hin zu Ruder- oder Segelyollen und ozeanografischen Schiffen – die Vielfalt der Wasserfahrzeuge sticht aus den traditionellen Segelschiff-Festivals hervor. Und nicht nur auf dem Wasser wird gefeiert: An Land erwarten die Besucher thematische Dörfer, die Stationen im Atlantik, Pazifik und den Polarzonen nachbilden. Dort gibt es Animationen, Konferenzen und jeden Abend elf Konzerte. Ein Drohnenspektakel, ein Feuerwerk und eine nächtliche Parade, live moderiert vom Musiker Yann Tiersen vom Deck eines Schiffes, runden die Festivitäten ab. Den krönenden Abschluss bildet die große Parade von Hunderten von Booten nach Douarnenez am 18. Juli.
Keine russischen Schiffe
Aufgrund des Krieges in der Ukraine werden die Fêtes maritimes in ihrer achten Ausgabe zwei der größten Segelschiffe der Welt nicht empfangen: Die Viermaster Sedov und Kruzenshtern, beide im Besitz des russischen Staates. Ein weiteres russisches Schiff, der 34 Meter lange Dreimaster Shtandart, eine exakte Nachbildung einer Fregatte von Zar Peter dem Großen, sorgt jedoch für erhebliche Kontroversen. Trotz einer zwischenzeitlichen Registrierung unter der Flagge der Cookinseln und dem erklärten Ziel seines Kapitäns, die „Freundschaft zwischen den Völkern aller Nationen“ zu fördern, wurde dem Schiff letztlich die Einfahrt nach Brest verweigert.
Emotionen und Widerstand
Der Kapitän der Shtandart, Vladimir Martus, der zur Hälfte Ukrainer ist, versteht die emotionalen Reaktionen auf die russische Flagge und den Krieg. Dennoch plant er, gegen die Entscheidung vorzugehen und hofft, die Reise nach Brest fortsetzen zu können. Am Dienstag versammelten sich etwa dreißig Gegner des Schiffs vor dem Rathaus von Brest, um die Durchsetzung des Verbots zu fordern.
Bernard Grua, Leiter des Kollektivs No Shtandart In Europe, bezeichnete das Schiff als „ein Werkzeug imperialistischer Propaganda und ein Risiko für die nationale Sicherheit.“ Martus, der sich als Gegner Vladimir Putins sieht, wies dies als „Lüge“ zurück und machte sich über die Idee lustig, mit einem so auffälligen Schiff Spionage zu betreiben.
Mit einer solchen Vielfalt an Schiffen und einer bunten Palette an Veranstaltungen versprechen die Fêtes maritimes de Brest ein unvergleichliches Erlebnis zu werden. Wer könnte dem Ruf des Meeres widerstehen?
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