Tag & Nacht


Einmal mehr trifft Populismus auf Politik – und diesmal reicht der Vorwurf bis zum Äußersten: Mord. Genauer gesagt, ein angeblich geplanter Mordanschlag durch das französische Präsidentenpaar Emmanuel und Brigitte Macron auf die amerikanische Kommentatorin Candace Owens.

Klingt nach einem Netflix-Thriller? Ist es aber nicht. Sondern Teil einer zunehmend bizarren Debatte, die sich im November 2025 rasant über soziale Medien verbreitete.

Doch was ist dran an den schweren Anschuldigungen?

Ein Tweet, viele Fragen

Owens behauptete auf der Plattform X (ehemals Twitter), ein „hochrangiger französischer Regierungsbeamter“ habe ihr zugetragen, dass das Präsidentenpaar eine „Attentatsgruppe“ auf sie angesetzt habe – unter Beteiligung israelischer Geheimdienstagenten. Ziel: ihre Ermordung.

Das Netz reagierte prompt. Einige empörten sich, andere lachten, viele zweifelten. Die New York Post sprach in einem Kommentar von „batsh*t crazy“ – sinngemäß: völliger Irrsinn.

Tatsächlich bleibt Owens den entscheidenden Beleg für ihre Behauptung schuldig. Kein Name. Keine Unterlagen. Kein Verfahren. Nur Worte.

Die Vorgeschichte: eine Klage, viele Gerüchte

Hintergrund der Eskalation ist ein laufendes Verfahren: Emmanuel und Brigitte Macron haben in den USA eine Verleumdungsklage gegen Owens eingereicht. Grund: wiederholte, nachweislich falsche Behauptungen über Brigitte Macron – etwa, dass sie „biologisch ein Mann“ sei.

Eine absurde These, die aus den Tiefen der sogenannten „Transvestigation“-Szene stammt, einem Milieu, das Prominente gezielt durch pseudowissenschaftliche Gender-Verschwörungen diskreditiert. Die Macrons wehren sich juristisch. Und das offensiv: Laut Medienberichten wollen sie sogar alte Schwangerschaftsfotos einreichen – als Beweis der Wahrheit.

Was gegen den angeblichen Anschlagsplan spricht

Vier Gründe machen die Owens-Behauptung fragwürdig, wenn nicht sogar absurd:

1. Keine überprüfbaren Quellen:
Weder der angebliche Informant noch belastbare Dokumente werden benannt. Auch internationale Ermittlungsbehörden haben keinen entsprechenden Hinweis bestätigt oder überhaupt Ermittlungen aufgenommen.

2. Owens’ fragwürdige Glaubwürdigkeit:
Die Kommentatorin ist nicht zum ersten Mal durch wilde Theorien aufgefallen – sei es über den Tod von Aktivisten oder die angebliche „Gender-Agenda“ westlicher Regierungen. Ihre Aussagen sind oft spektakulär, selten belegbar.

3. Keine juristische oder diplomatische Bewegung:
Ein echter Mordauftrag durch ein Staatsoberhaupt hätte Konsequenzen – Ermittlungen, Sanktionen, diplomatische Proteste. Bislang? Nichts davon. Kein Strafverfahren. Keine öffentliche Untersuchung.

4. Mediale Einordnung:
Namhafte Medien – darunter The Guardian, Le Monde und AP News – berichten sachlich, aber deutlich: Es gibt keine Grundlage für die Attentats-Behauptung. Vielmehr ordnen sie den Vorfall in den Kontext einer längst laufenden Desinformationskampagne ein.

Verschwörung als Waffe

Candace Owens weiß, wie man Aufmerksamkeit erzeugt. Sie lebt von der Provokation, von der Zuspitzung, vom kalkulierten Skandal. Doch wer Präsidentenpaare in der Weltöffentlichkeit bezichtigt, ein Attentat zu planen, überschreitet eine rote Linie – nicht moralisch, sondern juristisch.

Denn hier geht es nicht mehr um Meinung, sondern um eine konkrete, schwerwiegende Anschuldigung. Und um Menschen.

Brigitte Macron – ehemalige Lehrerin, Mutter, First Lady – wird öffentlich zu einer Symbolfigur für absurde Theorien gemacht. Emmanuel Macron – Präsident eines G7-Staates – zum Drahtzieher einer mutmaßlichen Geheimoperation stilisiert. Ohne Beweise. Ohne Basis.

Die Wahrheit ist kein Spielzeug

Ob nun politische Meinung oder persönliche Abneigung: Der Diskurs in der Öffentlichkeit kennt Grenzen – vor allem dort, wo er ins Strafrecht hineinragt. Worte haben Gewicht. Und Verantwortung.

Die große Frage bleibt: Was wäre, wenn jemand diese Theorie für bare Münze nähme?

Ein mediales Theater, keine reale Bühne

Fakt ist: Es gibt derzeit keine Hinweise, dass Emmanuel oder Brigitte Macron jemals ein Attentat gegen Owens geplant oder veranlasst haben. Die Geschichte spielt sich bislang allein in der Welt der Spekulationen ab – ein Theater aus Behauptungen, Projektionen und gezielten Empörungswellen.

Was bleibt, ist ein Schattenkampf: Wahrheit gegen Lüge, Diskurs gegen Desinformation, Fakten gegen Fiktion.

Autor: Andreas M. Brucker

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