Der rote Teppich von Cannes glänzt dieses Jahr mit einer Mischung aus Hollywood-Glamour, politischer Schärfe und künstlerischer Radikalität.
Am 19. Mai 2025 feiern Spike Lee und Denzel Washington die Premiere von Highest 2 Lowest, während Julia Ducournau mit Alpha erneut um die Goldene Palme kämpft. Doch das ist nur der Anfang eines Festivals, das in diesem Jahr besonders viel zu sagen hat.
Spike Lee & Denzel Washington: Ein Duo mit Haltung
Vier Jahre nach seinem Juryvorsitz kehrt Spike Lee mit Highest 2 Lowest zurück nach Cannes – diesmal außer Konkurrenz, aber nicht minder eindrucksvoll. Der Film ist eine moderne Neuinterpretation von Kurosawas High and Low und verlegt die Handlung ins heutige New York. Denzel Washington spielt einen Musikmogul, der in eine moralische Zwickmühle gerät, als sein Sohn entführt wird. Mit dabei: ASAP Rocky und Jeffrey Wright.
Lee bleibt sich treu – politisch, pointiert und visuell kraftvoll.
Julia Ducournau: Alpha – Zwischen Kindheit und Krise
Nach dem Schock-Erfolg von Titane präsentiert Julia Ducournau nun Alpha, ihren dritten Spielfilm. Die Geschichte einer jungen Mutter, die in den 1980er-Jahren mit der AIDS-Krise konfrontiert wird, verspricht emotionale Tiefe und gesellschaftliche Relevanz. Mit Golshifteh Farahani und Tahar Rahim in den Hauptrollen setzt Ducournau erneut auf starke Charaktere und eine intensive Bildsprache.
Ob sie erneut die Palme d’Or gewinnt? Die Spannung steigt.
Wes Andersons The Phoenician Scheme: Stil trifft auf Politik
Wes Anderson wagt sich mit The Phoenician Scheme auf neues Terrain. Der Film, eine Mischung aus Spionagethriller und Familiendrama, erzählt die Geschichte des Oligarchen Zsa-zsa Korda (Benicio del Toro), der seine Tochter Liesl (Mia Threapleton), eine Nonne, zur Nachfolgerin bestimmt. Mit einem Star-Ensemble, darunter Tom Hanks und Scarlett Johansson, und einer Handlung, die Kapitalismuskritik und persönliche Erlösung vereint, zeigt Anderson eine düstere, aber dennoch stilisierte Welt.
Ein Film, der polarisiert – und gerade deshalb fasziniert.
Weitere Highlights: Von Iran bis Südafrika
- Jafar Panahi meldet sich mit Un simple accident zurück. Ein kleiner Vorfall löst eine Kette von Ereignissen aus – eine Parabel auf die Unvorhersehbarkeit des Lebens.
- Oliver Hermanus präsentiert mit The History of Sound eine zarte Liebesgeschichte zwischen zwei Männern während des Ersten Weltkriegs. Paul Mescal und Josh O’Connor brillieren in den Hauptrollen.
- Tarik Saleh zeigt mit Les Aigles de la République einen politischen Thriller über einen ägyptischen Schauspieler, der in die Machenschaften der Machtelite verstrickt wird.
- Die Brüder Dardenne sind mit Jeunes Mères vertreten, einem einfühlsamen Porträt junger Mütter in einer betreuten Wohneinrichtung. Ein Film über Hoffnung, Gemeinschaft und den Kampf um ein besseres Leben.
Dieses Jahr zeigt sich Cannes wieder von seiner besten Seite – ein Schmelztiegel aus Filmkunst, Gesellschaftskritik und emotionaler Kraft. Wer hätte gedacht, dass zwischen Blitzlichtgewitter und Designerroben so viel Substanz steckt?
Ein Festival, das inspiriert, bewegt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Von C. Hatty
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