Tag & Nacht




Die Côte d’Azur erlebt derzeit eine Art transatlantisches Revival. Amerikanische Touristinnen und Touristen strömen wieder verstärkt an die französische Mittelmeerküste – nicht wie einst in den goldenen Fünfzigern, aber mit ähnlich viel Begeisterung. Und das ist mehr als nur ein vorübergehender Hype.


Dollars und Dolce Vita: Eine spürbare Rückkehr

2024 machten internationale Gäste satte 54 Prozent aller Besucher an der Côte d’Azur aus. Besonders auffällig dabei: Der starke Zuwachs aus Nordamerika. Und das schlägt sich nicht nur in der Besucherstatistik nieder, sondern auch in der Kasse – mit rund 170 Euro geben amerikanische Reisende täglich mehr als doppelt so viel aus wie ihre französischen Pendants.

Diese neue Lust auf die Côte d’Azur fällt nicht zufällig mit einer verlängerten Tourismussaison zusammen. Dank Großereignissen wie den Olympischen Spielen oder dem Tour de France-Rummel zieht sich die Hauptsaison mittlerweile von Mai bis Oktober – ein echter Glücksfall für die Hotellerie. In Nizza lagen die Belegungszahlen im Sommer an manchen Wochenenden bei beeindruckenden 98 Prozent.


Lieblingsecken mit Postkartenflair

Wo zieht es die Gäste aus Übersee besonders hin?

  • Nizza lockt mit seiner Promenade des Anglais, einem Mix aus Belle Époque und urbaner Lässigkeit – genau der richtige Cocktail für Reisende auf der Suche nach Kultur und Meerblick.
  • Saint-Tropez versprüht weiter seinen alten Charme. Für viele bleibt der Ort Inbegriff französischen Glamours – samt Luxusläden, Yachten und schillerndem Nachtleben.
  • Monaco ist Pflichtprogramm für alle, die Prestige und Jetset erleben wollen – inklusive Casino, Formel 1 und königlichem Flair.
  • Cap d’Antibes bietet hingegen Ruhe, mediterrane Idylle und exklusive Rückzugsorte – ideal für diejenigen, die lieber unbemerkt genießen.

Kurz gesagt: Jeder dieser Orte erfüllt ein anderes Fernweh – und gemeinsam machen sie die Region unwiderstehlich.


Der Weg wird kürzer

Ein wesentlicher Grund für die neu entflammte Begeisterung: Die Côte d’Azur ist leichter erreichbar als je zuvor. Der Flughafen Nizza-Côte d’Azur hat sein Transatlantikangebot kräftig ausgebaut. American Airlines etwa bietet Direktflüge aus Philadelphia an – und macht so den Sprung über den Atlantik für viele deutlich bequemer. Ein Jetlag, der sich lohnt.


Wo Sonne ist, gibt’s auch Schatten

Doch der Boom hat auch seine Kehrseiten. Mit dem Ansturm steigen nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Herausforderungen: Verkehrsprobleme, Wohnraumknappheit, Umweltbelastung – Themen, die viele Einheimische betreffen. Die wachsende Nachfrage darf nicht zulasten der Lebensqualität oder der natürlichen Schönheit der Region gehen.

Die Tourismusakteure vor Ort stehen daher vor einer komplexen Aufgabe: Wie kann man Wachstum und Nachhaltigkeit in Einklang bringen?


Mehr als nur ein Sommerflirt?

Die Begeisterung amerikanischer Gäste für die Côte d’Azur ist kein Zufallsprodukt. Es ist das Ergebnis gezielter Strategie, kultureller Attraktivität und einer Prise mediterranen Charmes, der auf der anderen Seite des Atlantiks nie ganz vergessen wurde. Die Region hat bewiesen, dass sie nicht nur fotogen ist – sondern auch zukunftsfähig.

Die spannende Frage lautet nun: Gelingt es, diesen Schwung verantwortungsvoll zu nutzen – und dabei sowohl Gästen als auch Gastgebern gerecht zu werden?

Von Andreas M. B.

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