Ein gewaltiger Schlag gegen die Cyberkriminalität: In einer internationalen Polizeirazzia wurden zwei der größten illegalen Online-Marktplätze, Cracked und Nulled, vom Netz genommen. Auf diesen Plattformen handelten Cyberkriminelle mit gestohlenen Daten, Hacking-Tools und anderen illegalen Dienstleistungen. Die Operation führte zu mehreren Verhaftungen und umfangreichen Beschlagnahmungen.
Großangelegte Razzia mit weltweiter Beteiligung
Die Aktion wurde von den deutschen Behörden in Zusammenarbeit mit Europol, dem US-Justizministerium und weiteren internationalen Ermittlungsbehörden durchgeführt. Zwischen Dienstag und Donnerstag fanden Durchsuchungen an sieben verschiedenen Orten statt, bei denen 17 Server und 67 elektronische Geräte sichergestellt wurden.
Doch das war noch nicht alles. Die Ermittler froren zwölf Konten ein, schlossen zwei Domain-Adressen und nahmen einen Zahlungs- sowie einen Hosting-Dienstleister vom Netz – beides essenzielle Bestandteile der illegalen Infrastruktur. Auch über 300.000 Dollar in bar und Kryptowährungen wurden konfisziert.
Europol veröffentlichte sogar ein Video, das zeigt, wie Verdächtige während der Razzien festgenommen wurden.
Cybercrime-Hotspots mit Millionen Nutzern
Die Dimension dieser Plattformen war gigantisch. Laut Europol hatten Cracked und Nulled zusammen über 10 Millionen Nutzer und waren berüchtigte Anlaufstellen für Cyberkriminelle weltweit. Sie boten Cybercrime-as-a-Service an – also eine Art Online-Supermarkt für digitale Verbrechen. Hier konnte man gestohlene Login-Daten, Schadsoftware und Hacking-Tools kaufen oder verkaufen.
Das US-Justizministerium gab an, dass Cracked seit 2018 aktiv war und über vier Millionen Mitglieder sowie 28 Millionen Beiträge enthielt, in denen illegale Produkte beworben wurden. Die Betreiber verdienten damit rund vier Millionen Dollar – während mindestens 17 Millionen Menschen in den USA zu Opfern wurden.
Nulled existierte sogar noch länger: seit 2016. Dort waren über fünf Millionen Nutzer registriert, die in 43 Millionen Beiträgen illegale Waren anboten. Der Marktplatz setzte schätzungsweise eine Million Dollar pro Jahr um.
Festnahmen und harte Strafen drohen
Infolge der Operation wurde Lucas Sohn, ein 28-jähriger argentinischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Spanien, von den US-Behörden angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, einer der Administratoren von Nulled gewesen zu sein. Er soll unter anderem eine Treuhandfunktion („Escrow Service“) für illegale Transaktionen übernommen haben.
Sollte Sohn verurteilt werden, drohen ihm:
- Bis zu 15 Jahre Gefängnis wegen Identitätsbetrugs
- 10 Jahre Haft wegen Betrugs mit Zugangsdaten
- 5 Jahre Haft für Verschwörung zum Handel mit Passwörtern
Auch Australien, Frankreich, Griechenland, Italien, Rumänien und Spanien waren an der großangelegten Ermittlung beteiligt – ein starkes Zeichen gegen die wachsende Bedrohung durch Cyberkriminalität.
Ein Wendepunkt im Kampf gegen digitale Kriminalität?
Die Abschaltung von Cracked und Nulled ist ein großer Erfolg für die internationale Strafverfolgung, doch die Frage bleibt: Wird dies das Cybercrime-Ökosystem nachhaltig stören? Erfahrungsgemäß entstehen nach solchen Schlägen oft neue Plattformen, die die Lücke füllen.
Allerdings wird es für Cyberkriminelle immer schwieriger, solche Foren im Verborgenen zu betreiben. Ermittlungsbehörden setzen zunehmend auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit und modernste Technologien, um Verbrechern das Handwerk zu legen.
Die Botschaft ist klar: Der digitale Schwarzmarkt ist kein rechtsfreier Raum. Wer sich daran beteiligt, muss damit rechnen, dass die Strafverfolgung eines Tages an die Tür klopft – oder direkt den Server abschaltet.
Von C. Hatty
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