Tag & Nacht

Manche Tage im Kalender erzählen Geschichten – und der 6. Januar gehört zweifellos dazu. Während er in Deutschland vor allem als Dreikönigstag bekannt ist, spielt er auch in Frankreich eine besondere Rolle, jedoch auf ganz eigene Weise. Zwei Länder, ein Datum, aber unterschiedliche Bräuche und Bedeutungen. Was macht diesen Tag so bemerkenswert?


Deutschland: Der Dreikönigstag und seine Wurzeln

Der Dreikönigstag, auch Epiphanias genannt, ist einer der ältesten christlichen Feiertage. Er erinnert an die Weisen aus dem Morgenland, die der Überlieferung nach dem neugeborenen Jesuskind Geschenke brachten – Gold, Weihrauch und Myrrhe. Doch was bedeutet das heute für Deutschland?

In einigen Bundesländern, wie Bayern und Baden-Württemberg, ist der 6. Januar ein gesetzlicher Feiertag. Viele Familien feiern diesen Tag mit dem traditionellen Dreikönigssingen. Dabei ziehen Kinder, verkleidet als die Heiligen Drei Könige, von Haus zu Haus, singen Lieder und sammeln Spenden – oft für wohltätige Zwecke. Ihre Türsegenssprüche „C+M+B“ (für Christus mansionem benedicat, „Christus segne dieses Haus“) zieren später Haustüren und erinnern an den Besuch der Sternensucher.

Doch der Dreikönigstag hat auch eine politische Dimension. In Baden-Württemberg findet traditionell der Dreikönigskongress der FDP statt. Dieser politische Jahresauftakt hat sich über Jahrzehnte als Plattform für wegweisende Debatten etabliert – ein faszinierender Kontrast zu den besinnlichen Hausbesuchen der Sternsinger.


Frankreich: Galette des Rois und ein königlicher Genuss

In Frankreich dreht sich am 6. Januar alles um die Galette des Rois, eine köstliche Blätterteigpastete, die mit Marzipan gefüllt ist. Doch dieser Kuchen ist mehr als nur ein kulinarisches Highlight – er steckt voller Symbolik und Rituale.

Das Besondere an der Galette ist die kleine Porzellanfigur, die im Inneren versteckt ist, die sogenannte „fève“. Wer beim Essen auf die Figur beißt, wird für einen Tag zur Königin oder zum König gekrönt. Traditionell trägt der Glückspilz eine Pappkrone und darf bestimmen, wer sein „Königspartner“ wird. So wird aus einem einfachen Kuchen ein Fest der Gemeinschaft und Freude – und oft auch ein Grund für Gelächter, wenn jemand versehentlich auf die fève beißt.

Aber woher stammt dieser Brauch? Die Wurzeln der Galette reichen bis ins antike Rom zurück, wo zu Ehren des Sonnengottes Sol Festlichkeiten veranstaltet wurden. Mit der Zeit wurde das Ritual christianisiert, behielt jedoch seine spielerische Leichtigkeit. Heute ist die Galette ein echtes Familienritual, das Frankreich im Januar zusammenbringt.


Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Trotz ihrer unterschiedlichen Ausprägung verbindet Frankreich und Deutschland eines: Der 6. Januar ist ein Tag der Tradition, des Zusammenseins und des Rückblicks. Während in Deutschland der Fokus stärker auf der religiösen Bedeutung liegt, steht in Frankreich der Genuss und die spielerische Gemeinschaft im Vordergrund.

Doch es gibt auch eine unterschwellige Gemeinsamkeit: Beide Länder nutzen diesen Tag, um Werte wie Nächstenliebe, Dankbarkeit und Freude zu feiern. Sei es durch das Teilen eines Kuchens oder das Segnen eines Hauses – dieser Tag lädt dazu ein, innezuhalten und die kleinen Dinge des Lebens zu würdigen.


Was bedeutet der 6. Januar heute?

Natürlich haben sich die Bräuche im Laufe der Zeit verändert. In Deutschland ist der Dreikönigstag vielerorts ein Anlass für Spendenaktionen und soziales Engagement, während in Frankreich die Tradition der Galette in Cafés, Schulen und Büros zu einem modernen Ritual geworden ist. Aber was bleibt?

Vielleicht ist es genau das, was diesen Tag so besonders macht: Er erinnert uns daran, dass Traditionen nicht verstauben müssen. Sie können sich anpassen, weiterentwickeln – und trotzdem ihren Kern bewahren.


Ein Blick über den Tellerrand

Interessant ist auch, dass der 6. Januar in anderen Ländern wieder ganz anders gefeiert wird. In Spanien etwa ist es der Höhepunkt der Weihnachtszeit, bekannt als „Día de los Reyes Magos“. Dort bringen die Heiligen Drei Könige die Geschenke, nicht der Weihnachtsmann. Ein spannender Gedanke, oder?

Und so zeigt uns dieser Tag: Traditionen sind lebendig, vielfältig und voller Überraschungen. Sie verbinden Menschen – und manchmal auch Länder, die auf den ersten Blick ganz unterschiedlich erscheinen.

Vielleicht schnappen Sie sich heute ja auch eine Galette des Rois oder zünden eine Kerze an – und feiern den 6. Januar auf Ihre ganz eigene Weise.

Es grüßt die Redaktion von Nachrichten.fr!


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